KRITIK: Once Upon a Time in Hollywood | Tarantinos 9. Film

In „Once Upon a Time in Hollywood“ geht es um den psychisch labilen Schauspieler Rick Dalton, der Ende der 60er Jahre in Hollywood lebt. Sein Stunt Double Cliff Booth begleitet ihn förmlich überall hin, als sein Fahrer, Mädchen für alles, aber auch als Freund. Als Stuntman zu arbeiten, bekommt Cliff hingegen nur noch selten die Chance, wegen ein paar Vorfällen in der Vergangenheit. In einigen Rückblenden werden die vergangenen Geschichten von Cliff und Rick erzählt, die sie zu den Personen gemacht haben, die sie zur Zeit des Filmes sind.

Zusätzlich gibt es noch einige Nebenfiguren, die teilweise ebenfalls eine sehr große Rolle in dem Hollywood Märchen spielen. Darunter Sharon Tate und ihr Mann Roman Polanski, die neben Rick Dalton in den Cielo Drive gezogen sind. Außerdem kommt auch die Hippie-Bande rund um Charles Mason vor, die nochmal einen ganz anderen Aspekt und eine andere Stimmung in den Film bringen.

 

 

Das „60er Jahre“-Feeling

 

Der Film schafft es perfekt, dass sich die Zuschauer fühlen, als wären sie selbst für knapp 3 Stunden in den 60ern. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Tarantino den ganzen Film, wie immer, analog gedreht hat. Das verschafft dem Streifen, zusammen mit der Ausstattung des Sets, einen Look, der nicht akkurater hätte sein können. Generell der Aufwand, den Tarantino getätigt hat, um dieses Film umzusetzen, ist enorm und man sieht es. Bei allen Szene, die nicht im Filmstudio spielen, hat er zum Beispiel kaum an selbstgebauten Sets gedreht, sondern einfach halb LA abgesperrt, um an den echten Orten drehen zu können. 

In dem Film kommen auch einige Ausschnitte aus Filmen und Serien vor, in denen der fiktive Schauspieler Rick Dalton mit gespielt hat. Diese sind dann jeweils mit einer anderen Kamera im Verhältnis 1.33:1 gedreht worden und teilweise in Schwarz/Weiß. Die Haupthandlung hingegen ist im Verhältnis 2.39:1 aufgenommen worden. Durch diesen Unterschied wird gut deutlich, was Film ist und was ein Film im Film ist. Man bekommt dadurch sofort Lust am Liebsten die kompletten Folgen der fiktiven Serien oder auch die fiktiven Filme zu sehen. 

Die Musik trägt ebenfalls sehr gut zum Gefühl der 60er Jahre bei. Ich kannte die gespielten Lieder zwar vorher nicht, aber sie hören sich genau so an, wie ich mir die 60er vorstelle. Viele davon hat man schon in den Trailer gehört, aber es sind auch noch einige weitere dabei, die sich genau so toll anhören.

 

 

Der Schauspielzauber von DiCaprio und Pitt

 

Leonardo DiCaprio, der Rick Dalton spielt, liefert hier seine vielleicht bisher beste schauspielerische Leistung ab. Obwohl er noch nie schlecht gespielt hat und gleichzeitig ein unglaubliches Händchen besitzt, bei der Auswahl seiner Rollen, ist ihm hier eine unfassbare Leistung gelungen. Sich alleine schon in seine Rolle hinein zu versetzten, ist unglaublich schwer: In einer Szene spielt er z.B. gerade Rick Dalton, während dieser seine Rolle als Bösewicht in einem TV-Western spielt. Rick hat davor bereits ein paar Rückschläge erlebt und zweifelt deshalb an seiner eigenen Schauspielleistung. Gleichzeitig möchte er aber auch ein kleines Mädchen beeindrucken. Das alles schafft DiCaprio gleichzeitig durch sein herausragendes Schauspiel auszudrücken.

Und obwohl DiCaprio eine unfassbare Leistung abliefert, ist Brad Pitt als Cliff Booth der Sympathieträger und Star des Films. Er kommt durchgehend mit einer unglaublichen Coolness daher. Somit spielt er den perfekten Gegenpart zu DiCaprios psychisch labilen Rick Dalton.

Alle anderen Charaktere rücken durch die beiden ein wenig in den Hintergrund. Margot Robbie macht ihren Job als Sharon Tate zwar auch klasse, aber man vergisst sie trotzdem recht schnell wieder. Aber nichtsdestotrotz sind alle Nebenfiguren bis ins kleinste Detail akribisch ausgewählt. Zum Teil sind die Figuren mit altbekannten Größen, wie Al Pacino, besetzt, aber zum Teil auch mit tollen Newcomern. Besonders hervorzuheben ist hier die 10 jährige Julia Butters, die das kleine Mädchen spielt, das Rick beeindrucken möchte.

 

 

Bevor man „Once Upon a Time in Hollywood“ schaut…

 

Bevor man den Film schaut, sollte man sich frei von allen möglichen Erwartungen machen, denn der Film bricht mit diesen. Gerade Fans von „Django Unchained“ oder „Inglourious Basterds“ werden vermutlich enttäuscht, weil der Film eher wieder zurück zu „Pulp Fiction“ und „Reservoir Dogs“ geht. Aber auch im Vergleich zu diesen Filmen unterscheidet er sich sehr stark. 

Nach meiner ersten Sichtung war ich sehr enttäuscht und hab mich sogar teilweise gelangweilt, weil ich nicht wusste, wo der Film hin möchte. Trotzdem hatte ich direkt Lust, ihn nochmal zu schauen. Sogar auf die ursprüngliche 4-Stunden-Fassung hatte ich da bereits ganz besonders Lust. Das liegt vermutlich zum Großteil an dem schönen Gefühl in den 60er Jahren in Hollywood zu versinken. Nicht zu letzt aber auch am tollen, spaßigen und brutalen Finale. Das ganze Publikum war dabei plötzlich an Bord und hat mitgefiebert und teilweise sogar gejubelt. Genau für solche Momente liebe ich es ins Kino zu gehen.

Bei der zweiten Sichtung hingegen, habe ich von Anfang an jede einzelne Sekunde genossen. Der Film war plötzlich zu keiner Zeit mehr langweilig und ich habe mich auf jede Szene gefreut. Und das alles nur, weil ich jetzt genau wusste, was mich erwartet.

 

 

Fazit

 

„Once Upon a Time in Hollywood“ ist ein Film, wie ihn nur Tarantino machen kann. Kein Anderer würde diese Magie so einfangen können. Und niemand könnte die Liebe zum Film und zu Hollywood so verbildlichen. Der Film verzaubert einen ab der ersten Minute, wenn man sich denn drauf einlassen kann. Und wenn dem so ist, wird man auch nicht mehr losgelassen bis die 161 Minuten vorbei sind.

Da allein die Schauspieler und das Set-Design überragend sind, sollte sich niemand dieses Märchen über Hollywood entgehen lassen. Besonders für Filminteressierte dürfte diese Liebeserklärung ans Kino, aber ganz besondere Gefühle wecken.

0.00
9.6

Story

8.5/10

Schauspiel

10.0/10

Kamera

10.0/10

Inszenierung

10.0/10

Sound

9.5/10

Pros

  • Unglaubliche, schauspielerische Leistung von Leonardo DiCaprio
  • Brad Pitt ist der Sympathieträger des Films
  • Toller Soundtrack
  • Akkurates 60er Jahre Set-Design
  • Bis in die kleinste Rolle perfekt besetzt
  • Macht Lust auf erneutes Ansehen
  • Analoge 35mm Aufnahmen sorgen für den passenden Look

Cons

  • Bricht mit den Erwartungen
  • Nebenfiguren rücken leicht in den Hintergrund

geschrieben am: 19. August, 2019 um 1:05 am

Autor:

Franzi">

Franzi