Kritik: Voyagers | Im Weltall hört dich niemand ausflippen

Die Internationale Presse zerreißt den neusten Film „Voyagers“ von Regisseur Neil Burger (Ohne Limit) in der Luft. Warum das aber nachvollziehbar ist und warum Direct to Video on Demand Filme immer schlechter werden, verrate ich euch in meiner Kritik.

 

Inhalt

 

Als die Zukunft der menschlichen Rasse auf dem Spiel steht, begibt sich eine Gruppe junger Männer und Frauen (unter anderem Tye Sheridan, Isaac Hempstead Wright, Lily-Rose Depp, Fionn Whitehead), die auf Intelligenz und Gehorsam gezüchtet wurden, auf eine Expedition zur Kolonisierung eines fernen Planeten. Doch als beunruhigende Geheimnisse über die Mission ans Tageslicht kommen, beginnen sie immer mehr, ihrem Training zu trotzen und ihre primitivste Form ihrer eigenen Natur zu ergründen. Und während das Leben auf dem Schiff immer mehr im Chaos versinkt, werden sie zunehmend von Angst, Lust und dem unstillbaren Hunger nach Macht zerfressen. Dachten sie anfänglich noch, es mit einer Gefahr von außen zu tun zu kriegen, droht nun das, was sich in ihrem Inneren abspielt, ihr Leben gravierend zu verändern…
 
 

Kritik

 

Regisseur Neil Burger ist kein großer Filmemacher, aber einer, den ich seit einigen Jahren als sehr interessant erachte. Genau genommen seit „Ohne Limit“ mit Bradley Cooper und Robert DeNiro hat er einen Stein bei mir im Brett. Leider folgten nach dem Film immer mehr mittelmäßige Produktionen wie „Divergent“ oder zuletzt das „Ziemlich beste Freunde“-Remake „The Upside„. Der Stein im Brett fängt also schon langsam an zu wackeln und aus dem gesetzten Loch zu fallen. Mit „Voyagers“ sein neuster Film, ist das leider passiert. Dabei war der Trailer und die Prämisse gar nicht so verkehrt. Auch mit dem Cast hat man es offenbar sehr gut gemeint. Tye Sheridan (Ready Player One), Fionn Whitehead (Dunkirk), Colin Farrell (Brügge sehen… und sterben?) und sogar Lily-Rose Depp, die Tochter von Johnny Depp, geben sich hier die Ehre. Doch selbst dieses Staraufgebot kann diesen Film nicht mehr retten. Die Gründe sind offensichtlich und versuche ich euch nach und nach vorzustellen.

Das erste große Problem, welches nach ungefähr 15 Minuten Laufzeit auffällt, ist das Set-Design. Wir befinden uns im All und in einem Raumschiff. Das Problem dieses Settings ist es, das wir es nie zu sehen bekommen. Wenn sie schon versuchen, einen eigenen Subkosmus in diesem Raumschiff zu entwickeln, dann muss man diese Welt auch gescheit zeigen und beschreiben. Da wir nie das ganze Ausmaß dessen erblicken können, haben wir auch nie ein Gefühl für die Größe. Wie lang ist dieses Raumschiff, wie viele Gänge und Räume mag es geben? Es ist nicht möglich, sich vorzustellen, was alles da ist und was nicht. Da der Film auch quasi nur an Bord spielt und wir uns von einem Gang in den nächsten bewegen, haben wir gar keine Orientierung, wo vorne und hinten ist. Es fehlt an einem gut ausgedachten und erklärten Worldbuilding, welches uns die Grenzen und die Gesetze dieser fiktiven Welt aufzeigt, ohne sie zwangsläufig mit Worten in unseren Kopf zu hämmern.

Neben dem Problem des Worldbuildings haben wir noch das mit der Logik. Von dem Start bis zur Ankunft auf einem neuen Planeten vergehen sehr viel Jahre. Nie macht es aber Sinn, wie lange sie reisen, wieso sie überleben und was der eigentliche Sinn dieser Mission ist. Die eigene Handlung des Filmes wird gebogen und gebrochen, wie es einem passt. Da ist es auch egal, ob die Atmosphäre des Universums einem die Augen aussaugen würde. Hier wird trotz offener Luke seelenruhig gekämpft, ohne Blessuren davon zu tragen. Das Anbauen des Essens macht auch keinen Sinn. Wie kann so wenig Essen für so eine große Besatzung für 84 Jahre reichen? Dieses Schiff ist viel zu clean und hat gar nicht die Möglichkeiten, so viel anzubauen, das es reicht. Immer wieder wirft der Film fragen, auf die er nicht beantworten will und oder kann. Das sorgt für einen Stress und eine Wut bei dem Zuschauer. Nicht zwingend auf sich selber, weil man es nicht versteht. Sondern viel mehr auf das Unvermögen der Macher hinter der Kamera, die den eigenen Stoff nicht durchdacht haben.

Das letzte Problem, welches den ganzen Film „abrundet“ sind die Darsteller. Wie Eingehens erwähnt, haben wir ein riesiges Star Aufgebot vor der Kamera. Wenn die doch auch nur das bringen würden, was sie könnten. Tye Sheridan löst das Gefühl aus, dass er nur auf sein Paycheck wartet. Lustlos stapft er sich von einem gleichen Gang in den Nächsten. Fionn Whitehead zeigte in Dunkirk wie gut er spielen kann, kriegt hier aber keiner erweise die dramaturgische Tiefe eines Antagonisten hin. Die wirklich wütenden Szenen kauft man ihm einfach nicht ab. So wirkt er nie wirklich bedrohlich trotz dessen, dass er einfach über Leichen geht für das, was er glaubt oder anderen zu glauben machen versucht. Colin Farrell kommt genau genommen kaum vor. Er stiehlt sich am klügsten aus der ganzen Sache heraus, da ihm vielleicht schon bewusst war, was er hier für einen Quatsch macht. Dann ist da aber auch noch die Tochter von Johnny Depp, Lily-Rose Depp. Sie ist hölzern und extrem gelangweilt. Ich bin mir fast schon sicher, dass sie im kommenden Jahr eine Nominierung für den Anti-Oscar kriegen könnte.

 

Fazit

 

Es ist schwer belastend, dass trotz eines guten Trailers und einem besonders schönen Poster so ein Quatsch dabei herum kommt. Ein zwar eigentlich ausgezeichnet besetzter Film, der sich mit all seinen Fehlern selber im Weg steht. Die Ausmaße der Welt sind nicht verständlich, die Darsteller sind lustlos oder unglaubwürdig und die Logik hängt sehr schief. Eine wirklich große Enttäuschung in einem sonst so ganz guten Filmjahr.

0.00
4.9

Story

4.0/10

Schauspiel

5.0/10

Kamera

6.0/10

Inszenierung

4.0/10

Sound

5.5/10

Pros

  • Solide Kamera
  • Fängt vielversprechend an
  • Nettes Ende

Cons

  • Worldbuilding existiert quasi nicht
  • Darsteller dauerhaft lustlos
  • Unlogisch von vorne bis hinten
  • Baut nie wirklich Spannung auf

geschrieben am: 30. April, 2021 um 11:05 pm

Autor:

Johnny