Kritik: The Nest | Spannendes Familien-Drama mit oscarwürdigen Darstellern

Wer ein gutes Drama in den Kinos sehen will, sollte sich einmal „The Nest“ vormerken. Warum der Mix aus Drama und Thriller aber so gut ist, erfahrt ihr in der Kritik

 

Inhalt

 

Rory (Jude Law), ein ehrgeiziger Unternehmer und ehemaliger Rohstoffmakler, überredet seine amerikanische Frau Allison (Carrie Coon) und seine Kinder, die Annehmlichkeiten der amerikanischen Vorstadt zu verlassen und in den 1980er Jahren in sein Heimatland England zurückzukehren. Rory wittert eine Gelegenheit und pachtet ein jahrhundertealtes Landgut mit Grundstücken für Allisons Pferde und Plänen zum Bau eines Stalls. Bald beginnt sich das Versprechen eines lukrativen Neuanfangs im englischen Herrenhaus aufzulösen und das Paar muss sich den unwillkommenen Wahrheiten stellen, die unter der Oberfläche seiner Ehe liegen. Die unheimliche Isolation, in der sich Rorys Familie im neuen Haus befindet, tut ihr Übriges, die Mitglieder voneinander zu entfernen. Ein Kreislauf der Selbstzerstörung beginnt…

 

Kritik

 

Die Corona-Krise hat viele Kinos zerstört. Einige mussten auf ewig schließen und manche können sich vielleicht wieder rehabilitieren. Das Problem an der aktuellen Situation ist es, das viele eher in die großen Kinos flitzen werden, um sich „Black Widow“ und Konsorten anzusehen. Kleinere Filme wie „The Nest“ gehen unter, da die kleineren Kinos noch weniger Zuschauer generieren als zuvor. Dabei ist gerade dieses Drama mit spürbaren ThrillerElementen definitiv ein Blick wert. Gerade wegen seinen Schauspielern und seiner atmosphärischen Aufmachung.

In erster Linie ist „The Nest“ für alle etwas, die richtig starkes Schauspiel sehen wollen. Es ist eine Frechheit, dass dieser Film nie im Vorfeld der Oscars genannt wurde in Bezug auf die Hauptrollen Kategorien. Jude Law spielt den Vater und den Ehemann mit einer herunter gekommenen und bösartigen Art, der den Profit und sein Job immer über das Wohl seiner Familie stellt. Mit was für einer Inbrunst er diese Aspekte heraus spielt, ist Wahnsinn. Teilweise ist seine Mimik genug, um zu vermitteln, was da gerade vor sich geht. Daneben haben wir als Mutter und Ehefrau von Jude Law, Carrie Coon. Viele dürften sie aus Filmen wie „Widows„, „The Post“ oder sogar „Gone Girl“ kennen. In Deutschland ist sie aktuell deutlich unbekannter als in den Staaten. Das könnte sich nun aber ändern, denn sie ist das Herz dieses Filmes.

IIhre Rolle geht uns gerade durch ihr sensationelles Schauspiel an die Seele und an die Nieren. Wenn eines ihrer Pferde stirbt und sie dabei innerlich tausend Tode stirbt, dann fühlt sich das nicht gespielt, sondern echt an. Coon verschwindet nach wenigen Minuten komplett in ihrer Rolle und füllt diese gnadenlos aus. Es hätte sicher auch geklappt, aber nicht in diesem genialen Umfang, wenn die Rolle weniger stark geschrieben wäre. Die ganze Familie macht in diesem Film eine glaubhafte Verwandlung durch. Zwar bleiben sie permanent dysfunktional. Das wird aber sehr schnell klar und die Charaktere verändern sich schritt für Schritt. Auch hier ist Coons Charakter am spannendsten. Nicht nur, weil wir die Geschichte durch ihre Augen erleben, sondern auch durch dieses spürbare Leid, was sie durchmacht. Gerade das macht „The Nest“ zu einem herausragenden Thriller-Drama.

Die Regie von „The Nest“ übernahm Sean Durkin. Sein vorheriger Film ist ähnlich unbekannt, aber nicht weniger schlecht. Mit „Martha Marcy May Marlene“ machte er sich einen Namen. Gerade wegen seiner zum Zerschneiden dichten Inszenierung. In „The Nest“ macht er genau da weiter, wo er 2011 aufgehört hatte. Der Film hat zwar gerade weil er so ruhig ist, sehr langatmig. Einige Sequenzen könnten weichen, um den Fokus auf das Ehepaar zu legen. Wirklich schlimm ist es nicht. Sobald der Film nämlich droht in die Belanglosigkeit zu kippen, zieht er immer wieder an. Gerade so weit das die nachfolgende Szene mit der Spannung noch einen drauf setzen kann. Diese wunderbare Inszenierung wird auch noch durch weitere technische Komponente unterstützt. Beispiel durch den Soundtrack und die Kameraarbeit.

Letzteres liefert auf engsten Raum einige Szenen ab, die man sich einfach direkt an die Wände hängen kann. Wie wunderbar und unangenehm dieses Haus dargestellt und visualisiert wird, ist wunderbar. Die Musik geht damit immer wieder Hand in Hand. Wenn wir also einen richtig tollen Dialog bekommen, von denen es eine ganze Menge in dem Film gibt, wir tolle Schauspieler sehen und diese Szene perfekt mit Kamera und Soundtrack unterstützt wird, dann macht das alles doch sehr viel Spaß. Auch wenn der Film im eigentlichen Sinne nicht wirklich Spaß machen will und soll.

 

Fazit

 

Spannender Drama-Thriller, der sich nach und nach immer weiter hoch pusht und von Minute zu Minute spannender wird. Gerade die Schauspieler und die sensationell geschrieben Charaktere machen trotz kleineren Längen „The Nest“ zu einem Film, den ihr, gerade nachdem die Kinos wieder eröffnet haben, nicht verpassen solltet.

0.00
7.8

Story

7.5/10

Schauspiel

8.5/10

Kamera

7.5/10

Inszenierung

7.5/10

Sound

8.0/10

geschrieben am: 16. Juli, 2021 um 1:33 pm

Autor:

Johnny