KRITIK: Star Wars – Die letzten Jedi | Nostalgischer Höhepunkt mit einigen Längen

Star Wars Episode VIII ist endlich in den Kinos gestartet und ist mit Abstand der bisher beste Teil der neuen Trilogie. Warum der Film trotzdem einige Probleme macht, verrate ich euch in der nachfolgenden Kritik.
INHALTSANGABE
Die planetenvernichtende Starkiller-Basis der Ersten Ordnung ist zwar zerstört, die Neue Republik nach der vorherigen Zerstörung von fünf Welten aber massiv geschwächt. Sie steht am Abgrund und wird nur noch von Generalin Leias (Carrie Fisher) Widerstand verteidigt, für den auch Pilot Poe Dameron (Oscar Isaac) und der desertierte Ex-Sturmtruppler Finn (John Boyega) kämpfen. Rey (Daisy Ridley), mit den Erfahrungen ihres ersten großen Abenteuers in den Knochen, geht unterdessen bei Luke Skywalker (Mark Hamill) auf dem Inselplaneten Ahch-To in die Lehre. Luke ist der letzte Jedi, der letzte Vertreter des Ordens, auf dem die Hoffnung ruht, dass Frieden in der Galaxis einkehrt. Doch die Erste Ordnung wirft ihren Schatten auch auf Luke und Rey: Der verlorene, ehemalige Schützling des alten Meisters, Kylo Ren (Adam Driver), hat die finstere Mission noch längst nicht beendet, die ihm der sinistere Strippenzieher Snoke (Andy Serkis) auftrug…
KRITIK
Vorweg: Es wird zu Spoilern kommen, aber keine Sorge, ich werde vorher ganz groß markieren, wo die Spoiler auftreten, damit ihr diese Textpassage überspringen könnt.
Star Wars – The Last Jedi ist ein wirklich starker Film, keine Frage, doch leider hat dieser Teil, genau wie sein Vorgänger, wieder einige Probleme, die sich nicht abweisen lassen. Wir wollen aber zuerst zu den Pro-Argumenten kommen, und dazu gehört auf jeden Fall die wunderschöne Optik. Bis auf einen kleinen „Stein“-Moment am Ende des Filmes (nein, kein Spoiler) sieht der Film erschreckend gut aus. Teilweise so gut, dass ich vergaß, dass vieles davon aus dem Computer stammt. Der achte Teil der Star Wars Reihe setzt den visuellen Standard auf ein ganz neues Level und kann auch ruhig als großer Favorit für die Oscars 2018 gesehen werden. So sehen wir riesige Explosionen im All, wunderschöne Landschaften, toll in Szene gesetzte Städte, die aber leider nicht das Gefühl einfangen können, was wir in den ganz alten Filmen gefühlt hatten.
Hier hat Star Wars – The Last Jedi ein kleines Problem. Wir befinden uns zwar in dem Star Wars-Universum, dennoch kommt nie das Gefühl auf, was wir in der Urtrilogie gefühlt hatten. Das Feeling und die Atmosphäre geht verloren, weil den Orten, an denen wir uns befinden, die Bedeutung fehlt. Als wir in Episode V auf dem Eisplaneten waren, hatten wir einen Bezug zu diesem Planeten. Wir hatten das Gefühl, uns wird eine neue Kultur näher gebracht. Genau so sieht es in Episode IV mit Tatooine aus. Alles hatte seine Daseinsberechtigung, alles hatte seine Nachricht und seine eigene Kultur und das fehlt Star Wars Episode VIII leider so gut wie komplett.
-SPOILER-
Seien wir mal ehrlich, war dieser Kuss wirklich notwendig? Star Wars Episode VIII erlaubt sich öfters etwas sehr kitschige und arg peinliche Momente, die uns fragend zurück lassen. Der Moment, in dem Rose Finn küsst, war eigentlich komplett unnötig, auch wenn die beiden Charaktere sehr gut zusammen passen. Auch die Szene, in denen sie auf Reittieren unterwegs sind, ist am Ende doch zu viel des Guten. Manchmal ist weniger eben mehr und das merkt Rian Johnson auch, denn besonders am Ende (ausgenommen von der Kuss-Szene) ist Star Wars Episode VIII sehr traurig, emotional und aufwühlend.
-SPOILER ENDE-
Aber nicht nur visuell ist Star Wars Episode VIII ein absolutes Brett, auch beim Ton macht dem Film keiner etwas vor. Die Schüsse, das Fliegen mit den Raumschiffen und die Lichtschwerter hören sich so realistisch an wie nie zuvor. Im Film gibt es einen sehr starken Moment, in dem der Sound einmal komplett ausgeschaltet wird. Besonders diese Szene steht für den gesamten Film. Alles Technische innerhalb von Star Wars wird auf ein ganz neues Level gehoben, was für J.J. Abrams, der ja bei Teil IX Regie führt, schwer zu überbieten sein wird. Alles in allem ist Star Wars Episode VIII von der Musik, vom Klang und vom Sound-Mix nichts abzuschlagen. In diesem Bereich ein mehr als perfekter Film.
Viele Fans hatten im Vorfeld die Befürchtung, dass Star Wars Episode VIII zu lustig sein wird. Diese Angst kann man zu Teilen mildern, denn, ja, Star Wars Episode VIII ist teilweise schon sehr lustig, jedoch trifft dieser Humor ins Schwarze oder er wird clever in die eigentliche Geschichte integriert. Doch leider haben wir hier auch die Disney-typischen Gags, die sehr auf kindlich gemacht sind. Heißt, es wirkt in den seltensten Fällen klamaukig und nicht zum Rest des Filmes passend. Auch die neuen Tierchen, z.B. die Porgs, nerven nicht wirklich. Sie werden schön humorvoll integriert und sorgen für den Zuckerschock innerhalb des Filmes. Auch andere Tiere wie z. B Glitzerfüchse passen sich super an und wirken nicht deplatziert, was den Film nicht unnötig ins Lächerliche zieht.
-SPOILER-
Jetzt werden wir auf das Finale des Filmes eingehen, also noch einmal für den Fall, dass die Spoilerwarnung überlesen wurde: Hier gibt es jetzt eine ganze Menge Spoiler zum Finale des Filmes!!!
Besonders das Finale von Star Wars Episode VIII sorgt für eine ganze Menge Gänsehaut. Besonders die Szene, in der Laura Dern mit ihrem Schiff in das Schiff von Snoke fliegt. Ich hatte schon angesprochen, dass es im Film eine Szene gibt, in der der gesamte Sound abgeschaltet wird. Genau auf diese Szene kommen wir jetzt zu sprechen. Nicht nur visuell, sondern auch vom Ton und dem gesamten Style her, fällt es direkt aus dem Raster. Hier wurde eine Film-Sequenz inszeniert, über die wir sicher in den nächsten 50 Jahren noch reden werden. Auch der finale Kampf zwischen Luke und Kylo, als sie sich mit den Lichtschwertern gegenüberstehen und sich nur ansehen, dürfte lange in den Köpfen der Zuschauer bleiben. Dieser Kampf löst eine Atmosphäre und Bedrohlichkeit aus, die wir seid Episode V nicht mehr erlebt hatten.
Der darauf folgende Moment, in dem Luke dann stirbt und wie Yoda und Obi Wan eins mit der Macht wird, rührt jeden noch so kalten Felsen zu Tränen. Wie liebevoll und herzlich der Mythos zu Grabe getragen wird, ist in allen Belangen mehr als perfekt geworden. Mehr muss man zu dem großen Finale auch nicht sagen. Wir haben emotionale, bedrückende und filmgeschichtlich bemerkenswerte Szenen, die wir als Fan der Star Wars-Reihe nie wieder aus dem Kopf bekommen.
-SPOILER ENDE-
Im Großen und Ganzen ist die Geschichte von Star Wars Episode VIII deutlich umfangreicher als die von Teil VII. Wir bekommen die Charaktere näher beleuchtet, eine interessante Weiterentwicklung der Charaktere ist zu spüren und auch viele neue Elemente werden eingebaut, die ich jetzt nicht im Detail anspreche. Ganz besonders hat mir bei der Geschichte gefallen, dass versucht wird, einen ganz anderen Weg einzuschlagen. Die Mache wurde mutiger und bei Zeiten auch deutlich härter. Auch in der Entwicklung der Charaktere wurde sich mehr Freiheit genommen. Wer sind Rays Eltern? Wechselt Ray auf die dunkle und Kylo auf die gute Seite der Macht oder ist doch Luke der Böse? Was macht das alles mit den Menschen? Sollten wir wirklich die Vergangenheit ruhen lassen? Das sind Fragen, die uns beim Schauen des Filmes durch den Kopf gehen und die wir nach dem Kinogang auch beantworten können. Im Großen und Ganzen kann man aber sagen, dass die Geschichte deutlich mutiger ist als jemals zuvor. Das macht Star Wars Episode VIII geschichtlich zum besten Teil der Reihe.
Doch jetzt gibt es einen richtigen Dämpfer, der ordentlich Punkte kostet. Durch zu viele Handlungsstränge verlieren wir bei dem Film immer wieder den Überblick. Auch viele Längen schleichen sich dabei ein. So ist besonders in der ersten Hälfte die Länge von 152 Minuten deutlich zu spüren. Ca. 30 Minuten weniger hätten den Film sowohl besser als auch knackiger gemacht. Als Zuschauer werden wir durch die zu vielen Handlungsstränge und die zu lange Laufzeit sehr überstrapaziert und bisweilen auch etwas genervt. So habe ich gemerkt,dass viele Zuschauer im Kino immer wieder auf die Uhr geguckt haben oder tief durchatmen mussten. Mit einigen Schnitten und deutlich gekürzten Szenen im ersten Teil des Filmes hätte man den Film deutlich schnittiger und kurzweiliger gestalten können.
Schauspielerisch hingegen befinden wir uns ungefähr auf dem gleichen Niveau wie in Teil VII. Daisy Ridley spielt endlich mal wieder richtig gut auf und verleiht ihrer Rolle den nötigen Tiefgang. Dank des tollen Schauspiels wirkt es auch wirklich realistisch, wie sie sich weiter entwickelt und was sie emotional durchmacht. Dasselbe gilt für Adam Driver, der Kylo Ren eine sehr verletzliche aber auch extrem böse Seite mitgibt, die Darth Vader in nichts nach steht. Besonders im Finale lernen wir den Mini Darth Vader wirklich zu hassen. Dann haben wir da noch Finn, der endgültig zum Widerstand überwandert und sich der ersten Ordnung entgegen stellt. Bei ihm haben wir im Vergleich zu den anderen Charakteren zwar weniger Weiterentwicklung, es ist aber dennoch schön zu sehen, wie weit er für seine Freunde gehen würde.
Welche Rolle mir aber besonders gut gefallen hat, ist die von Mark Hamill. Nach über 40 Jahren ist er endlich wieder richtig als Luke Skywalker zu sehen und es fühlt sich an, als wäre er nie wirklich weg gewesen. Diese Lockerheit und Präsenz, die er dem Charakter aufdrückt, ist absolut überwältigend. Bei Star Wars Episode VIII merken wir wieder einmal, wieso genau dieser Charakter einer der legendärsten der gesamten Filmgeschichte ist. Klar, hier dürfte es keine Oscar-Nominierung geben, aber seien wir ehrlich, muss es das denn überhaupt? Mit Episode VIII hat sich Mark Hamill endgültig unsterblich gemacht und bewiesen, was für ein toller Charakterschauspieler in ihm steckt.
FAZIT
Star Wars Episode VIII – Die letzte Jedi ist der beste Star Wars Film seid Episode V, das steht außer Frage. Optisch und audiovisuell hebt Rian Johnson das Franchise auf ein neues Level und integriert viele neue mutige Dinge, die für den Verlauf von Teil IX wirklich wichtig sein werden. Auch die Charaktere enwickeln sich wunderbar weiter und werden von den Schauspielern hervorragend auf die Leinwand gebracht. Doch leider sorgen Fehler wie die zu lange Laufzeit und die viel zu vielen Handlungsstränge für einen getrübten Eindruck des Filmes. Trotzdem sollte man sich den neuen Star Wars Teil auf jeden Fall einmal ansehen. Ganz großes Blockbuster-Kino mit einer beeindruckenden Optik, einer gefühlvollen Geschichte und einem geschichtsträchtigen Finale.
Pros
- Optisch absolut hervorragend
- Charaktere machen eine glaubhafte Weiterentwicklung durch
- Mutige Änderungen innerhalb des Filmes
- Humor trifft oft ins Schwarze
- Geschichtsträchtiges Finale
- Geschichte deutlich umfangreicher als in Teil VII
- Die neuen Tiere rocken
- Teils zu Tränen rührende Momente
- Absolut wuchtige Soundkulisse
Cons
- Orten fehlt es an Bedeutung
- ca. 30 Minuten zu lang
- Teils etwas wirr erzählt
- Kleinere Fremdschäm-Momente