Kritik: Freaky | Mörderischer Fun-Splatter oder billiger Teenie-Horror vom Reißbrett?

Blumhouse ist nicht für starke Horrorfilme bekannt. Meistens dümpeln die Filme zwischen Solide und grauenvoll hin und her. Da sind Ausnahmen wie „The Invisible Man“ gerne gesehen. Gut das gerade „Freaky“ genau so eine Ausnahme ist.

 

Inhalt

Als die 17-jährige Schülerin Millie Kessler (Kathryn Newton) ein weiteres Opfer des berüchtigten Serienmörders „Blissfield Butcher“ (Vince Vaughn) zu werden droht, wird ein uralter Fluch ausgelöst, der dafür sorgt, dass die beiden die Körper tauschen. Plötzlich steckt die Teenagerin im Körper des erwachsenen Killers und der Mörder steckt im Körper der jungen Frau! Nun bleiben Millie nur 24 Stunden Zeit, um den Tausch rückgängig zu machen, denn sonst muss sie für immer mit dem Antlitz eines gesuchten Killers durch die Gegend laufen. Allerdings will der Blissfield Butcher selbst sein altes Äußeres gar nicht zurück, denn im Körper der so unschuldig wirkenden Teenagerin lassen sich Bluttaten viel besser begehen. Daher braucht Millie die Hilfe ihrer besten Freunde Nyla (Celeste O’Connor) und Joshua (Misha Osherovich) sowie ihres Schwarms Booker (Uriah Shelton)…
 
 

Kritik

Wir erinnern uns einmal zurück. „Truth or Dare“, „Fantasy Island“, „Der Hexenclub“, „Insidious 2-4“, „The Lie“, „Unfriended“, „Black Christmas“ oder „Ma“. Alle diese Filme haben eine Sache gemein. Sie sind alle schlecht. Einerseits weil sie nicht wissen, wo ihre Stärken liegen, andererseits weil der Profit und die Gier nach Geld im Vordergrund steht. Da ist es klar, dass viele Filme an Qualität einbüßen. Einige Filme sind dann aber doch auch wieder sehr stark. Beispielsweise „The Invisible Guest“ oder das „Halloween“-Reboot von 2018. Auch tolle Horror-Komödien oder Genre-Hybrieden wie „Happy Deathday“ oder „Upgrade“ gehen auf das Konto von Blumhouse. Gut, dass der Regisseur von „Happy Deathday“ bei Blumhouse geblieben ist und mit Freaky den vielleicht spaßigsten Horrorfilm des Jahres abgeliefert hat.

Um einen wirklich spaßigen Horrorfilm abzuliefern, braucht man aber auch Darsteller, die ein gewissen komödiantisches Talent mitbringen. Vince Vaughn, den viele von „Voll auf die Nüsse“ oder auch „Die Hochzeits-Crasher“ kennen, zeigt hier eine etwas andere Seite. Er spielt den Blissfield Butcher. Ein extrem brutaler Mörder, der besonders Teenager ans Leder will. Doch das ist nicht alles. Denn nach ungefähr 20 Minuten übernimmt er die Rolle von Kathryn Newton. Die auch wie er danach die Rolle ihres Gegenüber übernimmt. Bei Newton ist der Wandel nicht so extrem spürbar. Sie spielt zwar arschiger und mit eingefrorener Mimik, am Ende ist sie aber Kathryn Newton. Vince Vaughn hingegen liefert eine sensationelle Performance ab. Eigentlich könnte man auch sagen, dass dies die beste Leistung seiner Karriere ist. Wenn wir mal die Hauptrolle in „Brawl in Cell Block 99“ außen vor lassen.

Er spielt mit einer spürbaren Freude und einer Lust dahingehend, komplett zu übertreiben. Dennoch trifft er nach dem Charakter Switch die richtigen Töne. Spaßig, nachvollziehbar und etwas drüber. Aber genau in dem richtigen Maß. Es ist eine wahre Freude, ihm die ganze Zeit bei dem Spielen zuzusehen. So funktionieren alle Gags selbst die, die eigentlich nicht funktionieren würden. Sein Charisma ist genau das, was diesen Film das gewisse Etwas gibt. Ein bisschen quatsch und ganz viel Liebe und Herzblut.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Entwicklung eines spaßigen Horrorfilms ist aber auch der Regisseur. Denn zu einer guten Horror-Komödie gehört auch ein tolles Gespür für Timing. Christopher Landon hat genau das. Vorher durfte er schon „Happy Deathday“ und „Happy Deathday 2U“ drehen. Damit hat er schon sein wunderbares Talent für spaßige Dialoge, schrille Charaktere und gut austarierte Charaktere bewiesen. Hier treibt er es etwas auf die Spitze. Das ist aber gar nicht im negativen Sinne gemeint. Viel mehr als ein einwandfreies Kompliment. Wer es schafft, komplett brutal und drüber, aber gleichzeitig liebevoll, herzlich und zum brüllen komisch zu sein, der hat es einfach voll drauf.

Wer jetzt nach all dem Lob wirklich in den Film will, sollte aber bewusst sein, dass der Film nicht zu unrecht eine FSK 16 bekommen hat. Die wird in vielen Momenten auch ausgereizt. Bierflaschen werden innerhalb des Halses zerbrochen. Menschen werden einmal quer durch die Kreissäge gezogen oder schockgefrostet. Hier ist für alle etwas dabei und es wird garantiert sehr blutig. Für alle Fans genau solcher Filme dürfte es ein Fest sein. Die Menschen, die damit weniger anfangen können, sollten vielleicht doch einen Bogen um „Freaky“ machen“.

Ganz auf den Punkt ist der Film am Ende aber auch nicht. Es fehlt den Charakteren zu viel Tiefgang, auch wenn sie sympathisch sind. Die Handlung ist doch schon sehr konstruiert und der Ausgang schon von Anfang an absehbar. Wirklich Spannung ist nicht vorhanden und bis auf die schön saftigen Kills gibt es keine Überraschung. Es wurde sich einfach direkt auf den Spaß-Faktor konzentriert und genau der zieht auch. Da ist es egal, wie tief die Charaktere sind oder nicht sind. Einen Pluspunkt aber gibt es noch. Die tolle Repräsentation von queeren Personen und das Ausüben von korrektem Gendern ist fantastisch. Das gibt es leider viel zu selten und sollte hier einmal auf ein Podest gehoben werden.

 

Fazit

Freaky“ will kein kluger Film sein. Dafür ist die Handlung zu dünn, der Film zu vorhersehbar und die Charaktere zu eindimensional. Das ist aber im Großen und Ganzen komplett egal. „Freaky“ ist unfassbar lustige, sympathische Horror-Comedy kost, die wunderbar blutige Kills präsentiert und einen Vince Vaughn in der Hauptrolle hat, der die beste Performance seiner Karriere abliefert. Allein das sollte jeden Gang ins Kino rechtfertigen.

0.00
7.1

Story

7.0/10

Schauspiel

7.5/10

Kamera

6.5/10

Inszenierung

7.5/10

Sound

7.0/10

geschrieben am: 29. Juni, 2021 um 11:09 pm

Autor:

Johnny