Kritik: Ich bin dein Mensch | Deutsche Gesellschaftskritik mit internationaler Besetzung

Gerade erst gewann Maria Schrader den Emmy für die Serie „Unorthodox“. Nun geht es schlag auf schlag und für ihren neuen Film holt sie sich direkt Dan Stevens ins Boot. Doch kann diese philosophische Gesellschaftskritik überzeugen?
Inhalt
Obwohl Alma (Maren Eggert) wenig davon hält, erklärt sie sich bereit, für die Ethikkommission einen Bericht zur Frage abzugeben, ob man humanoide und kaum vom Menschen zu unterscheidende Roboter in Deutschland zulassen soll, und am dafür nötigen Experiment teilzunehmen. Denn für ihre Forschung am renommierten Berliner Pergamonmuseum kann sie die ihr im Gegenzug in Aussicht gestellte Förderung dringend brauchen. Obwohl Liebe das Letzte ist, was sie aktuell im Leben zwischen viel Arbeit, einer gescheiterten Beziehung und der Sorge um ihren dementen Vater braucht, nimmt sie so den Partnerschafts-Roboter Tom (Dan Stevens) bei sich auf. Eigentlich will Alma Tom nur in die Ecke stellen, um weiter ungestört ihrem Alltag nachgehen zu können. Doch das ist gar nicht so einfach, denn Tom ist darauf programmiert, der perfekte Partner für sie zu sein und sie dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben…
Kritik
Wenn Roboter lieben. Wenn Menschen anfangen, Robotern beizubringen, zu lieben und zu fühlen. Sind sie dann noch Roboter? Sind sie nicht gerade dann menschlich, wenn wir ihnen Gefühle geben? „Ich bin dein Mensch“ besitzt eine grundsätzlich interessante Ausgangssituation. Die haben wir zwar schon relativ oft gesehen, wird hier aber sehr ruhig und interessant umgesetzt. Maria Schrader hat ein großes Talent dafür Kleinigkeiten zu inszenieren und diese in einem Wachsen zu lassen. Gerade das sehr philosophische Thema hätte so viel Potenzial und wird leider etwas liegen gelassen. Das ist etwas schade, aber auch gar nicht so schlimm. Denn der Fokus liegt eigentlich woanders. Klar, das Thema der Empfindungen und der Vermenschlichung von technischen Fortschritt ist vorhanden, doch die Liebe ist das eigentliche Thema.
Dan Stevens spielt einen Roboter namens Tom, der darauf programmiert ist, sein Gegenüber zu lieben. Egal ob sie ihn zurück liebt. Alma findet das am Anfang nicht so toll und möchte ihn nur im Schrank aufbewahren. Wenig später findet sie sich aber selber wieder, wie sie anfängt, Gefühle für ihn zu empfinden. Die Fragen, die der Film aufwirft, sind, wie Eingehens erwähnt, sehr interessant. Die Fragen, die gestellt werden und uns zum Denken zu zwingen sind spannend. Leider werden diese Fragen im ganzen Film eher für eine Romanze benutzt. Zwar schwingt das beides zusammen immer wieder miteinander mit, es fehlt aber der richtige Fokus auf die Gesellschaftskritik. Wir befinden uns in einer Welt, in dem Roboter gebaut werden, die versuchen ähnlich zu fühlen und zu denken wie Menschen. Es wäre so viel interessanter gewesen, die Gesellschaftskritik und die Fragen mehr in den Fokus zu heben, anstatt eine einfache Romanze zu erzählen. Das ist am Ende zwar auch nicht schlimm und funktioniert gerade durch die tollen Charaktere gut, es lässt aber einen unangenehmen Nachgeschmack zurück.
Wenn wir schon einmal bei den Schauspielern sind, dann können wir auch genau da weiter machen. Dan Stevens ist bekannt aus Filmen wie „The Guest“, den ihr sehen solltet, wenn ihr das noch nicht getan habt oder auch „Eurovision Song Contest“, „Apostle“ oder der tolle „Logan“. Was viele aber nicht wissen ist, das seine Karriere in Deutschland angefangen hat. Neben Heike Makatsch hatte er seine erste große Rolle in „Hilde“ für die er sehr gute Kritiken abgeräumt hat. Danach ging es steil nach oben. Nun, 11 Jahre später, spielt er erneut auf Deutsch und ich war sehr verwirrt da er sensationell gut deutsch sprechen kann. Neben ihm sind auch noch Maren Eggert in der Hauptrolle und Sandra Hüller in der Nebenrolle zu sehen. Dan Stevens Charakter ist aber, wie sollte es anderes sein, am spannendsten. Gerade weil er der Roboter ist, der entwickelt wurde, um zu lieben, aber dann selber die wahren Vorzüge und Probleme einer Liebe lernen muss. Das spielt er nicht nur sensationell, sondern ist dabei nie zu empathielos oder kalt, was bei solch einer Rolle schnell passieren kann.
Am Ende muss ich noch über die technischen Aspekte des Filmes sprechen. Visuell ist das doch schon typisch deutsch. Das sieht man direkt ab der ersten Szene. Das man sich nicht die Mühe gegeben hat, den Film internationaler wirken zu lassen, gerade in Anbetracht des Hauptdarstellers ist schade. Bei der musikalischen Untermalung aber ist es anders. Die ist ganz gut umgesetzt, während aber das Tondesign eher weniger überzeugen kann. In diesem Bereich erlaubt sich der Film zu viele Schnitzer. Es wäre bei den Beteiligten so viel mehr drin gewesen, am Ende wurde aber nur wieder ein typisch deutscher Film daraus.
Fazit
Dan Stevens und Maren Eggert spielen fantastisch in dem neuen Film von Emmy-Gewinnerin Maria Schrader, der sich aber einzelne kleine Probleme einfängt. Die Handlung könnte gesellschaftskritischer sein, gerade in Anbetracht des eigentlichen Themas und die Optik sowie das Tondesign sind viel zu national. Es wirkt leider in vielen Punkten wieder wie ein typisch deutscher Film. Dennoch ist er sympathisch, herzlich und schön und das kann man ihm nun wirklich nicht absprechen.