Kritik: Shivers | Der schlechteste Film von Cronenberg

„Shivers“ ist das Regie-Debut von Kult-Regisseur David Cronenberg. Doch warum ausgerechnet der, sein schlechtester Film ist, erklären wir euch in unserer Kritik.

 

INHALT

In einem sehr modernen Apartmentkomplex ermordet ein Wissenschaftler eine junge Frau auf brutalste Weise. Er kippt ihr Säure in die Bauchhöhle und nimmt sich danach selber das Leben. Der Mann hatte wissenschaftliche Experimente mit Parasiten durchgeführt, mit dem Ziel, defekte Organe ersetzen zu können, und dadurch Transplantationen unnötig zu machen. Das Experiment geriet außer Kontrolle und führte zu komplett unerwarteten Resultaten. Die Parasiten steigerten den Sexualtrieb ihrer Wirte, um schnell mit neuen Wirten in Kontakt zu treten. Der Arzt Roger St. Luc (Paul Hampton) und eine Krankenschwester (Lynn Lowry) versuchen gegen die Verbreitung des Parasiten vorzugehen. Es kommt zu vermehrten Orgien in dem Gebäudekomplex und die Bewohner werden zu sexsüchtigen Zombies, die an nichts anderes denken, außer an Fortpflanzung in parasitärer Form.
 

KRITIK

David Cronenberg inszenierte mit „The Fly“ einen der ekligsten und spannendsten Horrorfilme der Neuzeit. Neben dem habe ich nur noch „Videodrome“ gesehen, den ich leider nicht mehr ganz so gelungen fand. Mit großer Vorfreude habe ich mir dann eben „Shivers“ angesehen, doch diesen fand ich den mit Abstand schlechtesten Cronenberg. Das hat einige viele Gründe. Ein Grund ist definitiv die komplett überzogene Geschichte. Würmer die Menschen zu willenlosen Sex-Zombies machen und dann auch Mitmenschen töten. Im Grunde klingt das ganze eher nach einem lustigen Trash-Filmchen der bei SchleFaz laufen könnte. Leider pumpt Cronenberg diesen Film mit Metaphern nur so voll. Die ganze Seuche soll quasi eine Angst auf Geschlechtskrankheiten auslösen. Leider wirkt das alles nur unnötig gestellt und so Zurechtgebogen. Es wirkt eher wie mit dem Vorschlaghammer in das Unterbewusstsein des Zuschauers geschlagen. Der Film könnte so viel besser sein, wenn sie sich nicht so ernst genommen hätten.

Ein weiterer Punkt, wieso ich „Shivers“ so schwach finde, ist die Spannung bzw. Atmosphäre. Bei ganzen 88 Minuten habe ich zu keinem Moment das Gefühl, dieser Film versuche eine Spannung aufzubauen. Es ist in manchen, kurzen Momenten ganz interessant was passiert. Jedoch Spannung baut sich in keinem Moment auf. Auch eine Atmosphäre, die den Zuschauer bei Stange halten soll, stellt sich nie ein. So sitzen wir da, schauen den Würmern beim Infizieren und den Menschen beim Poppen zu. Jedenfalls das, was man auch zu sehen bekommt, viel ist das nämlich nicht. Hier wird leider auch viel zu viel geredet und zu wenig gezeigt. Klar, der typische Body-Horror von Cronenberg kommt ab und an mal durch, doch so richtig eklig oder schockierend wird das alles nicht. Wir fühlen uns irgendwann eher gelangweilt als wirklich unterhalten.

Auch die Kamera finde ich eher mies. Es sieht halt nie nach einem richtigen Film, sondern eher nach einer TV-Produktion aus. Der Film versucht in vielen Momenten, auch mehr zu sein, als er eigentlich ist. Es geling Cronenberg nicht, gute Szenen umzusetzen. Es wirkt einfach wie ein Low Budget Direct-to-VHS Release. Von Cronenberg hätte ich da etwas mehr erwartet. Auch bei seinen frühen Werken. Es ist etwas schade, dass so viel Potenzial auf der Strecke gelassen wird.

Doch der Film ist ja nicht komplett gegen die Wand gefahren. So haben wir einige nette Ekelszenen. Wenn dann nämlich endlich mal alle übereinander herfallen, macht das ab und an auch ganz gut Spaß. Der Film reißt zwar nie Bäume aus, aber für ein kurzen Moment wird man unterhalten. Es werden Frauen in Badewannen getötet, der Bauch wird extrem deformiert und einige riesige Wunden am Körper werden präsentiert. So etwas möchte ich von einem Cronenberg sehen. Auch wenn ich oft gedacht habe, dass hier deutlich mehr Ekel-Potenzial drin gewesen währe. Aber hey, man möchte ja nicht alles immer grundlos schlecht reden. So kann ich auch sagen, dass die Darsteller in vielen Punkten auch ein ganz soliden bis gute Job machen. Doch mehr positive Argumente finde ich an dem Film leider auch nicht.

 

KRITIK

„Shiver“ ist eher Schlecht als recht. Er baut nie Spannung auf, nutzt nie das Potential und versucht viel Tiefgründiger und wichtiger zu sein, als er eigentlich ist. Cronenberg versucht sich auf unsinnige Metaphern zu versteifen, die gar nicht nötig gewesen währen. So bleibt „Shivers“ ein zwar gut gespieltes und an manchen Momenten unterhaltsam ekliges Ekel-Filmchen ohne Spannung und mit zu viel verschenktem Potential. PS: Das Ende ist auch ganz nett.

0.00
4.9

Story

4.0/10

Schauspiel

6.0/10

Kamera

4.5/10

Inszenierung

4.5/10

Sound

5.5/10

Pros

  • Darsteller alle Solide
  • Einige angenehm eklige Szenen
  • Ab und an ganz interessant

Cons

  • Film baut nie Spannung auf
  • Kamera viel zu verwackelt
  • Bei der Handlung wurde zu viel gewollt
  • Wirkt eher Trashig als spaßig
  • Wirkt am Anfang sehr langatmig

geschrieben am: 30. Oktober, 2019 um 6:52 pm

Autor:

Johnny