The Boy: Wieder nur ein Mörder-Puppen-Film?

Puppen in Horrorfilmen sind eigentlich DAS DING überhaupt. Gruselige Jumpscares und tödliche Messerattacken stehen auf ihrer To-Do-Liste. In den meisten Filmen, wie zum Beispiel bei Chucky oder Anabelle, sind die Puppen zum Leben erwacht und terrorisieren die Menschen um sie herum. Ist The Boy auch nur einer dieser Mörder-Puppen-Filme?

Simple Story mit Überraschungen

Greta (Lauren Cohan), ist eine junge Frau auf der Flucht vor ihren alten Leben. Um ihren Alltag zu entkommen, beschließt sie kurzerhand eine Stelle als Kindermädchen für das Ehepaar Mr. & Mrs. Heelshire (Jim Norton und Diana Hardcastle) anzunehmen. Ihre Aufgabe ist es, auf deren achtjährigen Sohn Brahms aufzupassen. Klingt eigentlich ziemlich einfach, allerdings entpuppt sich Brahms nicht als gewöhnlicher Achtjährige, sondern als Porzellanpuppe. Natürlich belächelt Greta die Puppe und hält es für einen Scherz des älteren Paares, allerdings ist es deren Ernst und sie lassen Greta mit Puppe Brahms alleine zuhause, weil sie nach vielen Jahren endlich wieder in den Urlaub fahren wollen. Während ihrer Abwesenheit, erfährt Greta, dass der „echte“ Brahms durch ein Feuer umgekommen sein soll und die Puppe dem Ehepaar über den Verlust hinweghelfen soll. Auch im Haus selbst geschehen merkwürdige und scheinbar supranaturale Dinge, die Greta verunsichern. Zu guter Letzt redet die Puppe mit ihr und sie bewegt sich, wenn Greta nicht hinsieht. Im Glauben, dass die Puppe lebt, behandelt sie sie wie ein ganz gewöhnliches Kind; isst und spielt mit ihm, liest ihm vor und spielt Musik. Bis plötzlich ihr Ex vor der Tür steht und droht, sie zu verletzen…

 

Jeder Horrorfilm ist anders und jeder empfindet Horror auch anders (ich persönlich mache mir bei allem in die Hose xD), allerdings erschafft der Regisseur mit The Boy eine neue Auffassung von Horror.

 

 

Alles in allem wirkt der Film schon von Anfang an sehr ungewöhnlich. Ein abgeschiedenes Landhaus, welches nur einmal pro Woche von dem Lieferanten Malcolm aus der Stadt beliefert wird. Das Landhaus wartet dabei mit dem üblichen Inventar englischer Herrenhäuser auf: Ausgestopfte Tierköpfe an der Wand, Holzvertäfelung überall, knarrende Dielen und natürlich ein mit allerlei ominöse schattenwerfendem Kram ausgestatteter Dachboden. Jede Ecke ist gruseliger als die andere und wirft somit schon ein gespenstiges Flair auf das Geschehen.

Nichtsdestotrotz steht hauptsächlich die Puppe im Mittelpunkt der Geschichte. Durch ihre lebensechte Wirkung, wird der Puppe Leben eingehaucht, über das sie eigentlich nicht verfügt.

Spätestens, als sich Greta entscheidet, der Puppe ihr eigenes Leben zuzugestehen und Brahms ähnlich wie seine Eltern zu behandeln, könnte der Film in einen effektiven, psychologisch angehauchten Horror übergehen. Könnte. Denn dazu setzt Regisseur William Brent Bell zu sehr auf althergebrachte Klischees: Das Publikum bekommt Nahaufnahmen von ausgestopften Tieren zu sehen, die gruselig wirken sollen, aber keinen wirklichen Bezug zum Spuk haben. Und natürlich entdeckt Greta während eines Gewitters die seltsamen Eigenschaften der Puppe. Dann sind da noch die diversen Albträume, die für einige Schrecksekunden sorgen, für Freundinnen und Freunde des Genres aber relativ vorhersehbar sind.

Auch die Kameraführung an sich ist teilweise auf Nahaufnahmen fixiert, gerade wenn es um die Puppe geht. Trotzdem ist diese Leistung ziemlich solide, denn sie kitzelt den Angstfaktor nicht besonders gut aus den Zuschauer heraus.

 

 

Falls man schon einige Horrorstreifen im Leben gesehen hat, kommt man schnell hinter des Rätsels Lösung

Das Rätsel um Brahms, beziehungsweise um das Geschehen, ist schnell zu lösen, wenn man Eins und Eins zusammenzählt. Und diese Erkenntnis zerstört das Filmerlebnis ein wenig.

Teilweise sind einige Handlungen der Protagonisten etwas unverständlich und unnötig. Die Aktion der beiden Eltern im Filomverlauf ist unverständlich und übertrieben. Auch Gretas Verhalten wirft oft einige Fragen auf, zum Beispiel zum Ende hin, als sie versucht Brahms zu beruhigen.

Und teilweise wurden Informationen vorenthalten, die allerdings stark interessiert hätten. Fürs erste einmal, wie und warum Brahms damalige Freundin gestorben ist, ob es ein dummer Unfall war oder Brahms etwas damit zu tun hat. Diese Wahrheiten über ihn und seine Eltern werden leider nur kurz angesprochen und nicht wieder aufgegriffen.

Das Ende im Allgemeinen hätte auch anders verlaufen können. Die Wendung am Ende der Geschichte ist zwar vorhersehbar aber ziemlich schlecht inszeniert. Gerade die „Aufdeckungs-Phase“ wird viel zu kurz behandelt. Als Greta die Wahrheiten herausfindet, wurde viel zu wenig Augenmerk darauf gelegt was eigentlich passiert ist. Ab genau diesem Zeitpunkt überschlagen sich die Ereignisse viel zu sehr. Was in den letzten 10 Minuten passiert ist, hätte man ausgeschmückt in einen weiteren Teil packen können. Vor allem wird mir nicht recht ersichtlich, warum der Protagonist endlich so handelt, wie er handelt (schaut den Film :D). Am Ende stellte sich mir die Frage, weshalb Greta am Ende so handelt, wie sie handelt. Das kommt mir sehr typisch klischeehaft amerikanisch vor. Die Geschichte wird von einem Moment zum nächsten einfach beendet, ohne ein wirkliches Finale und ohne Pointe. 

Trotz ein paar Kleinigkeiten ist der Film gut gelungen. Der Zuschauer bekommt tatsächlich das Gefühl, dass die Puppe lebt und übernatürliche Dinge vollbringt. Auch das Verhalten der Schauspieler trägt gut dazu bei, dies auch zu glauben. Gerade wenn Greta vor Angst in Tränen ausbricht und glaubt, verrückt zu werden.

 

 

Musikalische Unterstützung durch durchschnittlich schräge Soundtracks

Die Sounds haben den gleichen Effekt, wie bei jedem Horrorfilm, sie steigern bloß die Spannung. Auch in diesem Film wird der Gruselfaktor positiv durch die Tracks beeinflusst. Doch sie sind nicht besonders, sondern auch nur, wie die anderen Sounds aus vielen anderen Horrorfilmen. Allerdings gibt es auch nur dann Filmmusik, wenn es etwas zum Gruseln gibt. Andere Szenen erhalten kaum Sound, was den Film eigentlich abrunden sollte.

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Fazit

Alles in allem ist der Film ein guter Horrorfilm, auch wenn man das Genre Horror weitläufig auslegen kann. Vielleicht trifft es Soft-Horror ganz gut. Es ist sogar mal eine ganz coole Idee, die Puppe zum Leben erwachen zu lassen, denn das lässt den Film umso mehr ghosty wirken. Die Hintergrundgeschichte kann sich absolut hören lassen und lässt den Zuschauer erschaudern. Es ist ein spannender Horror-Film eines etwas anderen Kalibers und möglicherweise nichts für Horror-Suchties, denn es könnte sie enttäuschen. Achtung: der Trailer verspricht eine komplett andere Story, viel größere supranaturale Kräfte und mehr Horror, was der Film letztendlich kaum bietet.

The Boy

8,99 €
7

Story

9.0/10

Schauspiel

8.0/10

Kamera

6.0/10

Inszenierung

7.0/10

Sound

5.0/10

Pros

  • Interessanter Twist
  • Coole Story
  • Augenmerk auf der Puppe

Cons

  • Vorhersehbares Ende
  • Fehlende Informationen
  • Unbefriedigendes Ende

geschrieben am: 2. März, 2017 um 7:21 pm

Autor:

Jan Feldow">

Jan Feldow