Kritik: Judas and the Black Messiah | Hochspannung mit leichten abstrichen bei der Handlung

Ein Thriller über die Ermordung von Fred Hampton, den Anführer der Black Panther Sektion in Illionis. Das Thema ist sehr interessant, doch kann der Film das Interesse bis zum Ende aufrecht erhalten?
Inhalt
Kritik
„Judas and the Black Messiah“ wurde dieses Jahr mit ganzen zwei Oscars ausgezeichnet. Die Statur gab es für den besten originalen Song und für die darstellerische Leistung von Daniel Kaluuya als Fred Hampton. Interessant ist der Film aber nicht erst durch die Auszeichnungen, die er gewinnen konnte, sondern weil der Film auf wahren Begebenheiten fußt. Wie gut kann das Thema in unserer jetzigen Zeit übertragen werden. Gerade jetzt, wo sich unsere Welt und unsere Gesellschaft im Wandel befindet. Sind wir bereit, diese Geschichte zu hören und zu verstehen?
Die Frage ist doch eine sehr prekär. Schließlich geht es um eine Partei, die mit geplanten Gewaltausbrüchen für Akzeptanz und Gleichberechtigung gekämpft hat. Um das einmal festzuhalten, ich für meinen Teil finde so etwas gerechtfertigt, wenn andere Wege zu keinem Ziel führen. In diesem Fall soll Fred Hampton geschnappt werden. Dafür wird ein Kleinkrimineller in diese Organisation eingeschleust. Dieses Thema bietet so viel Angriffsfläche für einige verwirrte Rassisten oder konservative Idioten. Dabei ist dieses Thema so wichtig.
Regiedebütant Shaka King inszeniert hier ein wahnsinnig spannenden und unfassbar gut gespielten Thriller, der stellenweise sehr an ein Film von Martin Scorsese erinnert. Wenn Lakeith Stanfield mit Jesse Plemmons an einem Tisch in einem sehr schicken Restaurant sitzt, dann ist diese Atmosphäre zum Zerschneiden dick. Auch die gesprochenen Worte und die kleinen Gesichtsausdrücke sorgen zunehmend für eine packende Stimmung. Der Grund ist ein einfacher. Fast kein Charakter ist wirklich vorhersehbar. Daraus zieht der Film seine Spannung. Wir haben nie eine Ahnung, wie ein Charakter reagieren könnte. Bleibt er ruhig oder geht er gleich aufs Ganze? Ist dieser eine Satz jetzt ein Schritt zu weit oder fängt es gerade erst richtig an. Es ist sensationell, wie präzise dieser Film inszeniert ist. Shaka King dürfte eine sehr gute Zukunft in Hollywood haben. Man merkt jedenfalls, dass beim Erzählen dieser Geschichte eine Menge Wut mitschwingt. Er hat also noch viel zu erzählen und wir können uns darauf sehr freuen.
Schauspielerisch gehört „Judas and the black Messiah“ zu den vielleicht besten Filmen des Jahres. Da müssen wir gar nicht um den heißen Brei drum herum reden. Daniel Kaluuya als Fred Hampton hat auch mehr als verdient den Oscar als bester Nebendarsteller bekommen. Eigentlich hätte auch Lakeith Stanfield einen Oscar verdient. Warum sie ihn aber in der Kategorie des besten Nebendarstellers nominiert haben, ist unverständlich. Schließlich ist er der ganz klare Hauptdarsteller und gehörte eigentlich in die Hauptkategorie. Nicht desto trotz ist die darstellerische Leistung fantastisch. Beide liefern sich ein Kopf an Kopf Rennen, wer hier wen gegen die Wand spielt. Dabei dürften auch die sensationellen Nebendarsteller ordentlich mitmischen. Dominique Fishback und Jesse Plemmons reißen immer wieder gerne kleinere Szenen an sich. Fishback mit ihrer Ausstrahlung und Liebe zu Fred Hampton und Plemmons meist in Lokalen und im Zusammenspiel mit Stanfield. Hier ist definitiv für alle, die tolles Schauspiel sehen wollen, etwas dabei.
Da sind wir schon bei einem kleinen Problem. Zwar ist „Judas and the Black Messiah“ sensationell gespielt und inszeniert, er verliert sich stellenweise aber etwas in seiner Handlung. Die 125 Minuten fühlen sich wegen unterschiedlichsten Momenten zu lang an. Er dreht seine Sequenzen manchmal ein Stück zu weit und findet nicht den richtigen Moment für sein Ende. Das gibt es leider in manchen Szenen innerhalb dieses Filmes, was vielleicht gar nicht negativ ist für manche, mir ist es aber leider doch aufgefallen. Besonders wenn eine der Restaurantszenen wieder ein Stück zu viel ist und es dann doch 30 Sekunden zu viel Zeit in Anspruch nimmt, als es eigentlich müsste. Das macht den Film nicht kaputt, die Handlung hätte hier und da aber gerne etwas straffer erzählt sein dürfen.
Die kurze und letzte Komponente ist die technische. „Judas and the Black Messiah“ fühlt sich an und sieht aus wie ein Gangster-Thriller von Martin Scorsese. Er atmet den Geist der 60er-Jahre und lässt dieses Gefühl nie los. Alles in einem braun, roten Ton der jede einzelne Szene dominiert. Dabei bekommen wir einen tollen und schmissigen Soundtrack. Das einzige Problem ist wie ich finde der originale Song, der definitiv kein Oscar verdient hätte. Der kommt zwar erst im Abspann zum Tragen, nervt aber mehr als das er das Ende weiter emotional zu streuen. Da hätte ich mir definitiv einen besseren Oscar-Gewinner (husavic) und einen besseren originalen Song gewünscht.
Fazit
„Judas and the black Messiah“ gehört definitiv zu einen der best gespielten Filme des Jahres. Dazu kommt das Shaka King mit seinem Erstlingswerk inszenatorisch fast alles richtig macht, was man richtig machen kann. Wäre die Handlung dann noch ein Funken straffer erzählt wurden, dann hätte er definitiv das Zeug zu einem modernen Klassiker gehabt.