KRITIK: Shape of Water – Das Flüstern des Wassers | Ein Film, der einen zum Träumen einlädt

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Die Oscars stehen kurz bevor, und da wollen wir doch einmal ein Augenmerk auf den großen Favoriten bei den 90. Oscars werfen. Ob Shape of Water wirklich so gut ist, wie oft gesagt, verraten wir euch in unserer nachfolgenden Kritik.

INHALTSANGABE

Die stumme Elisa (Sally Hawkins) ist während des Kalten Krieges in einem Hochsicherheitslabor der amerikanischen Regierung angestellt, wo sie einsam und isoliert ihrer Arbeit nachgeht. Doch als sie und ihre Kollegin und Freundin Zelda (Octavia Spencer) ein streng geheimes Experiment entdecken, das in dem Labor vorangetrieben wird, ändert sich Elisas Leben für immer. Sie freundet sich mit dem mysteriösen Fischwesen (Doug Jones) an, das dort in einem Tank gefangen gehalten wird. Ihre Gefühle für die Kreatur werden immer intensiver und zusammen mit ihrem Nachbarn Giles (Richard Jenkins) fasst sie schließlich den Entschluss, den Amphibienmann aus den Händen der Regierung zu befreien – allerdings steht die Liebe unter keinem guten Stern, denn nun wird das Paar gnadenlos vom Militär und dem Laborleiter Strickland (Michael Shannon) gejagt, die das außergewöhnliche Geschöpf und seine heilenden Kräfte bei einem Kriegsausbruch gegen die Sovjets einsetzen wollen…

KRITIK

Um euch direkt am Anfang einmal den Zahn zu ziehen, nein, es wird keinen Hate zu „Shape of Water“ geben, denn ich muss mich in diesen Punkten den internationalen Kritiken anschließen. „Shape of Water“ ist ein unvergleichliches Meisterwerk, was kaum schöner, morbider und märchenhafter hätte sein können. Guillermo Del Toro inszeniert hier seinen wohl besten Film mit einer bemerkenswerten Eleganz, dass es einem fast schon Angst macht, wie herausragend er das hier in Szene setzt. In kaum einem Punkt habe ich etwas bei diesem Film zu meckern. Ganz besonders gut hat mir bei Shape of Water aber die Atmosphäre gefallen. Der Film wirkt wie ein modernes Märchen, was von Del Toro den Flair von Pan’s Labyrinth in die Venen gespritzt bekommen hat. Der ganze Film wirkt sowohl surreal als auch ernst und ehrlich. Das liegt an dem wunderbaren Mix von Fantasy, Kalter Krieg-Drama und Gesellschaftssatire. Der Film hat eine Bedrohlichkeit an sich, die aber durch die Fantasythematik gekonnt gebrochen wird, sie aber nie einbüssen muss. Es fühlt sich bei diesem Film einfach wunderbar an und zieht den Zuschauer direkt in seinen Bann.

Losgelassen werden wir erst wieder, sobald der Abspann beginnt. Doch selbst dann werden wir nicht losgelassen, da wir mit einem tollen Soundtrack nach Hause geschickt werden. Was der Film für einen Klang und eine audiovisuelle Präsenz hat, ist schlicht atemberaubend. Die wunderbaren Klänge des Filmes, gemixt mit Härte und Brutalität (besonders gegen Ende), machen einen tierischen Spaß und lassen den Zuschauer noch weiter in das Szenario eintauchen. Besonders beachtlich fand ich den Mix zwischen fröhlicher, lebendiger und spannender, bedrohlicher Musik. Hier wird wunderbar hin und her geschnitten, ohne dass es in irgendeiner Weise auf die Nerven geht oder aus dem Film heraus reißt.

Aber auch die restlichen technischen Punkte sind wahnsinnig gut. So ist das Make-Up und Kostümdesign wirklich herausragend. Was sie Doug Jones alles auf den Körper modellieren, ist, kaum abzustreiten, eine Meisterleistung. Er versinkt dadurch komplett in dieser Rolle, was bewirkt, dass wir als Zuschauer nie das Gefühl haben, dass es sich eigentlich um einen Menschen handelt. Es ist toll, was hier für eine Liebe in dieses Projekt gesteckt wurde. Wären die Filme doch heutzutage alle so mit Herzblut gemacht, hätten wir das Problem nicht mit dem x-ten Transformers oder Fifty Shades of Grey-Teil. Doch nicht nur das Make-Up und das tadellose Kostüm ist beachtlich, auch der sehr interessante und morbide Look des Filmes. Bei Guillermo Del Toro ist es meist so, dass er sehr blutige Bilder mit magischen, märchenhaften mixt. So hatten wir es auch bei Crimson Peak und Pan’s Labyrinth getan. Ohne Grund nennt man ihn nicht einen Meister des Gothik-Films. Auch bei Shape of Water ist das der Fall. Der ganze Film ist eine Farbmischung aus Grün und Blau. Quasi könnte man sagen, dass der Film ein einziges petrolfarbenes Kunstwerk ist. Besonders fällt das auf, wenn sich Strickland sein neues Auto kauft und zum ersten mal auf die Farbgebung hingewiesen wird. Es ist wunderbar, wie hier mit den Farben und mit der Wahrnehmung gespielt wird.

Selten habe ich einen Film gesehen, der optisch so vielseitig ist, auch wenn er eigentlich durchgehend in ein- und denselben Farbton getaucht ist. Zuletzt hatte ich so etwas bei Crimson Peak, wo alles eine Mischung aus Schwarz, Weiß und Blutrot war. Es ist beachtlich, was der Mann auf visueller Ebene alles aus dem Hut ziehen kann. Doch auch bei der Inszenierung macht dem Mann keiner etwas vor. Auch bei den 90. Oscars ist er für Shape of Water 13 mal nominiert, unter anderem auch für Bester Film und Beste Regie. Bester Film scheint bei dem Konkurrenten „Three Billboards“ eher unwahrscheinlich. Beste Regie dürfte der Film aber aller Voraussichten nach mit weitem Abstand gewinnen (auch wenn ich immer noch für Nolan bin). Aber um es abzukürzen, Del Toro hätte es mehr als nur verdient. Seine Arbeit ist herausragend. Der Film schaut sich kurzeilig weg, büßt nie an seiner Bedeutung ein und zieht seine Spannungsschraube kontinuierlich an. Besonders hat mir die Mischung aus Fantasy-Märchen und Kalter Krieg-Thriller gefallen. Schon bei Pan’s Labyrinth verschmolz Del Toro Gothic-Märchen mit dem zweiten Weltkrieg. Auch hier schafft er es, die beiden Thematiken gekonnt zu mixen ohne aus dem Film zu werfen. Sowas muss man auch erst einmal hinbekommen. Ansonsten stimmt hier wirklich alles. Von der Anfangssequenz, über die Struktur des Filmes. Auch die Schauspieler bringt er zum Äußersten.

Was hier abgeliefert wird, ist mehr als oscarwürdig. Sally Hawkins spielt eine stumme Putzfrau in einem geheimen Labor der USA. Was besonders an ihrer Darstellung ist, dass wir das Gefühl haben, sie spricht bzw wir das Gefühl haben, dass wir alles an ihr verstehen. Sie übertreibt nie, spielt ihre Rolle mit Hingabe, Glaubwürdigkeit und ganz viel Emotionen. Zurecht wurde sie hier für den Oscar nominiert, nur wahrscheinlich wird sie ihn nicht gewinnen. Aber auch ihr Filmnachbar Richard Jenkins ist absolut großartig. Wenn ich entscheiden müsste, würde ich wohl ihm den Oscar als bester Nebendarsteller geben. Wie locker und leicht er diesen Charakter spielt, als wäre es nichts, er seiner Rolle so viel Emotionen und Glaubwürdigkeit mit auf dem Weg gibt, ist der helle Wahnsinn. Vor allem, dass dem Charakter so unterschwellig mehr Background gegeben wird. So erfahren wir irgendwann, dass er homosexuell ist, ohne dass es einem aufs Auge gedrückt wird. Wir erfahren mehr von seinem Job, was in seinem Leben vor sich geht und was er im Leben möchte. Seine Rolle ist für mich neben Sally Hawkins am besten, da hier so gut wie alles stimmt. Meine Probleme hatte ich aber bei Octavia Spencer und Michael Shannon. Ihre Rollen sind zwar sehr gut gespielt, aber besonders Octavia Spencer ist sehr austauschbar und haut immer nur irgendwelche Sprüche raus. Spencer ist eine tolle Schauspielerin, aber ihr Problem ist, dass sie immer dieselben Rollen annimmt, was mittlerweile sehr stark auffällt. Ich würde mir wünschen, dass sie mal etwas von ihrer typischen Darstellung weg kommt und mehr in anderen Genres rumprobiert.

Michael Shannon ereilt das selbe Schicksal. Er spielt wirklich gut, und gibt seiner Rolle die nötige Härte und Gewissenslosigkeit. Doch leider ist auch hier das Problem, dass er sehr austauschbar ist und immer wieder die selbe Rolle übernimmt. Er spielt in jedem Film das Arschloch und wird immer als Gegenspieler gecastet. Das einzige, was mir gerade einfällt, ist Take Shelter und Midnight Special, in denen Shannon eine andere Rolle annimmt als sonst immer. Auch bei ihm würde ich mir mehr Vielfalt wünschen, weil mittlerweile greift es auf die Charaktere über, was die Charaktere irgendwie runterzieht. Zuletzt rede ich über Michael Stuhlbarg, der gut spielt, viel zum Film beiträgt (besonders im kalten Kriegspart) aber auch hier muss ich sagen, leider ein sehr austauschbarer Charakter und eine austauschbare Leistung. Dennoch um abschließend etwas zu sagen: Alle Leistungen sind sehr gut. Vor allem Hawkins und Jenkins. Die anderen spielen auch großartig, das einzige Problem hier ist die immer gleiche Leier der Schauspieler.

FAZIT

Ein märchenhaftes Meisterwerk mit leichten Schwächen. Der Film hat eine atemberaubende Atmosphäre, catcht einen von der ersten Sekunde und wird immer spannender bis zum großartigen Finale. Besonders toll an dem Film ist die Technik. Das Make-Up, das wundervolle Kostüm von Doug Jones und die Kamera sowie die Farbgebung ist großartig. Auch bei den Schauspielern stimmt fast alles. Einziges Problem: Einige Charaktere bzw Schauspieler sind sehr austauschbar, was dem Film einige Kratzer in den Lack macht (Anspielung auf den Film).

9.3

Story

9.0/10

Schauspiel

8.5/10

Kamera

10.0/10

Inszenierung

9.0/10

Sound

10.0/10

Pros

  • Großartige Optik
  • Hawkins und Jenkins spielen oscarwürdig
  • Kurzweilig
  • Wunderbare, märchenhafte Atmosphäre
  • Spannend bis zur letzten Minute
  • Ungewöhnliche, wundervolle Szenen
  • Technisch auf höchstem Niveau
  • Soundtrack
  • Zufriedenstellendes Finale

Cons

  • Austauschbare Charaktere

geschrieben am: 2. März, 2018 um 12:24 pm

Autor:

Johnny