Kritik: The Rental | Trotz soliden (Hammer)-Finale kein großer Wurf

Dave Franco’s Regiedebut startet nun auch endlich in Deutschland. Zwar nur auf Blu Ray, auf DVD und als VOD aber immerhin. Doch kann der Film auch was? Ist ihm mit dem Debut ein toller Mix aus Drama und Slasher gelungen? Das verrate ich euch in meiner Kritik.

 

Inhalt

 

Charlie (Dan Stevens), seine Frau Michelle (Alison Brie), sein Bruder Josh (Jeremy Allen White) und seine Geschäftspartnerin und Freundin Mina (Sheila Vand) mieten ein Haus am Meer für einen Wochenendausflug. Bei der Ankunft auf dem abgelegenen Anwesen trifft die Gruppe auf den Hausverwalter Taylor (Toby Huss), der sich seltsam verhält und gegenüber Mina passiv-aggressive Kommentare abgibt. Schnell entspinnt sich der Verdacht, dass der Gastgeber des scheinbar perfekten Wochenendhauses sie ausspionieren könnte. Was ein feierlicher Trip hätte sein sollen, verwandelt sich bald in etwas weitaus Unheimlicheres, da gut gehütete Geheimnisse aufgedeckt werden und die vier alten Freunde einander in einem ganz neuen Licht sehen.
 
 

Kritik

 

Vier junge Erwachsene, die auf eine abgelegene Hütte fahren, um dort eine spaßige Zeit zu haben. Leider fällt ihnen aber auf, dass sie jemand beobachtet. Der erste Teil dieser kurzen Beschreibung ist doch sehr formelhaft, während die zweite interessant sein könnte. Dave Franco (The Disaster Artist, Bad Neighbors) liefert mit diesem Film sein Regiedebüt ab und zeigt, was er so kann. Wenn das aber schon alles ist, dann sollte er vielleicht lieber vor der Kamera bleiben. Denn „The Rental“ macht einige Sachen sehr falsch und manche gerade so okay. Fangen wir doch einfach direkt einmal mit den größten Kritikpunkten an. Dem Drehbuch.

Geschrieben wurde dieser Drama/Slasher-Mix von Dave Franco, Joe Swanberg und Demski, die bisher alle keine Erfahrung im Horror-Genre haben. Was man dem Film aber auch an allen Ecken und Enden anmerkt. Die Charaktere folgen einem alt bekannten Faden. Zwei paare und jeweils einer aus dem paar geht mit wem fremd. Natürlich muss diese Beziehung irgendwann ans Licht kommen und schon haben wir den Salat. Sobald dieser Sub-Plot aufgemacht wird, ist klar, wo die ganzen Entwicklungen untereinander hinlaufen werden. Ein anderes Finale ist nicht mehr absehbar. Wenn sich also ein Film 84 Minuten lang entscheidet, Charaktere zu etablieren, dessen Entwicklung nach dem alleinigen Auftreten am Anfang schon klar ist, dann weißt du in der Regel schon, was du bekommst. Ein unausgewogener Mix aus pseudo Teenie-Drama, gemixt mit einem Slasher.

Würden diese Slasher-Elemente auch nur zünden, dann hätte der Film zumindest ein tolles Finale. Leider kommt es nie zu einer wirklichen Gewaltexplosion, wie man es erhoffen würde. Viel zu wenig wird drauf gehalten, viel zu einseitig die Kills. Es gibt nur Morde mit einem Hammer, drei davon sieht man nicht einmal. Was bringt mir dann dieses gesamte Finale? Warum hat man sich, wenn man gar nichts zeigen will, dafür entschieden es in diese Richtung laufen zulassen. Nichts rechtfertigt diese Drehbuchentscheidung und sorgt dann für ein ziemlich komisches Gefühl. Es passt halt einfach gar nicht zu dem Rest des Filmes. Es wirkt eher, als hätte man keine Ahnung gehabt, wie man mit den Charakteren am Ende umgehen soll. Wenn man schon am Anfang des Schreibprozesses keine Ahnung hat, was man hier eigentlich erreichen will, dann sollte man es schlicht und einfach lassen.

„The Rental“ ist aber auch nicht voll von Fehlern. Zwar funktionieren die Charaktere und die Ausarbeitung der Story so gut wie gar nicht und auch Spannung will sich nicht selten einstellen. Doch was in „The Rental“ definitiv durchschnittlich gut ist, ist das Schauspiel. Dan Stevens und Alison Brie sind sehr bekannte Namen. Stevens war zuletzt in dem Will Farrell Vehicle „Eurovision Song Contest“ zu sehen und Alison Brie in dem Oscar-ausgezeichneten Meisterwerk „Promising Young Woman“. Beide spielen hier zwar nicht über die maßen gut, machen ihre Sache aber soweit solide, dass sie nicht negativ auffallen. Sie geben halt ihren 0815 Charakteren genug eigenen Charakter, wenn das überhaupt möglich ist. So wirken sie zwar einfallslos, aber nie seelenlos. Neben ihnen ist auch Sheila Vand (A Girl walks Home alone at Night) und Jeremy Allen White (Movie 43) zu sehen. Auch sie geben sich mühe, über die Drehbuchprobleme hinwegzutäuschen, schaffen das aber nur bedingt.

Auch die Kamera ist gar nicht so schlecht. Immerhin wird sich bemüht, mit der Location etwas anzufangen. Wenn wir durch einen nebeligen Wald rennen, dann hat das schon Stil. Das Problem aber ist, dass sie zu unaufgeregt für einen Slasher ist. Hier und da hätte man sehr viel experimentieren können. Gerade Horrorfilme bieten das an. Doch es wird zu sehr auf Nummer sichergegangen und keine großen Risiken eingegangen. Vielleicht funktionieren ja alle Aspekte bei dem nächsten Film von Franco. Ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen.

 

Fazit

 

Dave Franco liefert mit seinem Regiedebüt einen durchsichtigen, ziemlich klischeehaft geschriebenes Drama-Slasher ab, was einfach nicht aus den Quark kommen will. Die Charaktere sind langweilig und profillos und das Finale will rein gar nicht zum Rest des Filmes passen. So bleiben nur Alison Brie und Dan Stevens sowie die solide Kamera im Gedächtnis.

0.00
5.5

Story

5.0/10

Schauspiel

6.0/10

Kamera

6.5/10

Inszenierung

5.0/10

Sound

5.0/10

Pros

  • Die Darsteller sind soweit alle ganz gut
  • Atmosphärisch sobald die erste Kamera entdeckt wird
  • Schöne Optik

Cons

  • Viele Klischees vom Reißbrett
  • Finale passt nicht zum Rest
  • Die Beziehungsprobleme sind zu konstruiert
  • Trotz 88 Minuten zu langatmig
  • Gegenspieler komplett Profillos

geschrieben am: 10. Mai, 2021 um 11:35 am

Autor:

Johnny