Kritik: Mortal Kombat | Eine Schlachtplatte ohne Sinn und Verstand

Videospielverfilmungen sind ein zweischneidiges Schwert, was auf der einen Seite zu stumpf und auf der anderen zu scharf ist. „Mortal Kombat“ versucht dem angestaubten Genre neues Leben einzuhauchen. Das klappt aber leider nur bedingt.
INHALT
KRITIK
Im ersten Satz dieser Kritik steht, dass Videospielverfilmungen ein zweischneidiges Schwert sind. Das meine ich auch genauso. Die scharfe Seite ist damit assoziieren, dass wir viel zu viele schlechte Adaptionen bekommen und damit diese Seite am Leben erhalten. Die andere Seite rostet und wird stumpf, da es viel zu wenige gute Filme in diesem Bereich gibt. Bis auf einzelne Ausnahmen (Silent Hill, Sonic, Detective Pikachu) waren die meisten Filme übertrieben, lahm und krankten an dem Problem der fehlenden Interaktion. Nun brachte Warner ein neues Reboot von „Mortal Kombat“ auf den Weg, nachdem es in den 90ern von Paul W.S. Anderson ordentlich geschunden wurde. Dieses Mal führt Simon McQuoid Regie und legt damit auch direkt sein Regiedebüt hin. Das Wichtigste muss auch direkt vorne weg gesagt werden. Endlich haben sich Warner mal Menschen rausgesucht, die die Marke verstehen, die sie versuchen zu verfilmen.
Simon McQuoid inszeniert Mortal Kombat genauso wie wir es wollen. Als einzige Schlachtplatte ohne viel Tiefgang der Charaktere. Sein wir einmal ehrlich, wer erwartet bei solch einem Film mit der Grundlage ein erzählerisch vielschichtiges Meisterwerk? Richtig, gar keiner. Das sollte auch so bleiben. Denn wenn man es erwartet, wird dieser Film zu den schlimmsten 110 Minuten, die du dir vorstellen kannst. Hier wird gemetzelt von Minute 1 an. In den ersten 30 Minuten gibt es drei ziemlich blutige Fights, womit sich im Finale noch einmal überboten wird. Hüte als Kreissägen, die Personen vertikal durchtrennen. Feuer, was Menschen das Fleisch von den Knochen brennt und viel mehr. Man möchte ja nicht zu viel erzählen. Was ich auf jeden Fall sagen kann, ist Folgendes. Mortal Kombat hat zurecht eine FSK ab 18 bekommen. Er ist extrem brutal, hält sich in vielen Fights streng an die Vorlage und macht dadurch einen Haufen Spaß.
Beispielsweise sind viele der Charaktere so detailgetreu umgesetzt, dass ich gestaunt habe. Kano ist ein arschiger, widerlicher und dämlicher Cis-Dude, den man eigentlich gar nicht mögen kann. Genau aus dem Grund macht er am meisten Spaß. Er schlägt so über die Stränge, dass es als Zuschauer so wirkt, als sei ihm alles um sich herum egal. Auch Sub Zero gespielt von „The Raid“ und „The Night comes for Us“ Darsteller Joe Taslim. Besser hätte die Rolle von Sub Zero auch eigentlich gar nicht besetzt sein können. Er ist unfassbar stark, hat tolle Kampfszenen, auch wenn sie zu schnell geschnitten sind, und zeigt den anderen, wer hier der Boss ist. Wenn eine Fortsetzung kommen sollte, dann hoffe ich auf noch mehr Screentime von Sub Zero.
Doch wo es positive Aspekte gibt, da gibt es auch negative. So auch in „Mortal Kombat„. Gerade habe ich die Darsteller noch gelobt, da muss ich einen etwas raus nehmen. Lewis Tan der Cole Young spielt, ist ein einziges Graus. Nicht weil er nicht vernünftig spielt, sondern weil sein Charakter so belanglos, einfach und unspektakulär ist. Warum sie ihn eingebaut haben, ist für mich ein einziges Rätsel. Es gibt so viele Charaktere in der Videospiel-Reihe, dass man sich daraus hätte bedienen können. Niemand braucht diesen Charakter. Das ist eines der Punkte, wieso der Film gerade in den USA nicht so gut bei den Fans ankommt.
Ein weiteres Problem dürfte die Handlung sein. Ich erwähnte eingehendste, dass die Handlung bei „Mortal Kombat“ egal ist. Das mag richtig sein, wenn man sich aber etwas bemüht, eine halbwegs glaubwürdige Handlung auf die Beine zu stellen, so wie es hier der Fall ist, dann hätte ich dahingehend auch mehr erwartet. Es gibt kaum Charakterentwicklungen, wenige zwischenmenschliche Dialoge, die nicht durch Kano’s quatschiger Attitüde gebrochen werden. Hier kann sich leider gar nichts entwickeln und das ist schade. Denn wenn man sich einmal den originalen Kanon ansieht, dann weiß man eines. Mortal Kombat hat eigentlich eine riesige Handlung, viele auserzählte Charaktere, die bis ins kleinste Detail festgelegt sind. Daran hätten sich die Drehbuchautoren gerne einmal orientieren können, denn dann wäre dieser Punkt nicht so belastend ausgefallen.
Als letztes möchte ich noch zwei kleine Themen ansprechen. Die visuellen Effekte, sei es Eis oder Feuer sind wuchtig und treffend umgesetzt. Der Film sieht von Anfang bis Ende nach Kino aus. Macht keine Gefangenen im CGI und setzt uns hier das für den Film bestmögliche Endergebnis vor. Dafür sind die Action Sequenzen teils viel zu schnell geschnitten. Gerade bei Joe Taslim weiß man, hier muss gar nicht geschnitten werden. Es wird auch immer wieder von Nahaufnahmen auf Totale geschnitten, was komplett aus der Größe des Fights rausreißt. Wenn die Szenen ja eh choreografiert und gedreht wurden. Warum entscheidet man sich dann dazu, sie so wild zu schneiden? Ganz verstehe ich es nicht und werde ich sicher auch nie.
Fazit
„Mortal Kombat“ ist besonders durch seine ausufernde Brutalität und sein Charakterdesign sehr nah an der Vorlage dran. Es macht Spaß, besticht mit tollen visuellen Effekten und zwei Fan Lieblingen (Kano & Sub Zero), die einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Bei all der Gewalt wurde aber das Drehbuch und die Handlung vernachlässigt, ein Charakter ohne Tiefgang eingebaut und die Action stellenweise unschön zerschnitten. Wer damit aber leben kann und sich einfach nur an der Gewalt ergehen lassen will, der wird hier seine helle Freude finden.