KRITIK: Wunder | Wunderschönes und liebevolles Drama um einen entstellten Jungen

2018 wartet schon zu Beginn mit einer großen Filmüberraschung auf. Wunder ist ein „wunder“-schöner Film voller wunderbarer Botschaften. Was so „Wunder“-voll an diesem Film ist, erkläre ich euch in der nachfolgenden Kritik.
INHALTSANGABE
August Pullman (Jacob Tremblay), der von allen „Auggie“ genannt wird, ist humorvoll, schlau und liebenswert, hat eine tolle Familie und ist dennoch seit seiner Geburt ein Außenseiter. Denn er hat aufgrund eines Gendefektes ein stark entstelltes Gesicht, das es unmöglich erscheinen lässt, dass er auf eine reguläre Schule geht. Stattdessen wird er zu Hause von seiner Mutter Isabel (Julia Roberts) unterrichtet. Als er jedoch zehn Jahre alt wird, diskutieren seine Mutter und sein Vater (Owen Wilson) darüber, ihn nicht vielleicht doch am üblichen Schulbetrieb teilnehmen zu lassen, weshalb er kurz darauf in die fünfte Klasse an der Beecher Prep geht. Dort lernt er trotz anfänglicher Schwierigkeiten, sich mit seinem Äußeren zu arrangieren und findet schnell neue Freunde.
KRITIK
Nachdem ich hörte, dass Owen Wilson zusammen mit Julia Roberts in einer Tragikomödie im Style von „Marley und Ich“ mitspielt, dachte ich zuerst „Oh Gott, bitte nicht“, da es die letzten Jahre sehr danach aussah, dass Wilson komplett in dieses Genre abrutscht. Am Ende wurde ich aber sehr positiv überrascht. „Wunder“ ist ein liebevoll erzählter, emotional berührender Film über einen seit der Geburt entstellten Jungen, der zum ersten mal an eine öffentliche Schule geht und sich mit anderen Jungs in seinem Alter auseinandersetzen muss.
Darstellerisch ist „Wunder“ vor allem dank Jungdarsteller Jacob Tremblay absolut großartig. Er spielt diesen seit der Geburt entstellten Jungen mit so einer Empathie und einer Größe, dass wir als Zuschauer direkt eine Beziehung zu ihm aufbauen. Auch in den sehr emotionalen Momenten schafft es Wonder zu punkten. Doch nicht nur Jacob Tremblay gibt eine herausragende Performance. Besonders Julia Roberts brilliert als Mutter, die ihren Sohn mehr liebt als alles andere. Sogar ihr Mann und ihre Tochter leiden darunter, da sie sich komplett für ihren Sohn aufopfert. Ihre innerliche Zerrissenheit spiegelt sich wunderbar auf den Zuschauer wieder und zeigt, wie schlecht es ihr eigentlich geht. Ihre Rolle ist der emotionale Ankerpunkt für das ältere Semester, welches schon Kinder oder sogar Enkelkinder hat. Besonders diese Altersgruppe sollte sich am besten mit ihrem Charakter identifizieren können.
Das einzige schauspielerische Problem hatte ich mit Owen Wilson. Das liegt daran, dass seine Rolle einfach nur da ist, um zu zeigen, dass es sich um eine ganz normale Familie handelt mit Vater und Mutter. Seine Rolle ist tatsächlich eher unnötig und hat keine relevanten Momente innerhalb des Filmes. Auch schauspielerisch schafft es Owen Wilson nicht, seine Rolle mit dem nötigen Charisma auszustatten. Seine Rolle wirkt sehr austauschbar und nicht wirklich interessant.
Die Geschichte des Filmes ist zwar nicht neu, schafft es aber trotzdem frische und ergreifende Momente einzubauen. Es wirkt nicht abgekupfert, geklaut oder in irgendeiner Weise nachgemacht. Alles wirkt ehrlich, herzlich und nachvollziehbar. Besonders das letzte Drittel schafft es noch einmal anzuziehen und uns leichte Freudentränen in die Augen zu zaubern. Inhaltlich ist Wonder so ein exzellent geschriebenes Familien-Drama, bei dem (fast) jeder Gag sitzt, auch wenn es nicht wirklich viele Gags sind. Die Charakterzeichnung ist auch sehr passend und nicht zu übertrieben. Nur die Rolle von Owen Wilson (wie schon angesprochen) ist sehr platt und unnötig in die Geschichte eingebaut. Das mindert den Eindruck schon ein wenig.
Einige Kleinigkeiten zum Schluss: Die Kameraarbeit und Optik sind sehr passend für ein Drama. Die Kamera steht oft gern rum, also auf gut deutsch, es gibt sehr wenige bis keine Kamerafahrten. Trotzdem wird alles gut eingefangen und es fällt daher auch überhaupt nicht auf. Passt also super zum Genre und zum generellen Film. Das Make-Up ist wirklich stark, auch wenn es in wenigen Momenten aussieht wie eine Maske, und so etwas sollte der Film nicht bewirken, da es ja doch sehr glaubwürdig wirken soll. Das Problem ist aber nichts so schlimm, daher vergeben wir hier keine Minuspunkte. Der Soundtrack ist manchmal etwas zu überdominant, dennoch hat der Film mitreißende Tracks (auch wenn es hauptsächlich bekannte Chart-Musik ist), die toll zur Stimmung des Filmes beitragen.
FAZIT
Wonder ist ein herzlicher, liebevoller und warmer Film mit einem absolut großartigen Jacob Tremblay und einer tollen Julia Roberts. Inszenatorisch haben wir das alles schon einmal gesehen und von der Charakterzeichnung (im Bezug auf die Rolle von Owen Wilson) hätte man hier mehr rausholen können. Ansonsten ist der Film ein großer und emotionaler Spaß für die ganze Familie, der zwar nicht vom Hocker haut, dennoch nachträglich im Bewusstsein bleibt und uns durch alltägliche Dinge immer wieder ins Bewusstsein gerufen wird.
Pros
- Jacob Tremblay & Julia Roberts sind großartig
- Herzlich bis zum Ende
- Emotionale Spitzen
- Kurzweilig
- Ein Film für die ganze Familie
- Nie zu übertrieben und plakativ
- Gutes Make-Up..
Cons
- Owen Wilson
- etwas überdominante Musik
- ..Was in wenigen Momenten doch wie eine Maske aussieht
- Wenige neue Ideen