Kritik: Titanic | Ein zeitloser Klassiker

(Fast) jeder kennt James Cameron’s „Titanic“. Mit einem Einspielergebnis von 2,2 Milliarden US-Dollar, ist er immer noch einer der 5 erfolgreichsten Filme aller Zeiten. An der Wucht, die der Film auslöst hat sich bis heute nichts getan. Warum, verrate ich euch in meiner Kritik.

 

Inhalt

 

„Titanic“ enthält gleich drei Geschichten auf einmal. In der ersten geht es um den Schatzsucher Brock Lovett (Bill Paxton), der das Wrack des ehemals größten Schiffs der Welt nach dem Diamant-Collier „Herz des Ozeans“ absucht. Dabei nimmt das Forscherteam Kontakt zur ehemaligen Besitzerin der wertvollen Kette auf. Die Dame heißt Rose Dawson-Colvert (alt: Gloria Stuart, jung: Kate Winslet) und war 1912 mit an Bord, als das berühmte Unglück geschah. Rose erzählt den Männern Geschichte Nr. 2, in der sie sich auf der Jungfernfahrt als verlobtes Oberschichten-Mädchen in den armen Künstler Jack Dawson (Leonardo DiCaprio) verliebt – eine Liebe über gesellschaftliche Klassen hinweg mit all den dazugehörigen Problemen. Diese Liebesgeschichte wiederum geschieht vor dem Hintergrund von Geschichte Nr. 3: Es ist eine Geschichte voller Größenwahn und blinder Technikgläubigkeit, die an einem Eisberg endet…

 

Kritik

 

Bei der Oscar-Verleihung 1998 konnten die Laudatoren und Gäste kaum glauben, was sie sehen. 38 Jahre nach dem „Ben Hur“ 11 Oscars gewonnen hatte und damit den allzeit Rekord aufstellte, war Titanic der erst zweite Film, der diese Anzahl an Academy Awards gewinnen konnte. Selbst die Verantwortlichen hinter dem Film konnten gar nicht glauben, was da gerade passiert. Unter den 11 Awards waren unter anderen die für den besten Soundtrack, die beste Kamera, die beste Regie und natürlich für den besten Film. Kaum gab es Kritik seitens Zuschauer und Journalisten. Alle waren hellauf begeistert. Auch heute noch ist „Titanic“, einer der beliebtesten und meist rezitierten Filme aller Zeiten. Dialoge wie „Draw me one of your French Girls“ sind Kult. Szenen wie die an der Reling sind aus der Popkultur nicht mehr weg zudenken. Nun wird es also an der zeit noch einmal über den Film zu sprechen. Verdient hat er es!

Die Frage ist nur, wo fängt man bei so einem Film an. Ich denke, wir starten mit den ersten 20 Minuten. Bevor wir die Titanic in See stechen sehen, wird die Geschichte einer Crew erzählt, die unbedingt alte Schätze aus der gesunkenen Titanic borgen wollen. Eines der wichtigsten Dinge ist das Herz des Ozeans, welches bei dem Untergang der Titanic mit untergegangen sein sollte. Als sie es aber nicht finden, dafür aber ein gezeichnetes Foto, meldet sich die gealterte Rose und kommt auf das Schiff, um uns die Geschichte, die wir eigentlich alle kennen, zu erzählen. Gloria Stuart war im Jahre 1998 sogar für einen Oscar nominiert. Kaum zu glauben, dass sie nie gewonnen hat. Mit den kleinen Sequenzen legt sie schon einmal ein zwischenmenschliches Konstrukt. Durch den Wechsel dann auf Kate Winslet haben wir gar kein Problem damit, ihr sofort zu glauben und für sie Sympathien einzulegen.

Doch nicht nur dafür sind die ersten Minuten besonders. James Cameron nutzt die Zeit, um seiner Passion zu frönen. Natürlich zeigt er Unterwasser aufnahmen der Titanic. Schließlich liegt seine absolute Liebe im Ozean und das weiß man auch. Gerade wenn man mitbekommen hat, was für Dokumentationen er danach gedreht hat. Sogar sein Film „The Abyss“ ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Nicht nur also wegen des Schauspiels, sondern der spürbaren Liebe zu dem Thema schafft es James Cameron, eine tolle Atmosphäre aufzubauen.

Wenn wir aber jetzt auch schon über Gloria Stuart reden, können wir auch über den Rest des Casts sprechen. Einzig Kate Winslet hatte neben Stuart eine Nominierung bekommen. Es mag heutzutage komisch klingen, aber für DiCaprio gab es keine. Damals war man sich sehr sicher, dass der „Schönling“ nur ein kurzer Gast in der Filmbranche ist. Doch eigentlich hätte auch er für die Rolle des Jack eine Oscar-Nominierung verdient. Gerade im letzten Drittel dreht er spürbar auf und spielt Kate Winslet, in kleineren Momenten fast schon an die Wand. Kate Winslet macht sich dafür aber den ganzen Film zueignen. Sie ist der große emotionale Anker des Filmes und funktioniert perfekt. Mit kleineren Gestiken und Veränderungen der Mimik schafft Winslet eine Präsenz zu kreieren, die sich auch bis heute beibehalten hat. Man kann frei sagen, dass sie eine der besten Schauspielerinnen ist, die es in Hollywood aktuell gibt. Neben den beiden Hauptdarsteller kriegen wir aber auch noch Größen wie Kathy Bates oder Bill Paxton zu sehen. Es ist erstaunlich, was Cameron für ein riesen Cast aufgefahren hat, die alle einen Mörder Job abgeben. Überragende Regie, wie er aus jeder noch so kleinen Nebenrolle das absolute Maximum heraus kitzelt. Dafür hat Cameron auch zurecht den Oscar gewonnen.

Der wichtigste Punkt des gesamten Filmes ist aber nicht das Schauspiel, sondern ein ganz anderer. Etwas, das man normalerweise als gegeben hinnehmen würde. „Titanic“ wartet mit einem überragenden Set-Design auf. Jede Reling, jedes Fenster, jedes kleine Boot was an den Seiten des Schiffes hängt, sieht fantastisch aus. Fast schon als wäre es die echte Titanic. James Cameron erschafft mit Produktionsdesigner Peter Lamont eine Welt, die schon lange untergegangen ist. Sie lassen die Titanic für drei Stunden lang wieder auftauchen. Viele Teile des Schiffes wurden in Studios nachgebaut. Große Teile wurden sogar in speziellen Wassertanks versenkt. So viel Liebe zum Detail muss man auch erst einmal aufbringen. Besonders im Jahr 1998, wo es in Mode war, überall CGI einzubauen, wo es gerade passt. „Titanic“ hätte, also auch mit visuellen Effekten zugeballert wurden sein. Sein wir froh, dass wir stattdessen ein toll ausgestattetes Epos bekommen haben, was auch heute nichts von seiner visuellen Tragweite verloren hat.

Oscars gab es bisher in fast allen Punkten, die ich angesprochen habe. Auch für den Soundtrack und den besten Titelsong gab es einen Award. Bis heute ist der Soundtrack zu Titanic einer der bekanntesten der Welt. Jeder erkennt sofort den Anfang von Celine Dion’s „My Heart will go on“. Wie dieser Song aber im eigentlichen Film eingebaut wird und kleinere Momente noch emotionaler werden lässt, ist atemberaubend. Gerade ganz intime, kleine Momente kriegen durch die Musik eine gewisse Schwere. Ein Schwere, die auch nach dem Ende des Filmes noch lange nachzieht.

Es gibt Filme, da wird der Satz „Every Frame a Picture“ sehr oft gezogen. Fast schon wie eine Joker-Karte wird er in die Runde geworden, wenn ein Film besonders hübsch ist. Das war zuletzt bei „Portrait of a Lady on Fire“ oder „Parasite“ der Fall. Auch in „Titanic“ gibt es diese Momente. Viele Szenen dürften auch gerade in euren Kopf kommen, während ihr diese Kritik lest. Nicht nur die Szene an der Reling, auch die Sequenz auf dem Holzbrett im Wasser, der Moment, als Rose mit dem Rettungsboot abgesenkt wird oder der erste Tanz von Rose und Jack zusammen. Die Kamera steht perfekt, die Szenen sind überragend ausgeleuchtet und verleihen allen eine Authentizität. Während des Schauens wird der Gedanke nie erregt, ob das hier alles echt ist oder nicht. Die Immersion durch den Mix aus Bild und Set-Design wirkt wie ein Sog und lässt keinen Zweifel übrig, dass das hier alles wirklich echt ist. 

Die Achillesferse von „Titanic“ ist eigentlich nicht einmal eine. Der einzige Kritikpunkt, den der Film sich gefallen lasse muss, ist das Drehbuch. Die Charaktere sind zwar toll designt und geschrieben, doch die eigentliche Rahmenhandlung gibt nicht so viel her. Daraus wird zwar viel gemacht, es wäre aber noch mehr drin gewesen als eine simple Romanze und den Untergang, der von Anfang an ja klar ist. Hier und da hätte der Film weitere gesellschaftskritische Fragen aufwerfen können. Stellenweise tut er das zwar, wenn es um das Thema zwischen reich und arm geht, macht aber nicht mehr daraus, als einmal an der Oberfläche zu kratzen. Das ist definitiv kein großer Vorwurf, aber es ist etwas, das im Kopf bleibt. Dass etwas da ist, was die Qualität ein klein bisschen schmälert.

Gerade durch die Romanze und durch DiCaprio als Hauptdarsteller musste sich der Film früher ganz viel Kritik ausgesetzt sehen. Belächelt wurde „Titanic“ als reiner Frauenfilm, in den sie ihre Männer gegen ihren Willen mit hinein schleppen. Dieses Klischee des Filmes ist aber so sexistisch, dass man einfach nur sagen kann: So ist es ganz sicher nicht. Filme sollten nie danach aufgeteilt werden, ob er eher für Frauen oder Männer geeignet ist. Allein das einteilen in zwei Geschlechter ist schon quatsch. Es gibt so viele unterschiedliche Arten von Menschen, wieso wird es immer nur in Mann und Frau eingeteilt? Warum wird ein Film generell in Geschlechter Schubladen gesteckt? Es macht einfach keinen Sinn und ist heute mehr als veraltet.

 

Fazit

 

Auch heute hat „Titanic“ nichts von seinem Glanz verloren. James Cameron inszeniert ein wahnsinnig spannendes wie emotionales Drama, welches durch so viele Punkte nahezu perfekt ist. Die Darsteller spielen bis in die kleinste Nebenrolle überragend. Der Soundtrack sowie der Titelsong ist zeitlos und das Set-Design sowie die Liebe zum Detail hilft dabei, dass „Titanic“ eine Immersion erschafft, der man sich sehr schwer entreißen kann. Deswegen kann man getrost sagen, alle 11 Oscars sind mehr als verdient und zudem zählt dieser Film ohne Wenn und Aber zu einen der besten Filme aller Zeiten.

0.00
9

Story

7.5/10

Schauspiel

8.5/10

Kamera

10.0/10

Inszenierung

10.0/10

Sound

9.0/10

Pros

  • Der Untergang der Titanic ist unfassbar gut umgesetzt
  • Weltklasse Schauspiel von allen beteiligten
  • Authentische Umsetzung der Ereignisse
  • Wunderbarer Anfang und Ende
  • Trotz 194 Minuten kurzweilig
  • Kameraarbeit ein Traum
  • Ein zu Tränen rührender Soundtrack
  • Toll geschriebene Dialoge
  • Auf Blu Ray wunderschön restauriert

Cons

  • Die Handlung ist recht simpel

geschrieben am: 9. Mai, 2021 um 2:54 pm

Autor:

Johnny