Kritik: The Swordsman | Toller Actionfilm mit mauer Handlung

Durch den Erfolg von „Parasite“ werden immer mehr südkoreanische Filme nach Deutschland gespült. Immer wieder wechseln sich gute und schlechte Filme dabei ab. Wie aber nun „The Swordsman“ geworden ist, verrate ich euch in der Kritik.
Inhalt
Kritik
Südkoreanische Filme stehen für extreme, härte und stark geschriebene Charaktere. Gerade „Parasite“ von Bong Joon-Ho oder „The Handmaiden“ von Park Chan-Wook sind perfekte Beispiele dafür, was dieses kleine Land so alles machen kann. „The Swordsman“ kam nicht nur mit tollen Stimmen aus Korea in die USA, sondern auch mit einer spannenden Marketingkampagne. Die Trailer waren stark, die Poster sahen gut aus und der Eindruck wurde erweckt, dass wir hier vielleicht den nächsten großen Oscar-Kandidaten aus Korea bekommen könnten. Leider kann der Film diese Hoffnung nicht einlösen. Schlecht ist er aber dennoch nicht.
Was direkt ins Auge sticht, wenn man „The Swordsman“ anmacht, ist die fantastische Optik. Wieder einmal kriegen wir visuell das, was wir aus Korea erwarten. Die kleinsten Momente sehen gestochen scharf aus. Bei den Choreos werden sich viele unterschiedliche Winkel überlegt, so das keine Actionszene so ist wie die davor. Regisseur Choi Jae-Hoon kreiert in der Zusammenarbeit mit Kameramann Sohn Won-Ho ein tolles Gespür für Bildsprache. Besonders eine Szene kurz vor dem Finale hat mich komplett umgeblasen. Ich habe nie damit gerechnet, dass der Film so eine blutige wie spaßige Szene aus dem Hut zieht.
Um aber eine gute Action zu zeigen, braucht man aber auch gute Darsteller. Welche, die ihr Handwerk verstehen. Hauptdarsteller Jang Hyuk ist da zwar etwas unerfahrener, gibt aber in den physischen Momenten sein aller Bestes. Daneben bekommt er es mit Joe Taslim zutun. Den werden Genre-Fans schon seit „The Raid“ oder dem hyper brutalen Actionfilm „The Night comes for Us“ auf dem Radar haben. In „The Swordsman“ kann er zwar nicht voll aufdrehen, wie er es in „The Night comes for us durfte“ er bekommt aber seine schön deftigen Momente, in denen er auch zeigen darf, das er Schauspielen kann. Taslim wird in diesem Leben zwar kein Charakterdarsteller mehr, da seine Mimik nicht so recht zu dramatischen Momenten passen, aber wenn man eine tolle Action inszenieren will und dafür einen Engagierten Schauspieler benötigt, dann ist Taslim euer Mann!
„The Swordsman“ hat aber auch eine nicht zu unterschätzende Achillesferse. Wo der Film mit toller Optik und stark inszenierten Actionszenen aufwartet, fährt der Film in Sachen Handlung einen ganzen Schritt zurück. Die Charaktere werden nie weit genug ausgearbeitet, um eine Sympathie für sie zu entwickeln. Tae-Yul ist zwar stellenweise interessant, folgt aber zu sehr der Charaktervorlage eines Rachefilms. Genauso sieht es bei Gurutai aus. Dem versucht man zwar ein bisschen Background einzubauen, verwechselt das aber mit wirklicher Tiefe. Hier wirkt der Bösewicht viel zu blass. Wie von einem Reißbrett gerissen und ohne Abänderungen in das Drehbuch geschrieben. Die Frauencharaktere sind in den meisten Fällen dazu da, um gerettet zu werden, was auch ein doch sehr fragwürdiges Frauenbild zeichnet. Alles in allem tut sich „The Swordsman“ keine großen Gefallen in der Ausführung seiner Handlung.
Fazit
„The Swordsman“ ist kein neuer Riesenhit aus Korea. Dafür ist die Handlung viel zu einseitig und die Charaktere zu platt. Das Frauenbild stört und sorgt für ein komisches Gefühl. Wenn man aber die ersten 40 Minuten überstanden hat, bekommen wir fantastisch choreografierte und visualisierte Kämpfe um die Ohren gehauen, die es wirklich in sich haben. Für Actionfilmfans ein Blick wert für alle, die eine gute Handlung erwarten, ist „The Swordsman“ eher nichts.
geschrieben am: 11. Mai, 2021 um 1:06 pm | zuletzt aktualisiert am 15. Mai 2021 um 7:08 pm
Autor:
Johnny