Kritik: Percy | Solides Gerichts-Drama mit fantastischen Christopher Walken

Biopics über Farmer gibt es mehr als genug. Da kommt „Percy“ vielleicht ein Stück weit zu spät weiß stellenweise aber dennoch zu überzeugen. Wenn auch nicht im ganzen.
Inhalt
Der Kleinbauer Percy Schmeiser (Christopher Walken) zieht in den juristischen Krieg gegen den Landwirtschafts-Konzern Monsanto. Dessen genetisch veränderte Rapspflanzen haben sich durch den Wind auf seinen Feldern ausgebreitet und nun soll er eine Gebühr von 19.000 Dollar für die Benutzung des genmanipulierten Saatguts zahlen. Trotz aller Einschüchterungsversuche und den gewaltigen Mitteln des riesigen Konzerns lässt sich Percy nicht irritieren und engagiert den Kleinstadt-Anwalt Jackson Weaver (Zach Braff), der den Fall vor den obersten Gerichtshof in Kanada bringen will. Unterstützung erhält Percy dabei von seiner Frau Louise (Roberta Maxwell) und der hartnäckigen Umweltaktivistin Rebecca Salcau (Christina Ricci)…
Kritik
Wahre Begebenheiten sind immer interessant. Sei es jetzt in einem ganz anderen Genre wie „Conjuring“ (ob man das wirklich ernst nehmen kann“, oder „The Trial of the Chicago 7“. Diese Filme erwecken immer ein gewisses Grundinteresse. Bei Percy dürfte es genauso sein, auch wenn er direkt in die Wiedereröffnungen der Kinos gespült wird. Daher dürfte er vermutlich nur ein kleines Publikum finden. Doch das ist ein kleiner Fehler, denn „Percy“ macht sehr viel richtig, krankt aber auch an einzelnen Problemen.
Christopher Walken kennt man aus ewig vielen Produktionen. Für „Die durch die Hölle gehen“ gab es damals sogar den Oscar. Nun spielt er hier gegen Ende seiner Karriere einen Bauern namens Percy, der angeklagt wird, gen manipuliertes Getreide zu pflanzen. Was natürlich kompletter Quatsch ist in seinen Augen. So zieht er vor Gericht und liefert sich mit dem Konzern Monsanto einen Gerichtsstreit. Walken spielt in jeder einzelnen Szene fantastisch. Wie er diesem Mann eine Nettigkeit mitgibt, ist toll. Immer fühlt er sich menschlich an, der nichts mehr will als Gerechtigkeit. Walken hält immer die Waage zwischen sehr ruhig und zurückhaltend und wütend und extrovertiert. Gerade wenn es in die zweite Filmhälfte geht, zeigt er sein ganzes Talent. Daneben finden wir noch Zach Braff (Scrubs), der eine solide Performance abgibt als Anwalt von Percy und Christina Ricci ist auch wieder zurück. Bei ihr ist leider das Problem, dass sie viel zu drüber ist. Ihre Rolle kauft man ihr nicht ab und sie fuchtelt viel zu sehr mit den Armen umher und eskaliert schwer in ihrer Mimik. Das wirkt, gerade wenn sie sich mit Walken eine Szene teilt, dilettantisch schlecht.
Ihre Rolle ist auch die einzige, die den Film ein wenig schlechter macht. Alle anderen Charaktere sind immer nachvollziehbar und nahbar. Das ist eine Stärke des Filmes. Wenn man so ein Thema auf die Leinwand bringt, dann muss die Empathie richtig aufgeteilt sein. Die Charaktere brauchen Hintergrund und Profil. In den meisten Fällen funktioniert das auch. Percy und seine Frau werden toll aus erzählt. Auch die Rolle von Zach Braff bekommt genug Futter, nur eben die Rolle von Christina Ricci nicht. Sie kommt einigermaßen oft vor und zerstört damit jede Szene, die sie hat. Nicht nur wegen des Schauspiels, sondern auch, weil ihre Rolle viel zu seicht, langweilig und plump ist. Auf der gegnerischen Seite ist es ähnlich. Da wird zwar der Film nicht mit zerstört, aber die Menschen hinter den Konzernen sind so profillos und leidenschaftslos, wie es nur sein kann. Dem Antagonisten ein richtiges Gesicht zu geben wäre, denke ich der bessere Einfall gewesen.
Da kommen wir nun auch zu dem wohl größten Problem des Films. Regisseur Clark Johnson weiß nie so recht, was er hier eigentlich inszenieren will. Immer wieder verliert der Film dann an Fahrt, wenn er sie gerade aufgenommen hat. Besonders in der Mitte kommt es immer wieder zu Leerlauf. Was echt unangenehm ist, da man viele wichtige Informationen, die man nachlesen kann, weggelassen werden. Dabei wurden viele Sachen sogar gedreht. Das macht die Entscheidung des Regisseurs umso fataler. Wieso lässt du wichtige Szenen weg, um sie mit langatmigen Floskeln zu ersetzen? Das macht einfach keinen Sinn und wirkt schwach. Ansonsten schafft Johnson aber auch nicht, dem Film einen richtigen Drive zu geben. Er plätschert viel mehr vor sich hin und entwickelt, gerade weil zu viel weggelassen wird, das nie richtig Spannung aufkommen will.
Ausgeglichen wird das mit nichts. Auch die tollen Bilder, die mit einer melancholischen und treibenden Musik untermalt wird, macht das nicht besser. Doch hervorheben sollte man es doch. Denn die Musik ist toll. Sie erinnert in den besten ruhigen Momenten sehr an „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“. Natürlich erreicht der Film nie dessen Klasse. Auch im musikalischen Bereich nicht. Es ist aber sehr interessant, die Musik zu hören, gerade weil sie Erinnerungen auslöst. Auch wenn es Erinnerungen an einen besseren Film sind.
Fazit
„Percy“ ist ein solides Gerichtsdrama, was von seinem sensationellen Hauptdarsteller, der tollen Kamera und den nahbaren Charakteren zusammen gehalten wird. Leider fokussiert sich Regisseur Clark Johnson falsch und stellt eher seichte, unspannende Momente in den Fokus und lässt dafür wichtige Informationen weg.