KRITIK: Mord im Orient-Express | Eine Fahrt in die Bedeutungslosigkeit

In den meisten Fällen ist es so, dass die Remakes deutlich schwächer sind, als das Original. Ob es bei „Mord im Orient-Express“ genau so ist, werde ich euch in der nachfolgenden Kritik erklären.

 

INHALTSANGABE

Für die Rückreise von einem seiner Fälle, nimmt Hercule Poirot (Kenneth Branagh) den legendären Orient-Express. An eine gemütliche Zugfahrt ist aber nicht lange zu denken, stattdessen hat der berühmte Meisterdetektiv bald wieder Arbeit: Ein Passagier wird ermordet und damit ist klar, dass einer der übrigen Reisenden der Täter sein muss. Die spanische Missionarin Pilar Estravados (Penélope Cruz), die Gouvernante Mary Debenham (Daisy Ridley), Professor Gerhard Hardman (Willem Dafoe), die Witwe Mrs. Hubbard (Michelle Pfeiffer) und der Doktor Arbuthnot (Leslie Odom Jr.) sind alle verdächtig. Doch bald wird Poirot klar, dass er den Fall nicht lösen wird, wenn er mehr über die möglichen Täter erfährt. Er muss mehr über das Opfer herausfinden – und sich beeilen, damit der Killer nicht nochmal zuschlägt…

KRITIK

Murder on the Orient Express ist ein von vielen Problemen geplagtes Remake. Eines von den ganz großen Problemen, ist die Langatmigkeit, die sich immer wieder, und gegen Ende, immer öfters einschleicht. Dem Film hätte es sicher ganz gut getan, wenn man ca. 20 Minuten raus gestrichen hätte. Das hätte den Film am Ende vielleicht etwas straffer gemacht und er wirkt nicht ganz so künstlich in die Länge gezogen. Einige Szenen sind in dem Film nicht einmal notwendig. Beispielsweise gibt es eine Szene in der Daisy Ridley & Kenneth Branagh außerhalb des Zuges im eisigen Schnee an einem Tisch dinieren. Doch sowohl der Tisch also auch die Kannen und die Szene an sich ist komplett unnötig und hätte komplett raus gekonnt. Hätte es dem Film geschadet? Nein, hätte es nicht.

Ein weiteres Problem des Filmes ist die arg konstruierte Inszenierung. Schon am Anfang merken wir, hier wird komplett auf Nummer sicher gegangen. Aber sein wir mal ehrlich, hatte die Szene mit dem Stock eigentlich einen genaueren Sinn außer kurz einmal zu demonstrieren, wie vorhersehend und intelligent Hercule ist? Egal, auf die Diskussion wollen wir jetzt nicht eingehen, das gehört zum ersten Absatz. Eine Szene, die mir in den Kopf kommt und die arg konstruierte Inszenierung beschreibt, ist die, als Hercule an dem gesamten Zug vorbei geht. Komischer Weise stehen genau in dem Moment alle an den Fenstern und auch Mitten im Bild. Genau so sieht es aus, als er durch den Gang im Zug geht. Plötzlich stehen alle ganz „unauffällig“ in ihren Zimmertüren. Es ist ja sonst auch so normal, einfach zwischen Tür und Angel zu stehen. Auch das Ende und die Auflösung lassen den Zuschauer wirklich fragend zurück. Als Zuschauer denken wir uns persönlich „ist das jetzt wirklich deren Ernst?“. Es wirkte inszenatorisch tatsächlich wie ein Loriot-Gag der ganz schlechten Sorte. Solche Probleme mit der zu konstruierten Inszenierung haben wir im gesamten Film verteilt. Verfolgungsjagden die nach Schema F aufgelöst werden, ist tatsächlich nur das kleinste Problem. Hier wurden einige viele Fehler gemacht die den Film an den Strick befördert haben.

Als nächstes möchte ich über die Optik des Filmes sprechen. Kenneth Branagh schafft es, wunderschöne Landschaftsaufnahmen zu Inszenieren, die auch Tage nach dem Sehen noch im Kopf bleiben. Doch auf den zweiten Blick sehen wir die Punkte an dem der Green-Screen anfängt und aufhört. Besonders die Großaufnahmen sehen ziemlich computeranimiert aus. Bei einem hohen Budget von 55 Millionen US Dollar hätte man auch deutlich hübschere CGI-Züge modellieren können. Im Gegensatz zu dem wunderbar ausgestatteten Innenleben des Zuges wirkt es sehr aus dem Kontext gerissen und passt so gar nicht zum Rest des Filmes.

Zwischen den ganzen negativen Punkten müssen wir auch mal eine klitze kleine Lanze brechen. Murder on the Orient Express hat eine ganz große Stärke und zwar die Dialoge und die Momente in denen Hercule und die Verdächtigen unter vier Augen reden. Hier wird erst gezeigt, wie gut die Schauspieler spielen können und werden auch etwas mehr in die Geschichte integriert. Diese Szenen sind mit Abstand die besten im Film. Aber auch nicht alle „Unter Vier Augen“-Momente klappen. z.B die schon angesprochene Daisy Ridley Szene außerhalb des Zuges ist ein komplettes Graus und lassen den Zuschauer fragend zurück.

Und so kommen wir auch zu einem weiteren Problem. Was ist los mit Daisy Ridley und Michelle Pfeiffer? Selten haben wir diese Schauspielerinnen so schlecht gesehen. Mrs. Pfeiffer wirkt streckenweise eher wie eine Karikatur von sich selber während Daisy Ridley noch ein paar Jahre auf der Schauspielschule hätte absolvieren sollen. Besonders diese beiden Charaktere wirken komplett losgelöst vom Rest, wir nehmen ihnen ihre Rolle so gar nicht ab und genau das sorgt dafür, dass besonders diese Charaktere einem komplett egal ist. Bei dem Rest des Casts siehts etwas anders aus. Zwar interessiert uns dieser auch gar nicht, aber nicht weil alle so schlecht spielen, sondern weil alle Charaktere als Arschlöcher gezeichnet werden. Jeder einzelne Charakter ist einem egal, weil sie wenig Tiefgang haben und selten wirklich in die Geschichte integriert werden. So bildet sich kein Ankerpunkt für den Zuschauer und der Film wird ganz besonders zäh und träge. Aber hier möchte ich einen Schauspieler besonders heraus heben. Ich war ganz besonders überrascht von Josh Gat und Johnny Depp. Zwar ist Johnny Depp nicht wirklich lange dabei, trotzdem ist das seine bodenständigste Rolle seit Jahren. Josh Gat hat mich besonders überrascht, da dieser Mann ja eher aus dem Comedy-Bereich kommt. Ihn mal komplett ernst zu sehen, ist eine gekonnte Abwechslung. Dazu kommt,  dass seine Rolle mit am interessantesten und glaubwürdigsten ist, in dem was er sagt und tut.

SPOILER

Jetzt kommen wir zum letzten Step und zwar die Vorhersehbarkeit. Im Original haben wir noch mitgerätselt, wer jetzt der oder die Böse war. In Murder on the Orient Express ist das ziemlich schnell gegessen, denn durch Unaufmerksamkeiten seitens des Drehbuches wird schon nach ca. 40 Minuten klar wer deutlich anders spielt als die anderen. Die Taten dieser Person sind extrem auffällig. Und natürlich ist die Vermutung am Ende komplett korrekt und diese Person ist es wirklich gewesen. Also bitte liebes Drehbuch-Team, das hättet ihr ja wohl wirklich besser hinbekommen

SPOILER ENDE

FAZIT

Murder on the Orient Express ist um Lichtjahre schwächer, als das grandiose Original aus den 70ern. Das liegt an der massiven Vorhersehbarkeit, der arg konstruiert wirkenden Inszenierung, schlechtes Schauspiel von Pfeiffer und Ridley und die massive Langatmigkeit. Nur die unter vier Augen Momente und die Dialoge retten den Film vor einem kompletten Fiasko. 

4.6

Story

4.0/10

Schauspiel

5.0/10

Kamera

6.0/10

Inszenierung

3.0/10

Sound

5.0/10

Pros

  • Johnny Depp & Josh gat überraschen
  • Tolle Dialoge
  • spannende "unter vier Augen"-Momente

Cons

  • Alle Charaktere sind Arschlöcher
  • Schlechte Computer-Rricks
  • Vorhersehbar
  • Film braucht zu lange um im Fahrt zu kommen
  • Zieht sich wie Kaugummi
  • Pfeiffer und Ridley sind eine Katastrophe
  • Verlauf des Filmes ist einem egal

geschrieben am: 5. Dezember, 2017 um 7:11 pm

Autor:

Johnny