Kritik: Long Story Short | Feel Good Romanze mit Twist

Das Leben im Zeitraffer. Meist eine Catchphrase von zeitschriften die versuchen, Zuschauer an sich zu ziehen. In „Long Story Short“ (dt: Täglich grüßt die Liebe) ist das anders. Denn hier verfliegt für unseren Protagonisten wortwörtlich das Leben wie ein Zeitraffer.

 

Inhalt

 

Teddy (Rafe Spall) küsst auf einer Neujahrsfeier in Sydney aus Versehen die falsche Frau, doch das Missgeschick entpuppt sich als Glück im Unglück: In Leanne (Zahra Newman) scheint er die Frau fürs Leben gefunden zu haben, und obwohl er dazu neigt, die Dinge auf die lange Bank zu schieben, heiratet er sie nach einer Begegnung mit einer mysteriösen Fremden (Noni Hazlehurst) tatsächlich auch. Doch als er am Morgen nach der Hochzeit aufwacht, stellt er fest, dass ein ganzes Jahr vergangen ist – und so geht es immer weiter, denn an jedem Morgen ist ein weiteres Jahr verstrichen. Teddy versucht das beste aus der Situation zu machen…

 

Kritik

 

Wirklich gute Komödien bekommen wir nur noch selten. Besonders nicht die, die es wagen, ihre Geschichte etwas anders zu erzählen. Genau so ein Fall ist „Long Story Short“, der im deutschen den grauenvollen Titel „und täglich grüßt die Liebe“ bekommen hat. Wer also denkt, hier würde sich an dem Klassiker „Täglich grüßt das Murmeltier“ orientieren, der irrt sich gewaltig. Vielmehr werden hier ganz eigene Akzente gesetzt, die unerwartet gut funktionieren. Dafür funktionieren andere Kleinigkeiten leider etwas weniger gut.

Das Problem sind viele kleine unterschiedliche Zahnrädchen, die nicht so funktionieren wollen, wie sie könnten. Das ist definitiv bei der eigentlichen Handlung der Fall. Der Film kommt zwar sehr schnell in Fahrt und hält sein Tempo erstaunlich gut, macht aber immer wieder einzelne Fehler in der eigentlichen Handlung. So steht zum Beispiel sehr die Vorhersehbarkeit des Filmes im Fokus. Der Film bietet kaum große Überraschungen. Man hat immer genau das Gefühl davon, wo der Film hin will. Was passieren wird und wie sich die Charaktere entwickeln. Nicht in allen Punkten erfüllt sich die Vorahnung dann so sehr, doch er folgt schon einem typischen Muster, was auf dauer etwas stört. Vor allem, weil alles so viel Potenzial hätte. Die Charaktere haben definitiv eine interessante Seite, sie brauchen nur auch etwas mehr Feinschliff. Die Handlung hätte tiefer gehen können. Beziehungsprobleme aufgreifen und sie ansprechen können. Leider wird das alles nicht gemacht, um einen möglichst massenkompatiblen Film abzuliefern. Das ist zwar süß und eigentlich nicht so schlimm. Leider hängst am Ende also an der Vorhersehbarkeit und an dem liegengelassenen Potenzial.

Das liegen gelassene Potenzial holt „Long Story Short“ aber bei der Inszenierung wieder raus. Der Film legt ein sensationelles Tempo vor und geht in genau richtigen Timing von Szene zu Szene. Auch die Gags, die sowohl überdreht schräg als auch zwischenmenschlich wertvoll sind, funktionieren auf voller Linie. Hinten raus fühlt sich dieser Film nicht einmal lang an. Das liegt an dem Händchen von Regisseur Josh Lawson, der hiermit seinen erst zweiten Film veröffentlicht. Hinten raus geht dem Film in ganz kleinen Momenten etwas die Luft aus, aber das hat mehr etwas mit den erwähnten Storyproblemen zutun als mit der Inszenierung. Dennoch spürt man immer mal wieder, dass kleiner Sekunden mehr nicht geschadet hätten. Da es viele Kleinigkeiten ein Schritt mehr erklärt hätten.

Auch die Auswahl der richtigen Schauspieler hat geklappt. Zwar ist Rafe Spell ein Garant für die immer gleichen Filme, er funktioniert hier als Hauptrolle fantastisch. Er gibt seinem Charakter sehr viel Gefühl, spiel Freude und ein gewisses Temperament auf den Weg. Das verändert sich ja zunehmend immer mehr, bis die ganze Situation sich zuspitzt und immer unangenehmer für ihn zu werden scheint. Auch wenn diese Rolle recht schwer ist, schafft er es wunderbar, sie zu spielen. Das Gleiche gilt auch für Zahra Newman, die zwar weniger viel zutun hat als Spell, dennoch aber ausgezeichnet funktioniert. Einige ihrer Sprüche treffen direkt ins Herz und lassen einen etwas anders auf manche Sequenzen wirken. Vor allem ist sie ganz interessant, da sie ja nicht in dem Zeitraffer festhängt. Das wirkt als Kontrast zu Spell ausgezeichnet umgesetzt.

An der technischen Front kann man wenig Kritik anbringen. Alles ist solide passend zu den gezeigten Szenen. Die Musik ist nicht über dominant und legt sich nett unter die Szenen. Daneben ist der Schritt tatsächlich ausgesprochen gut geworden. Wie schon gesagt, hätten einzelne Szenen mehr nicht geschadet. Dennoch hat der Film einen treffenden und wunderbar eingängigen Fluss. Das macht beim Schauen einen sehr gut Eindruck. Zu guter Letzt noch die Kamera. Besonders ist das Ganze hier nicht. Andere Komödien sehen ähnlich aus, nur ist der Vorteil bei „Long Way Short“, dass bei ihm weniger nervige Filter drüber geklatscht wurden. So hat man einen deutlich echteren und realistischeren Look geschaffen.

 

Fazit

 

Schwer unterhaltsame Komödie mit tollem Cast und einer starken Inszenierung. Wäre der Film hinten raus etwas packender und die Handlung nicht so vorhersehbar, dann wäre „Long Way Short“ ein Kandidat für einen modernen Klassiker. So ist es am Ende zwar ein spaßiger, aber auch typischer Genrebeitrag.

0.00
6.8

Story

6.5/10

Schauspiel

7.0/10

Kamera

6.5/10

Inszenierung

7.5/10

Sound

6.5/10

geschrieben am: 19. Juli, 2021 um 12:58 am

Autor:

Johnny