KRITIK: Timm Thaler oder das verkaufte Lächeln | Ein Fest für die ganz Kleinen
Das erste Kinoabenteuer von Timm Thaler stellt sich als absolutes Fest für die ganz kleinen Zuschauer heraus. Warum der Film aber ein Graus für die großen ist, verrate ich euch in der nachfolgenden Kritik.
INHALTSANGABE
Der Waisenjunge Timm Thaler (Arved Friese) war schon immer ein aufgeweckter und geselliger Zeitgenosse. Gerade wegen seines ansteckenden Lachens fliegen ihm die Sympathien seiner Mitmenschen regelrecht zu. Aus diesem Grunde hat es auch der ebenso skrupellose wie reiche Baron Lefuet (Justus von Dohnányi) darauf abgesehen: Timm bekommt die Garantie, dass er künftig jede Wette gewinnt, wenn er dem Baron sein Lachen verkauft. Der Junge kann dem verlockenden Angebot nicht widerstehen und glaubt zunächst, der Erfüllung all seiner sehnlichsten Wünsche damit einen großen Schritt näherzukommen. Doch ohne sein Lachen schwindet auch die Freude immer mehr aus seinem zunehmend einsamen Leben. Timms Freunde Kreschimir (Charly Hübner) und Ida (Jule Hermann) wollen dabei allerdings nicht tatenlos zusehen. Zusammen mit Timm schmieden sie einen Plan, um den Baron auszutricksen und Timms Lachen zurückzugewinnen.
KRITIK
Timm Thaler ist ein grauenvoller Film, jedenfalls für die Erwachsenen. Für die Kinder jedoch ist es ein absolutes Fest, wie ich feststellen durfte. In meiner Pressevorführung (Ich weiß, die Review kommt sehr spät) saß ich mit Kritikern und deren Kindern oder Neffen im Kino. Die Kinder haben schallend gelacht, teilweise sogar geweint. Wir Erwachsenen hatten einen sehr ähnlichen Tenor:
„Der Film ist schlicht nicht gut“.
Wenn wir jetzt einmal aus einer etwas distanziereren Sichtweise auf den Film schauen, ist er gar nicht so verkehrt, wie wir ihn nach dem Kinobesuch gemacht hatten. Die Schauspieler sind nämlich auch ganz gut. Arved Friese zum Beispiel, der die Hauptrolle des Filmes übernimmt. Er spielt Timm Thaler, der nach dem Tod seiner Mutter und seines Vaters bei dessen grauenvoller Stiefmutter bleiben muss. Zu allem Unmut hat die auch noch ein ganz fürchterliches Kind, welches Timm das Leben zur Hölle macht. Nachdem er aber mit einem Mann einen Vertrag eingeht, verliert er das Lachen und versucht fortan, es zurück zu bekommen. Klar, einem Jungdarsteller zu sagen, er spielt nicht gut, ist etwas harsch. Hier kann man aber sagen, Arved Friese macht seine Sache im Großen und Ganzen ganz gut. Es wirkt etwas leihenhaft dargestellt und sehr theaterlastig, aber hey, was wollen wir von einem Kind erwarten, das vorher nur in einem Schweighöfer-Film zu sehen war? Für seinen zweiten richtigen Kinofilm ist das schon eine recht solide Leistung, die er hier abliefert.
Die selbe Kritik gilt für den in Deutschland sehr bekannten Justus von Dohnányi, den ich persönlich durch den Film „Das Experiment“ mit Moritz Bleibtreu lieben gelernt habe. Auch hier spielt er wieder groß auf und macht seinem Ruf alle Ehre. Er spielt zwar wirklich etwas arg schräg und sehr überdreht, aber für einen Kinderfilm ist das in einem recht guten Bereich. Schließlich sollen die jungen Zuschauer diesen Mann auch hassen und nicht als real identifizieren. Dafür ist das wirklich solide gespielt. Nur fehlt mir bei ihm irgendwie das gewisse Etwas. So gut er auch spielt, und keine Frage, er ist mit Abstand der beste Schauspieler innerhalb dieses Filmes, er hätte etwas böser oder diabolischer sein können. Am Ende ist seine Leistung aber mehr als akzeptabel und stellt mich als Zuschauer damit mehr als zufrieden.
Ansonsten sind noch Schauspieler wie Alex Prahl, Bjarne Mädel, Charly Hübner oder Steffie Kühnert mit dabei, die ihre Sache auch alle okay machen. Ihre Rollen sind zwar nicht übermaßig glaubwürdig dargestellt und auch schauspielerisch haben sie deutlich mehr auf dem Kasten. Doch für gute 100 Minuten nette Kinderunterhaltung reicht das alle mal. Bei solch einem Film erwartet man ja auch kein oscarwürdiges Schauspiel, sondern eine kindergerechte Adaption eines Kinderbuches. Und das haben sie nicht nur inhaltlich, sondern auch schauspielerisch bekommen.
Auch inhaltlich ist „Timm Thaler oder das verkaufte Lächeln“ sehr kindlich. Die Dialoge sind alle sehr weit hergeholt, nichts ist in irgendeiner Weise glaubwürdig, da alle Handlungen und Charaktere überspitzt geschrieben wurden. Das wirkte sich auch aufs Schauspiel auf, wo ja wirklich alle Charaktere mehr als realitätsfern waren. Die Geschichte des Filmes ist aber auch nicht wirklich neu. Ein Junge, der einen Pakt mit dem Teufel schlägt. So etwas kennen wir aus Filmen wie Ghost Rider oder auch in der Serie Supernatural kam so etwas öfters vor. Hier alles nun in einer Kinderform zu sehen, ist nicht wirklich besser oder frischer. Ganz im Gegenteil, die Geschichte wirkt mehr als ausgelutscht und lässt uns als Zuschauer nur müde gehen. Für Kinder hingegen ist es ein wunderbares Abenteuer, welches sie erleben dürfen. Klar, Vorhersehbarkeiten sind da, wie immer in einem Kinderfilm. Ich meine, seien wir ehrlich, wissen wir nicht eigentlich vor jedem Disney-Animationsfilm so einigermaßen, wie er ausgeht? Genau so ist es auch bei Timm Thaler und da ist bei solch einem Genre auch nichts Verwerfliches dran.
Inhaltlich hätte man aber den Charakteren doch mehr Fleisch geben können. Es hätte alles etwas strukturierter, weniger künstlich und überdreht inszeniert würden können. Dann hätten vielleicht sogar ältere Zuschauer etwas an diesem Film gefunden. So ist es leider für uns Erwachsene ein sehr vorhersehbarer, kitschiger und überraschungsarmer Film, der mit seinen Klischees und seinen Logiklöchern nur so um sich wirft.
FAZIT
Für Kinder ist „Timm Thaler oder das verkaufte Lächeln“ ein Riesenspaß, der dank seinen tollen Charakteren und seiner netten kreativen Inszenierung für leuchtende Augen sorgt. Für Erwachsene ist es ein sehr vorhersehbarer, wenig überraschender Kinderfilm, der viel zu bunt ist, sich etwas zieht und Charaktere lächerlich überzeichnet darstellt. Das positive sind die Darsteller und die nette Atmosphäre, die auch erwachsenen Leuten ein leichtes Grinsen ins Gesicht drückt.
Pros
- Für Kinder genial
- Nette Atmosphäre
- Kindergerechte Inszenierung
- Gute Darsteller, die ihren Charakteren nötige Seele verleihen
- Netter Soundtrack
Cons
- Bis zur Unkenntlichkeit überzeichnet
- Vorhersehbar von der ersten Minute an
- Keine Überraschungen
- Film zieht sich etwas
- Logiklöcher und Klischees soweit das Auge reicht
- Viel zu Bunt