KRITIK: Spider-Man | Unterhaltsames Leinwand-Debut des Wandkrabblers

Ganze 16 Jahre, nachdem Spider-Man zum allerersten Mal über die Leinwand schwang, werden wir noch einmal über einen der größten Superhelden-Klassiker sprechen. Holt euch Popcorn, setzt euch gemütlich hin und schaut gebannt auf den Screen. Los geht’s!

INHALTSANGABE

Peter Parker (Tobey Maguire) ist ein normaler Junge, trägt eine Brille und ist auf seiner Schule nicht unbedingt der beliebteste. Nach dem Tod seiner Eltern ist er bei seiner Tante und seinem Onkel aufgewachsen. Als Peter bei einer Exkursion seiner High School von einer genmanipulierten Spinne gebissen wird, bemerkt er, dass er plötzlich über ungeahnte Kräfte verfügt: unfassbare akrobatische Talente, ein übernatürlicher Instinkt für Gefahren und die Fähigkeit, Netze zu spinnen. Der Schüler ist wie neu geboren und rechnet sich bereits Chancen bei der schönen Nachbarstochter Mary Jane (Kirtin Dunst) aus, für die er schon seit langer Zeit schwärmt. Doch dann wird sein Onkel (Cliff Robertson) bei einem Überfall getötet und Peter erkennt langsam, dass große Kraft auch eine große Verantwortung mit sich bringt. Als Spider-Man nimmt er den Kampf gegen das Böse auf, das New York in Form des Green Goblin (Willem Dafoe) heimsucht…

KRITIK

Eines möchte ich, bevor ich auf den Film eingehe, noch einmal sagen. Der Film ist ganze 16 Jahre alt, da werde ich nicht darauf achten, Spoilern aus dem Weg zu gehen. Also für alle die, die Spider-Man noch nie gesehen haben, ich werde nun spoilern, also seid gefasst!

Spider-Man erzählt die weltbekannte Geschichte von Peter Parker, der von einer genmanipulierten Spinne gebissen wird und daraufhin Kräfte entwickelt. Die Geschichte kannten Kenner vorher schon aus den Zeichentrick-Serien oder aus den Comics, von denen es unzählige Ausgaben gibt. Geschichtlich zeichnet der Film eine sehr glaubwürdige Welt ab, die in keinem Moment zu übertrieben wirkt. Jeder Charakter passt hinein, nichts wirkt unnötig dazu gedichtet und es kommt dazu, dass sich die Charaktere alle wunderbar an die Comic-Vorlage halten. Doch leider gibt es geschichtlich einige Probleme innerhalb des Filmes. So ist der Film eine (wie wir es heute nennen) typische Origin-Story, die wir schon zuhauf gesehen haben. Klar, Spider-Man hat im Prinzip das ganze Superhelden-Genre revolutioniert und ohne diesen Film würden wir jetzt nicht den x-ten Marvelfilm in den Kinos sehen. Aber nicht desto trotz ist die Geschichte recht genretypisch und eben eine sehr klischeehafte und normale Origin-Story, mit dem selben Storyverlauf wie bei allen anderen Origin-Stories. Man hätte hier ruhig einige Änderungen vornehmen können. Aber wir müssen den Film ja aus der Sicht der damaligen Zuschauer sehen und da ist die Geschichte gut, spannend, interessant und bietet wunderbare, wenn auch sehr cringy Momente, die zurecht in die Comic-Film Geschichte eingegangen sind.

Spider-Man wäre aber nicht das, was er heute ist, ohne seinen famosen Cast. Allen voran Tobey Maguire, der die Rolle seines Lebens abliefert. Er spielt Peter Parker aka Spider-Man mit einer absoluten Hingabe, wie man es nur schlecht glauben kann, wenn man den Film nicht gesehen hat. Klar, er ist eigentlich viel zu alt um Peter Parker zu spielen, denn in den Comics ist er ein 15/16-jähriger Highschool-Schüler, aber hey, über diesen Fehler kann man ruhig hinweg sehen. Er spielt diese Rolle jedenfalls mit einer fürchterlichen Leichtigkeit und verleiht der Rolle die nötige Tiefe und Gebrochenheit. Die Gebrochenheit wird vor allem in Teil zwei deutlich mehr ausgearbeitet, aber darüber wollen wir jetzt noch nicht reden. Das, was er hier jedenfalls abliefert, ist jedenfalls auf einem sehr guten bis starkem Niveau.

Als Gegenspieler bekommt es Spider-Man mit dem Green Goblin zu tun, der wunderbar von Willem Dafoe gespielt wird. Ihn kennt man als Schauspieler für sehr ausgeflippte und geistig gestörte Rollen. In Spider-Man spielt er Norman Osborn, der Vater von Peters bestem Freund Harry Osborn. Ihm gehört die Osborn Cooperation, eine Firma, bei der hochgradig wichtige wissenschaftliche Tests durchgeführt werden. In diesem Fall soll ein Gleiter entworfen werden und ein Gas, was dem Menschen mehr Körperkraft und Kontrolle verleiht. Doch das geht leider schief und verwandelt Norman Osborn in einen schizophrenen Psycho namens „Green Goblin“. Willem Dafoe passt, wie ich finde, perfekt in diese verschrobene, schizophrene Rolle. Er stattet seinen Charakter mit der nötigen Tiefe und Härte aus und macht sie zu einem der besten Bösewichte des Spider-Man-Franchise. Aber seien wir mal ehrlich, so schwer ist das nun auch nicht. Besonders hat mir schauspielerisch der Moment gefallen, in dem Norman herausfindet, mit wem er da gerade beim Thanksgiving-Essen an einem Tisch sitzt. Wunderbare Leistung, da kann man nur den Hut ziehen.

Der restliche Cast macht seine Sache natürlich auch gut. So haben wir noch Kirsten Dunst als Mary Jane Watson, die eigentlich nur das Loveinterest von Peter Parker spielt. Sie macht es aber so gut, dass wir ihrem Charakter dieses massiv klischeehafte ohne Probleme verzeihen. Außerdem mit im Cast ist James Franco, der den Sohn von Norman Osborn spielt. Seine Rolle kommt recht selten vor und wird nur gegen Ende des Filmes einigermaßen wichtig. Dennoch macht auch er eine gute Figur, wenn auch bei weitem nicht die beste des ganzen Filmes. Zu guter letzt haben wir dann auch noch den großartigen J.K. Simmons, der J. Jonah Jameson spielt. Seine Rolle ist legendär und wird nicht zu unrecht weltweit als gigantisches Internet-Meme verwendet. Seine Rolle ist charismatisch, unheimlich lustig und bringt viel Humor in die doch recht ernste Geschichte. Seine Rolle hat mir mit am besten im Film gefallen.

Inszenatorisch werden sich hier einige viele Freiheiten genommen. In den Comics baut sich Spider-Man nämlich Armbänder, mit denen er die Netze verschießen kann. In Sam Raimi’s Spider-Man jedenfalls kann er sie ohne alles einfach so abschießen, was eigentlich gar nicht geht. Auch Mary Jane hätte er noch gar nicht kennen dürfen, denn eigentlich hätte erst Gwen Stacy durch den Green Goblin sterben müssen, so wie es nun einmal auch in den Comics der Fall war. Aber meine Güte, wir wollen jetzt nicht die Kühe zählen, sondern sagen, was gut und schlecht ist. Der Film nimmt sich, wie ich sagte, sehr viele Freiheiten, macht aber dennoch einen riesigen Spaß. Der Film ist geschwind, hat tolle zwischenmenschliche Momente und lässt zwischendrin viel Zeit zum Luft holen, was nicht immer gut ist. Denn in den Momenten fängt der Film besonders an sich zu ziehen. Doch je mehr der Film gegen Ende geht, desto schneller und spaßiger wird er. Sam Raimi hätte etwas mehr am Pacing arbeiten müssen, dann wäre Spider-Man bei der Inszenierung ein Brett von einem Film gewesen.

Als letztes rede ich über die technischen Aspekte des Filmes. Da bleibt mir eigentlich auch nichts anderes zu sagen, als dass Spider-Man auf dem höchsten Niveau der damaligen Zeit angesiedelt war. Klar, heute sieht es alles doch sehr billig aus, dennoch ist er tricktechnisch allem voraus was damals so im Kino lief. Das Gekrabbel an der Wand, die Szenen vom Goblin auf dem Gleiter bis hin zu dem tollen Finale des Filmes. Alles sieht gut aus und sorgt nicht dafür, dass wir aus der Geschichte geworfen werden. Auch der Soundtrack ist der absolute Knaller. Jeder kennt das Movie-Theme und assoziiert damit direkt Spider-Man. Selbst heute wird das Thema ja bei den Spider-Man-Filmen verwendet und auch außerhalb wird es immer wieder medial benutzt. Dass Spider-Man damals für den Soundtrack keine Oscar-Nominierung bekommen hatte, grenzt schon fast an eine Frechheit.

FAZIT

Spider-Man ist auf jeden Fall nicht frei von Fehlern. Cringy Momente, zu viele Freiheiten innerhalb der Geschichte, etwas zu langatmig, relativ typischer Bösewicht und eine sehr klischeehafte Origin-Story. Trotzdem macht Spider-Man einen Heidenspaß, was vor allem an den glaubwürdig agierenden Schauspielern liegt, den knalligen Soundtrack und den tollen Special Effekts. Spider-Man ist kein Meisterwerk, ist aber dennoch zurecht ein Klassiker, der das Kino, so wie wir es heute kennen, buchstäblich revolutioniert hat.

7

Story

6.5/10

Schauspiel

7.0/10

Kamera

7.5/10

Inszenierung

7.0/10

Sound

7.0/10

Pros

  • Top Cast, allen voran Tobey Maguire
  • Optisch herausragend
  • Super unterhaltsame Action-Sequenzen
  • Ist nie langweilig
  • Wunderbarer Soundtrack
  • Technisch auf höchstem Niveau
  • Finale des Filmes

Cons

  • Typische Origin-Story
  • Motivation des Bösewichts etwas zu dünn
  • cringy Momente
  • Etwas langatmig

geschrieben am: 20. Februar, 2018 um 6:37 pm

Autor:

Johnny