KRITIK: Spider-Man 2 | Eine der besten Comic-Adaptionen!

Meist sind Fortsetzungen wesentlich schwächer als der Vorgänger. Sam Raimi zeigt, dass es aber auch anders geht. Spider-Man 2 übertrifft den ersten Teil in jedem einzelnen Aspekt. Warum Spider-Man 2 aber auch eine der besten Comic-Adaptionen aller Zeiten ist, verraten wir euch in der nachfolgenden Kritik.

INHALTSANGABE

Zwei Jahre sind vergangen, seit Peter Parker (Tobey Maguire) seine große Liebe Mary Jane (Kirsten Dunst) abweisen musste. Er hat sich für ein Leben als Superheld entschieden, und da ist eben kein Platz für eine Beziehung. Um genau zu sein, ist da kaum Platz für irgendetwas anderes als für „Spider-Man“-Missionen, weswegen Peters Leben von großer Hektik geprägt wird: Nebenjob, Studium und das Beschützen von New Yorks Bewohnern, all das lässt sich einfach nicht in gleicher Qualität leisten. Peter beschließt also, das Heldendasein zu beenden und wirft sein Kostüm in den nächstbesten Mülleimer. Dies geschieht zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, denn eine neue Bedrohung ungekannten Ausmaßen zieht heran. Der eben so geniale wie sympathische Wissenschaftler Dr. Otto Octavius (Alfred Molina) arbeitet für Oscorp, das mittlerweile von Harry (James Franco) geführt wird, an der Entwicklung einer neuen, revolutionären, niemals versiegenden Energiequelle. Ein nobles Ziel. Als jedoch eines seiner Experimente vollkommen misslingt, verliert er durch die tragischen Begleitumstände und einen technischen Defekt an einer seiner Apparaturen vollkommen den Verstand. Doc Ock ist geboren. Ein gefährlicher Gegner, dem – wenn überhaupt – nur Spider-Man gewachsen ist…

KRITIK

Um es einmal wieder vorweg zu sagen: Ich werde bei dieser Kritik spoilern. Also seid gewarnt, wenn ihr Spider-Man 2 noch nicht gesehen habt. Ich werde mich nicht zurückhalten.

Spider-Man 2 schlägt Spider-Man, mehr muss man eigentlich nicht sagen. Ich kann euch aber auch einen ganz wichtigen Aspekt nennen, wieso der zweite Teil den ersten schlägt. Das zweite Abenteuer des Wandkrabblers ist bodenständiger, glaubwürdiger und um einiges ernster als noch sein recht klischeehafter Vorgänger. Besonders wunderbar fand ich die geerdete Geschichte in Spider-Man 2. Peter Parker ist am studieren, ist in eine eigene Wohnung gezogen und verdient sich seine Miete als Pizzakurier. Irgendwann kommt Peter an einen Punkt, an dem er sich und seinen Platz in der Welt in Frage stellt und überlegt, etwas zu ändern. Mir hat es wunderbar gefallen, wie viel mehr Charaktertiefe Peter im zweiten Teil zugeschrieben bekommt. Er wirkt nicht einfach nur mehr als extrem kluger Superheld, dem keiner etwas anhaben kann. Man spürt ihm an, dass er genau solche Probleme hat, wie jeder andere Mensch auch. Es geht um Liebe, Existenzängste und um den Platz in der Welt. Ich finde diese Neuausrichtung im Vergleich zum ersten Teil deutlich angenehmer zu verfolgen und macht bei recht langen 122 Minuten einen riesigen Spaß.

Doch nicht nur bei der eigentlichen Geschichte entwickelt sich der zweite Teil der Spider-Man-Saga weiter, sondern auch bei den Schauspielern und bei der Charakterisierung. Peter Parker kriegt mehr Fleisch, mehr Emotionen und mehr Persönlichkeit, was ihn zu einem der menschlichsten Charaktere im Marvel Universe macht. Wie ich schon bei der Story erwähnt habe, finde ich es wundervoll, wie viel Geschichte und Emotionen man in seinen Charakter gedrückt hat. Dazu kommt, dass Tobey Maguire eine absolute Glanzleistung abliefert. Im Vergleich zum ersten Teil legt er schauspielerisch noch einmal mächtig zu und drückt der Rolle seinen Stempel auf. Für mich persönlich ist Tobey Maguire für immer der beste Spider-Man, allein wegen diesem zweiten Teil. Maguire ist der beste und menschlichste Spider-Man und das wird er auch für alle Zeiten bleiben.

Als Gegenspieler haben wir Dr. Otto Octavius. Er ist ein extrem kluger Wissenschaftler, der die Macht eines bestimmten Metalls ergründen möchte, um damit die Stromprobleme der gesamten Weltbevölkerung aus dem Weg zu räumen. Doch dabei passieren einige Fehler und die vier mechanischen Arme werden mit seinem Rückenmark verschweißt, die auf seinen Verstand zugreifen. Alfred Molina spielt Otto Octavius mit absoluter Hingabe. Auch hier haben wir das selbe Phänomen wie bei Peter Parker. Wir bekommen endlich einen Bösewicht, der uns leid tut, den wir komplett ernst nehmen können. Eigentlich ist Otto ein unfassbar netter Mensch, der nur dadurch zu einem fürchterlichen Monster wurde, weil die mechanischen Arme auf seinen Verstand zugreifen. Im gesamten Comicsegment haben wir, wie ich finde, viel zu selten einen Bösewicht, der so viel Tiefgang hat und der uns Zuschauern so nah geht. Molina hat hier alles wunderbar in eine Rolle gesteckt und ihr so viel Glaubwürdigkeit und Tiefe gegeben, dass es fast schon beängstigend ist, wie gut er das spielt. Für mich ist Alfred Molina einer der besten Marvel-Bösewichte, die es so gibt.

Wieder mit von der Partie ist Kirsten Dunst, die eine deutlich wichtigere und angenehmere Rolle hat als im ersten Teil. Sie verkommt nicht wieder zu einem recht klischeehaften Love Interest, sondern wird logisch in die Geschichte integriert. Es gibt zwar wieder sehr kitschige Szenen, wie die auf dem Spinnennetz am Ende des Filmes oder die Szene, in der sie von der Hochzeit in einem riesigen, weißen Kleid zu Peter rennt, nur um ihm zu sagen, das sie ihn liebt. Dennoch, ihre Rolle macht mehr Sinn, ist deutlich angenehmer und bricht das Leben von Peter noch zusätzlich durcheinander. Auch der wunderbare James Franco ist wieder mit dabei, der, wie ich finde, etwas zu sehr zu einem von Rache getriebenen Menschen wird. Hier greifen einige typischen Klischees, die mir nicht so gut gefallen haben. Dennoch spielt Franco wie schon im ersten Teil sehr gut. Vor allem gefallen hat mir die Szene, als er herausfindet, wer Spider-Man ist. Wie wunderbar man ihm seinen Hass, aber auch seine Fassungslosigkeit ansieht, ist wirklich großartig rübergebracht. Zu guter Letzt haben wir J.K. Simmons als den wunderbaren J. Jonah Jameson, der wieder einmal für die großen Lacher sorgt. Auch seine Rolle kriegt in einer bestimmten Szene deutlich mehr Futter und hat mir daher noch besser gefallen als schon im ersten Teil. Ehrlich gesagt hätte ich lieber noch mehr Szenen mit ihm gesehen, da sie alle unfassbar unterhaltsam sind.

Inszenatorisch hebt Sam Raimi das zweite Abenteuer des Wandkrabblers auf ein ganz neues Level. Nicht nur visuell wirkt Spider-Man 2 noch besser und selbst heute noch sieht der Film tadellos aus, sondern auch vom gesamten Pacing und von der gesamten Struktur wirkt der Film deutlich angenehmer als der erste. Der Film nimmt sich Zeit, um die Charaktere wieder neu einzubauen. Ganze 40 Minuten vergehen, bis der Bösewicht zum ersten Mal das Licht der Welt erblickt. Bis dahin werden Wandlungen der Charaktere erleutert, neue Plotdetails bekannt gegeben und neue Charaktere wie z.B Dr. Otto Octavius hinzugefügt. Sobald der Film dann erst einmal so richtig losgeht, lässt er dem Zuschauer keine Sekunde mehr zum Atmen. Eine wunderbare und toll inszenierte Szene reiht sich an die andere. Wie ein Flug ins All, der erst langweilig wird, wenn man am Ende (also im All) angekommen ist. Der Film fühlt sich im gesamten Umfang von der Charakterisierung, der Inszenierung und von der Geschichte deutlich runder und vollkommener an als der erste Teil.

Die technischen Punkte haken wir einfach einmal ganz schnell ab. Spider-Man 2 wurde damals nicht ohne Grund für die besten visuellen Effekte nominiert. Noch heute sieht der Film tadellos aus und macht einen richtig guten Eindruck. Die Action an den Wänden mach atemlos und die legendäre Szene auf dem Zug ist auch heute noch ein riesiger Hingucker. Bei der Kameraarbeit hat man hier auch noch einmal eine Schippe drauf gelegt. Noch mehr legendäre Szenen als im ersten Teil. Allein das Finale oder die bereits angesprochene Szene auf dem Zug sind bahnbrechend. Alles ist wunderbar eingefangen, wirkt sehr bodenständig und nicht übertrieben. Hier tut die Kamera einen wunderbaren Job. Als letztes möchte ich über den Sound reden, der herausragend geschnitten und gemischt ist. Wer hier am Sound Editing saß, darf sich selbst auf die Schulter klopfen. Hier passt alles wunderbar zusammen, so dass es nie auffällt, dass hier etwas geschnitten oder gemixt wurde. Ganz im Gegenteil, es wirkt alles extrem realistisch und perfekt zur Welt passend. Genau so sieht es beim Soundtrack aus, der wie schon im ersten Teil absolut reinhaut. Bis heute noch einer der größten Soundtracks, die es so gibt.

FAZIT

Spider-Man 2 ist in fast jedem Aspekt besser als der erste Teil. Die Geschichte ist ausgereifter, bodenständiger und deutlich reifer. Auch bei der Schauspielerei wird sich hier selbst übertroffen. Maguire manifestiert sich als Spider-Man, Molina wurde zu einem der besten Bösewichte des Marvel-Universums und J.K. Simmons ist wie immer der Hammer. Auch inszenatorisch bietet der Film noch mehr als der erste Teil. Ein deutlich besseres Pacing, wunderbar in Szene gesetzte Momente und, ganz besonders hervorzuheben, der Film ist keine einzige Sekunde zu lang. Auch bei den technischen Punkten muss man nicht mehr viel sagen, hier ist ein absolut perfekter Superhelden-Film gelungen, der die Jahrzehnte überlebt hat und die kommenden als Kult-Klassiker überleben wird.

8.9

Story

8.5/10

Schauspiel

7.5/10

Kamera

9.0/10

Inszenierung

10.0/10

Sound

9.5/10

geschrieben am: 23. Februar, 2018 um 4:20 pm

Autor:

Johnny