Kritik: The Little Things | Da hat jemand zu oft „Sieben“ gesehen

„The Little Things“ versucht in die Fußstapfen von „Sieben“ und Konsorten zu treten. Dabei kommt ein solider Film heraus der wesentlich stärker hätte ausfallen können.

 

Inhalt

 

Deke (Denzel Washington) ist der Sheriff von Kern County in Kalifornien, doch er ist ziemlich ausgebrannt und hat seinen Beruf längst satt. Doch als ein Serienkiller sein Unwesen treibt, muss er sich noch einmal aufraffen und Einsatz zeigen. Ihm zur Seite steht der junge Detective Jim Baxter (Rami Malek) aus Los Angeles, der dem alten Provinzcop zuerst skeptisch begegnet. Schnell ist der Jungspund aber beeindruckt von der Spürnase des alten Hasen und dessen Auge für die kleinsten Details. Doch die Partnerschaft wird schnell auf eine harte Probe gestellt, weil Deke Regeln eher eigenwillig auslegt. Zudem trägt der alte Polizist noch ein dunkles Geheimnis aus seiner Vergangenheit mit sich herum, welches ihn plagt. Je länger die Cops nach dem grauenhaften Mörder suchen, umso mehr muss Deke feststellen, dass die einstigen Geschehnisse die Ermittlungen der Gegenwart beeinflussen könnten – und Baxter hat schon erste Hinweise vernommen.

 

Kritik

 

John Lee Hancock, der Regisseur von Filmen wie „The Blind Side„, „Saving Mr. Banks“ und „The Founder“ inszeniert mit „The Little Things“ einen stark besetzten Thriller, der uns auf die Suche nach einem Frauen mordenden Killer mitnimmt. Warum „The Little Things“ am Ende aber ein so viel besserer Film hätte sein können und warum hier mehr „Sieben“-Vibes übermittelt werden als man wollte, das erfahrt ihr jetzt.

Es gibt Zeiten, da wäre ein Film mit solch einem Cast direkt ganz oben auf der Liste der meist erwarteten Filme des Jahres gelandet. Drei Oscar-Gewinner geben sich in diesem Film die Ehre. Denzel Washington (Glory, Training Day), Rami Malek (Bohemian Rhapsody) und Jared Leto (Dallas Buyers Club). Alles drei sehr starke Schauspieler, die mit dem richtigen Regisseur an der Hand Weltklasse Leistungen abliefern. „The Little Things“ ist in diesem Bereich leider etwas enttäuschend. Der Grund ist nicht, dass die drei Darsteller schlecht spielen, sondern das besonders Washington und Malek schwer unterfordert wirken. Besonders Letzterer neigt gerne auch einmal dazu, zu übertreiben und aus der Rolle zu fallen. Er schlägt wie Wild im Auto um sich und kann nur schwer seine Gewaltausbrüche kontrollieren. Zwar ist Malek nicht schlecht, er bleibt aber hinter seinen Co-Stars zurück. Jared Leto hingegen hatte ja sogar einige Nominierungen in der sogenannten Oscar-Season bekommen. Für z. B. den Golden Globe, war er für die beste männliche Nebenrolle nominiert. Warum auch immer, es ist keine gute Entscheidung. Zwar ist Leto toll in seiner Rolle, aber am Ende ist es wieder seine typische Leier, dem Charakter noch etwas mehr zu geben, als er eigentlich müsste.

Die Geschichte gewinnt keinen Blumentopf für Kreativität, so viel ist sicher. „The Little Things“ ist zusammen gesetzt aus den unterschiedlichsten „Cop sucht Killer“-Thrillern. Daher ist auch der Verlauf des Filmes sehr schnell verständlich und es ist stellenweise mehr als klar, was der Film uns fühlen lassen will. Einzig und allein das Finale fand ich interessant. Dort wird nicht auf eine Auflösung der Situation gesetzt sondern das unangenehme Gefühl eines Problems, welches sich die Polizisten selber einbrocken. Das finde ich interessant, hätte aber noch dramatischer, noch unangenehmer und entlarvender inszeniert sein. Denn am Ende hat der Film viele kleine Stellen, wo er eine Kritik an dem Polizei-System üben könnte. Das macht der Film leider viel zu wenig. Erst im Finale kommt so ein leichter Schimmer durch, der dann wieder mit plumpen vorantreiben des Plots zerstört wird.

Das größte Problem von „The Little Things“ ist die ganze Art und Weise, wie der Film aufbereitet wird. Die Inszenierung hat viel zu wenig Schwung, um wirklich lange zu packen. Der Film macht Fehler darin, viele Unwichtigkeiten auszurollen, lange an manchen Stellen umher zu stolpern und nicht voranzukommen. Es wäre so viel Potenzial da gewesen, die erzählte Geschichte anders zu übermitteln. Spannender, kraftvoller und vor allem auch härter. Denn hier und da fehlt es dem Film auch an Härte. Viel zu sanft, viel zu soft, ohne den Zuschauer wirklich emotional zu erreichen. Da bleibt nun einmal ein schlechtes Gefühl zurück, wenn der Abspann anfängt zu laufen.

 

Fazit

 

„The Little Things“ hat definitiv seine positiven Aspekte. Die Stimmung ist gut, die Darsteller solide und die Kamera ausgezeichnet. Das Problem ist das Skript, was sich viel zu sehr an anderen Filmen orientiert und das Potenzial was liegen gelassen wird. Wenn man so etwas hinnehmen kann, dann ist „The Little Things“ ein solider Thriller ohne viel Ecken und Kanten.

0.00
6.5

Story

6.5/10

Schauspiel

6.5/10

Kamera

7.0/10

Inszenierung

6.0/10

Sound

6.5/10

geschrieben am: 12. Juli, 2021 um 2:25 pm

Autor:

Johnny