KRITIK: Three Billboards outside Ebbing Missouri | Ein Film für die Ewigkeit

Die Oscars stehen vor der Tür und da wird es Zeit, sich einen der größten Oscar-Favoriten des Jahres anzusehen. Und der ist absolut zurecht einer der ganz großen Favoriten der 90. Oscarverleihung!
INHALTSANGABE
Die Tochter von Mildred Hayes (Frances McDormand) wurde vor Monaten ganz in der Nähe ihres Zuhauses vergewaltigt und ermordet, aber noch immer tut sich in dem Fall nichts. Von einem Hauptverdächtigen fehlt jedenfalls noch jede Spur und so langsam glaubt Mildred, dass die örtliche Polizei einfach ihre Arbeit nicht richtig macht. Und ganz anders als ihr Sohn Robbie (Lucas Hedges), der einfach nur sein Leben weiterleben möchte, kann sie das nicht akzeptieren. Darum lässt sie eines Tages an der Straße, die in ihren Heimatort Ebbing, Missouri führt, drei Werbetafeln mit provokanten Sprüchen aufstellen, die sich an Polizeichef William Willoughby (Woody Harrelson) richten. Klar, dass die Situation nicht lange friedlich bleibt. Als sich dann noch Officer Dixon (Sam Rockwell) einmischt, ein unreifes und gewalttätiges Muttersöhnchen, eskaliert die Lage…
KRITIK
Kann man viel über einen Film schreiben, der in wirklich allen Belangen so gut wie perfekt ist? Ja, man kann und ja, man sollte. Ich versuche euch jetzt so gut es geht zu erklären, wieso „Three Billboards“ einer der besten Filme der Neuzeit ist.
Als erstes fangen wir an, über die Geschichte zu reden. Es geht um Mildred Hayes, dessen Tochter vergewaltigt und verbrannt wurde. Sie wurde dadurch stark mitgenommen und möchte nichts lieber als den Täter ihrer Tochter finden und ihn zur Rechenschaft ziehen. Nur leider sind die Polizisten der Kleinstadt extrem inkompetent und dazu auch noch rassistisch und homophob. Daraufhin mietet sie sich drei Billboards, um diese Polizisten öffentlich anzuprangern. Was erst nach einem recht konventionellen Drama klingt, entwickelt sich schnell zu einer dramatischen Komödie mit herausragenden Charakteren und einer Geschichte, die nicht abwechslungsreicher hätte sein können. Wir erleben fürchterlich schräge Momente, wie z.B. eine Szene, in dem einem Zahnarzt in die Hand gebohrt wird oder die Szene, in der ein Mann einfach hochkant aus dem Fenster geworfen wird. Der Film kreiert aberwitzige Momente, die aber tief im Kern fürchterlich emotional, ergreifend und schockierend sind. Three Billboards ist zwar eine Drama-Komödie, die aber, sobald man länger darüber nachdenkt, ganz tief geht und eine sehr harte Gesellschaftssatire darstellt. Das alles finde ich wunderbar und bis in das hinterste Komma perfekt geschrieben. Kaum etwas wirkt zu lang, alles agiert perfekt miteinander. Nichts wirkt unnötig integriert oder ergibt keinen Sinn. Mehr als zu sagen, dass wir hier eines der besten Drehbücher der vergangenen Jahre vor uns liegen haben, kann man nicht tun. Und selbst das ist eigentlich noch untertrieben.
Bei den Darstellern muss man eigentlich nicht viel zu sagen. Hier hat jeder Darsteller eine Oscarnominierung verdient. Allen voran Frances McDormand, die Mildred Hayes spielt und hier eine Jahrhundert-Performance abliefert. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen. Sie gibt ihrem Charakter eine ungeheure Aura und Atmosphäre mit. Wir nehmen ihr als Zuschauer jede Sekunde ab und es wirkt nie gekünstelt oder unrealistisch. Ganz im Gegenteil, ihre Darbietung wirkt sogar so realistisch, dass wir vergessen, dass wir gerade eigentlich einen Film schauen. Ich frage mich, wo diese Frau die ganze Energie und Emotionen für diese Rolle her genommen hat. Wenn sie dafür keinen Oscar gewinnt, sollte man sich wirklich fragen, was in Hollywood eigentlich falsch läuft.
Genau so sieht es bei Sam Rockwell aus, der den Officer Dixon spielt. Er ist ein rassistischer, homophober Alkoholiker, der nichts lieber hat, als andere Menschen zu tyrannisieren. Um seinen Charakter noch etwas gestörter dazustellen, lebt er bei seiner sehr konservativen Mutter in seinem Kinderzimmer. Seine Rolle ist am Anfang noch ein riesiges Arschloch und seien wir ehrlich, jeder, der den Film gesehen hat, hätte ihn gern tot gesehen. Doch irgendwann wächst uns dieses fürchterliche Arschloch so ans Herz wie kein anderer Nebencharakter in diesem Film. Auch bei ihm ist es so, dass Rockwell alles in seine Rolle legt. Er spielt zwar nicht so stark wie Frances McDormand, aber sowas geht auch eigentlich gar nicht. Dennoch ist das, was Rockwell hier abliefert, mehr als nur oscarwürdig und katapultiert ihn mit höchster Geschwindigkeit in den Hollywood-Olymp.
Neben McDormand und Rockwell ist auch noch der großartige Woody Harrelson teil des illustren Casts. Seine Rolle ist die des Officers Willoughby, der an Krebs leidet und nicht mehr wirklich lange durchhalten wird. Er ist von den Cops der noch Vernünftigste. Dennoch hat auch er seine Macken. Seine Rolle ist so wie die von Rockwell einzigartig und die vergleichsweise kurze Leinwandpräsenz ist herausragend. In der ersten Hälfte des Filmes stielt Harrelson dem guten Rockwell nämlich fast die Show. Was mir bei ihm so gut gefallen hat, ist, dass er seinem Charakter die nötige Zerissenheit mit auf den Weg gibt. Harrelson spielt die Probleme seines Charakters wunderbar raus, ohne den Zuschauer damit zu überfordern oder zu überrollen. In einer ganz besonderen Szene sind wir auch fast den Tränen nah und das muss man auch erst einmal schaffen.
Ansonsten sehen wir noch Peter Dinklage, Lucas Hedges, John Hawkes, Samara Weaving oder auch einen Caleb Landry Jones, die hier alle eine großartige Performance abliefern. Besonders den guten Caleb möchte ich noch einmal herausheben, der mir besonders in der ersten Hälfte sehr gut gefallen hat. Auch Tage nach dem Ansehen des Filmes hatte ich ihn immer noch in meinem Herzen, auch wenn seine Rolle vergleichsweise klein ausfällt. Um zum Cast aber jetzt noch einmal ein Fazit abzugeben: Was hier auf die Leinwand gebannt wird, gehört in die Geschichtsbücher und das ist in keinster Weise übertrieben. Wer den Film gesehen hat, wird wissen was ich meine.
Inszenatorisch ist „Three Billboards“ auch nicht kleinzumachen. Der Film zieht sich so gut wie gar nicht in die Länge. Die Charaktere haben genug Futter und Fleisch und greifen so enorm tief, wie wir es lange bei einem Film nicht mehr gesehen haben. Jede Sequenz hat seine Daseinsberechtigung und macht den Film zu einem einzigen Erlebnis. Martin McDonagh hat nach „Brügge sehen… und sterben?“ und „Sieben Psychos“ einen Film abgeliefert, der inszenatorisch zu dem besten gehört, was wir auf diesem Planeten an Filmen so zu bieten haben. Der einzige ganz minimale Manko ist, dass der Film ruhig fünf Minuten kürzer hätte sein können. Aber das ist Meckern auf ganz, ganz hohem Niveau und fließt auch nicht in die Wertung mit ein, da der Rest dieses Filmes schlichtweg brillant ist.
Als allerletztes möchte ich über die technischen Aspekte reden. Der Schnitt von „Three Billboards“ ist herausragend, genauso wie die Szenen, die mit der Kamera eingefangen werden. Jeder Moment dieses Filmes brennt sich aufgrund seiner wundervollen Cinematography in den Kopf ein. Ein Beispiel dafür ist die Szene, in denen die drei Billboards lichterloh brennen. Es ist jetzt einige Wochen her und ich kann mich immer noch an diese Szene erinnern, als sei es gestern gewesen. Doch nicht nur der Schnitt und die Kameraarbeit ist wundervoll, sondern auch der unvergleichliche, perfekt komponierte Soundtrack. Mal ganz unterschwellig und dezent eingesetzt, mal extrem laute, stark untermalende Klänge. Auch die schon bekannten Pop-Songs werden so wunderbar in den Film eingewoben, dass es nicht negativ auffällt. Beim Thema Sound und Kamera ist Three Billboards genau so wie bei Story und Inszenierung eine überwältigende Punktlandung.
FAZIT
„Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ ist nicht mehr und nicht weniger einer der besten Filme unserer Zeit. Von den Darstellern, allen voran Frances McDormand und Sam Rockwell, über die wundervoll emotionale Geschichte und die traurige und zugleich lustige Inszenierung bis hin zu dem alles schlagenden Soundtrack ist „Three Billboards“ ein Film, über den wir in 50 Jahren noch reden werden und sagen „selbst heute noch einer der besten Filme aller Zeiten“.
Pros
- Die beste schauspielerische Leistung seit Jahrzehnten
- Mitreißende Geschichte
- Glaubwürdige Charaktere
- Großartiger Soundtrack
- Teilweise zum schreien komisch
- Nie zu übertrieben
- Wundervolles Ende
- Fesselt von der allerersten Minute an
- Wundervoll eingefangene Szenen
- Bis in den letzten Nebendarsteller herausragend besetzt
Cons
- Minimale Längen