Kritik: Nobody | Bob Odenkirk als Familienvater wieder willen

Ein Bob Odenkirk der seinen Gegnern die Gesichter einschlägt und sie in bester „McGyver“-Manier nieder walzt. Das ist „Nobody“ und den solltet ihr im Kino nicht verpassen!

 

Inhalt

Familienvater Hutch (Bob Odenkirk) ist ein Niemand. Der Vorstadt-Familienvater wird von den meisten Leuten einfach ignoriert und zieht auch niemals die Aufmerksamkeit auf sich. Als zwei Verbrecher eines Nachts in sein Haus einsteigen, sieht er sich außerstande, sich oder seine Familie zu verteidigen. Schließlich will er Gewalt um jeden Preis verhindern. Sein Sohn Brady (Gage Munroe) wendet sich daraufhin enttäuscht von seinem Vater ab. Seine Frau Becca (Connie Nielsen) tut es ihm gleich und zieht sich noch mehr zurück. Doch der Einbruch löst bei Hutch etwas aus. Er sieht plötzlich rot und enthüllt eine dunkle Seite, die ihn auf einen Pfad der Gewalt schickt: Einst arbeitete der vermeintliche Versager nämlich als Killer für die Mafia. Und von nun an stellt er mit allen Mitteln sicher, dass seiner Familie nie wieder etwas geschehen und er als Niemand so schnell nicht mehr unterschätzt wird…
 
 
 

Kritik

Gebrochene Knochen, ein Strohhalm in der Luftröhre und ewig viele Kugeln zwischen den Augen unterschiedlichster Mitglieder der russischen Mafia. So kann man „Nobody“ zusammen fassen, wenn man möchte. Im Kern ist aber noch mehr vorhanden. Eine nette Story, ein charismatischer Hauptdarsteller und die beste Action seit John Wick. Das alles sollte jeden verleiten, endlich wieder ins Kino zu gehen.

Aber first things first. „Nobody“ ist genau der Film, den ihr wollt, wenn John Wick 4 sich in der Produktionsphase zu viel Zeit lässt. Der Film ist voll mit richtig guten Kampf-Sequenzen. Allein die Bus-Szene, in der Bob Odenkirk zum ersten Mal im Film so richtig austeilen darf, lässt sowohl ein überraschtes als auch spaßiges Gefühl zurück. Das die Action sich aber wie „John Wick“ anfühlt, ist kein Wunder. Ilya Naishuller hat mit „Hardcore“ einen sehr kreativen, wenn auch schwer nahbaren Actionfilm abgeliefert, zeigt hier aber, dass er auch Filme außerhalb der First Person ausgezeichnet inszenieren kann. Zudem sind David Leitch und Derek Kolstad als Produzenten mit an Bord. Letzterer hat auch das Drehbuch geschrieben, was man spürt. Dieser Film ist eine gelungene Kombination aus „John Wick“-Filmen und in einer weit entfernten Form auch „McGyver„. Das klingt erst blöd, macht aber einen gigantischen Spaß und ist besonders bei der Action, gerade durch die Erfahrung hinter der Kamera sensationell inszeniert.

Ohne den Mann auf dem Poster würde dieser Film aber ziemlich schnell in sich zusammen fallen. Bob Odenkirk, den viele als Saul Goodman aus „Breaking Bad“ oder „Better Call Saul“ kennen, darf hier mit voll durchgetretenen Gaspedal eine ganze Armee von Russen ins Jenseits befördern. Das macht er mit einer so riesigen diebischen Freude, dass wir nicht anders können als jeden einzelnen Kill oder jeden einzelnen Schlag zu feiern. Dabei hat er aber auch eine schwere Aufgabe. Er muss die Zerrissenheit der Person rüberbringen. Das schafft er aber mit solch einer Leichtigkeit, dass sich diese doch recht schwere Rolle so leicht anfühlt. Große weitere Namen gibt es in dem Cast nicht bis auf Christopher Lloyd, der den Vater spielt, und DMX, der sogar eine recht gute Action-Szene spendiert bekommt. Am Ende bleibt es aber eine One Man Show von Odenkirk, der alles niederwalzt. Die Russen, die Mauern und unsere Herzen.

Bevor ich nun gleich zu dem einzigen, etwas negativen Punkt komme, will ich noch einige Kleinigkeiten ansprechen. „Nobody“ ist auch visuell ein kleines Fest. Das Bild ist etwas körnig, um einen leicht älteren Look zu kreieren und die Musik ist frisch aus den 80ern importiert. Wie diese Songs aber eingebaut werden, ist super. Immer wieder wird die Action mit Popmusik überlagert, die sowohl wunderbar zum gezeigten passen als auch die Sequenzen schön dynamisch untermalen. Das lässt den Eindruck entstehen, das manche Kämpfe sich eher wie Ballett anfühlen. Gerade wegen der tollen Choreo und dem super Zusammenspiel mit der Musik.

„Nobody“ leidet sich aber auch einen Schnitzer. Eigentlich gar keinen Kleinen, denn der wirkt nach dem Film sehr nach. Der Film hat ein schweres Problem mit seiner Vorhersehbarkeit. Zwar ist der finale Kampf in seiner Größe nicht ganz absehbar, wie der Film wohl endet, wer ins Gras beißt und wer nicht, ist dafür leider schon absehbar. Das Drehbuch ist halt leider viel zu durchschaubar. Es kommt stellenweise zu wenig Spannung auf und es wird sich zu sehr auf seine Action und seinen charismatischen Helden verlassen. Klar, auch „John Wick“ hatte eine sehr dünne Story und auch dort ist es aufgefallen. Es ist aber auch nur ein kleiner Wermutstropfen nach Beendigung des Filmes. Denn auch bei der Komponente hätte mehr rauskommen dürfen.

 

Fazit

„Nobody“ ist der perfekte Film für alle „John Wick“-Fans. Bob Odenkirk ballert und prügelt sich durch Gegnerhorden und hat dabei immer ein sympathisches Lächeln auf den Lippen. Visuell mag der Film auch zu überzeugen, nur leider hängt der Story Motor immer wieder mal durch. Genau wie in seinen filmischen Vorbildern.

0.00
7.2

Story

6.5/10

Schauspiel

7.5/10

Kamera

7.5/10

Inszenierung

7.5/10

Sound

7.0/10

geschrieben am: 2. Juli, 2021 um 9:49 am

Autor:

Johnny