Kritik: The Commuter | Einer von Liam Neesons schlechtesten

Der Regisseur hinter „Non-Stop“ und „The Shallows“ zeigt sein dunkles Gesicht und setzt uns seinen bisher schlechtesten Film vor

INHALT

Michael MacCauley (Liam Neeson) ist Versicherungsmakler und führt ein beschauliches Leben. Seit zehn Jahren pendelt er jeden Tag mit dem Zug aus dem verschlafenen Vorort, in dem er mit seiner Familie lebt, nach Manhattan. Doch eines Tages wird seine Routine gestört: Er trifft während der morgendlichen Zugfahrt auf eine mysteriöse Fremde namens Joanna (Vera Farmiga), die sich zu ihm setzt und ihn in ein Gespräch verwickelt. Nach und nach offenbart sie Michael, dass sie nicht einfach nur an Smalltalk interessiert ist. Wenn er mit Hilfe von zwei vagen Hinweisen einen bestimmten Passagier an Bord des Zuges findet, dann winkt ihm eine hohe Belohnung. Sollte er sich jedoch weigern, ist nicht nur das Leben aller Mitreisenden in Gefahr, sondern auch das von Michaels Familie. Ihm bleibt keine andere Wahl, als Joannas Spiel mitzuspielen – und er hat nur eine Stunde Zeit…

KRITIK

Ist es wirklich so leicht, einen guten Actionthriller auf die Leinwand zu zaubern? Regisseur Jaume Collet-Serra zeigt, dass, dieses Vorhaben am Ende doch nicht so leicht ist, wie man denken mag. „The Commuter“ mit Liam Neeson in der Hauptrolle hat einige ganz gewaltige Probleme, die so offensichtlich sind wie ein überfahrenes Kind auf einer Schnellstraße. Fangen wir aber mit den geringeren Problemen an und arbeiten uns immer weiter nach oben.

Problem Nr. 1: Die Spannung ist gleich null!

Der Film versucht mit seiner Thematik, Spannung zu erzeugen. Ein simples „was würdest Du tun?“ reicht in vielen Filmen dafür aus, dass sich der Zuschauer in die Rolle versetzt. Hier funktioniert dieses Vorhaben am Ende leider nicht. Doch wieso? Bevor wir Vera Farmiga als Antagonistin kennenlernen, werden uns viele unterschiedliche Charaktere im Zug aufdringlich vorgestellt. Daran merken wir als Zuschauer schon, welche Charaktere irgendwann einmal relevant werden. Wir können leider absehen, was passieren wird, welche Charaktere suspekt sind und wer vielleicht sogar hinter allem steckt. Der Film offenbart sein Geheimnis viel zu schnell und nimmt sich damit gehörig dass Salz aus der Suppe. Niemals stellt sich eine gewissen Grundspannung auf. Es wirkt eher so, als würde der Film unaufhörlich vor sich hin plätschern. Nicht einmal der Hauptcharakter geht uns wirklich nah, was den Aufbau der Spannung deutlich erschwert. Hierzu werde ich aber gleich noch mehr sagen. Wer also bei „The Commuter“ einen spannenden Actionthriller erwartet muss ganz stark sein und akzeptieren, dass, der Film es leider nicht ist.

 Problem Nr. 2: Die Laufzeit

Kennen Sie das, wenn sich Filme immer im Kreis drehen wie ein Kreisel der nicht aufhören will an Geschwindigkeit zu verlieren? So ist auch „The Commuter“ nach genau 40 Minuten hat man als Zuschauer das Gefühl, der Film würde schon ganze 90 Minuten gehen. Alle Mechanismen eines Thrillers werden schon zu beginn abgeklappert und danach ist Leerlauf. Klar kommt es im Film immer noch zu kleinen „Spitzen“ aber im Grunde wieder holt der Film immer dasselbe Schema wieder und wieder und wieder. Dadurch baut sich eine ungeahnte Langweile auf, die einfach nicht aufhören möchte. Gähnende Leere bis zum Finale. Haben wir das als zahlende Zuschauer so verdient? Ich denke eher weniger. Ganze 20 Minuten weniger hätten den Film zwar knackiger gemacht aber nicht wirklich besser. Diese Länge verstärkt einfach nur die schon sehr negativen Punkte und macht ihn zu einer echten Schlaftablette.

Problem Nr. 3: Die Charakterentwicklungen

Ein Thriller lebt davon, dass er spannend ist und das man überlegt, wer der Täter ist. In „The Commuter“ wird all das über Bord geworfen. Die Charaktere werden zu früh vorgestellt, ihre Jobs und Charakteristika wird direkt offenbart. Alles was der Film mit den Charakteren hätte machen können, bleibt auf der Strecke liegen. Wieso baut man dann überhaupt diese Leute mit ein? Klar Sie hätten einfach im Zug sitzen können und man hätte am Anfang nicht auf alle eingehen müssen. Aber dennoch, wieso macht man das dann? Der Drehbuchautor oder Regisseur muss doch wissen dass, das so nicht funktionieren kann. Wieso macht er es dann trotzdem? Fragen über Fragen, auf die wir niemals eine Antwort bekommen werden. „The Commuter“ begräbt sich schlicht und einfach selber unter Tonnen von Erde und Geröll.

Problem 4: Das grauenvolle Finale!

Regisseur Jaume Collet-Serra ist ja bekannt dafür, dass, er seinen Filmen ein ziemlich mieses Finale zu bescheren. The Shallows, Non-Stop oder auch Unknown Identity hatten diese Probleme. Bei „The Commuter“ wird die ganze Absurdität auf einen Höhepunkt getrieben, der an Peinlichkeiten kaum mehr zu überbieten sind. Das Ende ist erstens komplett offensichtlich und zweitens wird im Finale jedes Klischee aufgegriffen, was aufgegriffen werden kann. Es ist so peinlich und zum fremd schämen dass, wir als Zuschauer mit uns Hadern und überlegen den Film einfach abzuschalten. Was haben sich die Verantwortlichen bei solch einem Rotz eigentlich gedacht?

Problem 5: Grauenvoller Einsatz von CGI

Bei einem Budget von ca. 40 Million Dollar sollte man davon ausgehen, dass, das CGI am Ende ganz gut aussieht. Zumal der Film nur im Zug spielt und daher eigentlich gar nicht so teuer gewesen sein kann. Warum zum Teufel sieht das CGI dann aus, als wäre es geradewegs der Hölle entstiegen, um uns alle zu zerstören. Klar 40 Millionen sind für ein Blockbuster nicht wirklich viel aber dennoch, kann man sich bemühen, dass, die Effekte wenigstens einigermaßen realistisch aussehen und nicht wie aus einem Videospiel der 90er Jahre. Es ist befremdlich, dass, heutzutage viele Blockbuster sehr schlechte visuelle Effekte aufweisen. Zuletzt war das bei Deadpool 2 und Avengers – Infinity War zu spüren, wo vieles auch nicht gerade toll aussah. The Commuter hat klar ein niedrigeres Budget aber dennoch, andere Filme kriegen es mit einem genau so hohen Budget doch viel besser hin. Warum dann nicht auch Herr Collet-Serra? Fragen über Fragen, die wahrscheinlich nie beantwortet werden.

Pro Argument 1: Liam Neeson

Da es kaum positive Argumente gibt, muss man auch die kleinen Sachen nennen. Liam Neeson macht wieder das Beste aus seiner Rolle. Er spielt wie immer gut und versucht das schlechte Skript etwas zu retten. Das funktioniert nur bedingt, da seine Rolle auch sehr dünn und klischeehaft gezeichnet ist. Dennoch es soll nicht unbesprochen sein, dass, die Leistung von Herrn Neeson nach wie vor sehr gut ist. Vor allem mit über 60 noch so im Saft zu sein und solche Action auszuüben ist wirklich beachtlich.

Pro Argument 2: Die ersten 30 Minuten

Zu Beginn des Filmes wirkt alles so, als wartet hier ein recht guter, spannender Thriller auf einen. Er fängt sympathisch an, steigert sich etwas und zeigt die Probleme unseres Hauptcharakters. Danach war’s das aber auch. Dennoch, die ersten 30 Minuten machen Spaß und lassen auf einen wirklich guten Film hoffen. Was danach kommt, ist leider sehr zäh und keine Rede wert. Wäre der ganze Film auf solch einem Level gewesen, dann hätte niemand was Schlechtes gesagt. Leider ist das aber nicht der Fall und wir müssen uns die Münder aufreißen.

FAZIT

The Commuter hat viel mehr Negative als positive Argumente. Der Film ist ca. 20 Minuten zu lang, verrät sich viel zu früh selber und generiert so gut wie nie, irgendwelche Spannung. Der Film hat dazu noch ein grauenvolles CGI und Charaktere, die überhaupt keinen Sinn machen, da Sie den Film eher kaputtmachen, als das Sie dem Film helfen zu funktionieren. Das einzig positive ist Liam Neeson, der sein bestes gibt und die ersten, wirklich sympathischen 30 Minuten. Danach geht der Film rapide bergab. Schade, Potenzial nicht ausgenutzt.

4.6

Story

3.0/10

Schauspiel

6.0/10

Kamera

5.0/10

Inszenierung

3.0/10

Sound

6.0/10

geschrieben am: 18. Juli, 2018 um 5:29 pm

Autor:

Johnny