Kritik: Fast & Furious 9 | Seid ihr bereit für den größten Quatsch des Jahres?

Was kann man mit Autos alles machen? Die „Fast and Furious“-Reihe hat das immer wunderbar gezeigt. Auch im neunten Teil werden wieder viele wunderbare Wagen geschlachtet. Das Problem dieses mal: Die Physik

 

Inhalt

 

Dominic Toretto (Vin Diesel) hat immer großen Wert auf die „Familie“ um seine Frau Letty (Michelle Rodriguez), ihren gemeinsamen Sohn Sohn Brian, seiner Schwester Mia (Jordana Brewster) und seine Mitstreiter Roman (Tyrese Gibson) und Tej (Ludacris) gelegt. Als dann allerdings plötzlich ein weiterer Blutsverwandter von Dom auf der Bildfläche erscheint, sieht das etwas anders aus. Doms und Mias verschollener Bruder Jakob (John Cena), ein tödlicher Killer und Dieb, will mit Dom eine Rechnung begleichen und tut sich dafür mit der Cyber-Terroristin Cipher (Charlize Theron) zusammen. Dom steht vor seiner wohl größten Herausforderung. Da kommt es ihm gerade recht, dass er unverhoffte Unterstützung von seinem totgeglaubten Freund Han (Sung Kang) bekommt, der den Anschlag auf sein Leben offenbar doch überlebt hat. Dom muss sich nun den Sünden seiner Vergangenheit stellen und sich mit seiner Crew zusammenschließen, um die Weltverschwörung zu stoppen, die von Jakob und Cipher angeführt wird.

 

Kritik

 

Wir mussten uns durch ganze Acht Teil der „Fast and Furious“-Reihe schlagen. Dabei wurden Tresore durch Straßen gezogen, ganze Parkhäuser eingerissen, Flugzeuge beim Start zum Absturz gebracht und es wurde aus totalen Wracks gestiegen, ohne das man einen Kratzer bekommen hat. Nun setzen die Verantwortlichen noch einen drauf. Wer dachte, dass die von Hochhaus zu Hochhaus fliegenden Lamborghinis das bisher bescheuertste war, was die Reihe zu bieten hat, sollte sich vielleicht doch „Fast and Furious 9“ ansehen. Alle anderen, die einen logischen Film wollen, sollten vielleicht etwas anderes anschauen.

Wo soll man am besten anfangen? Bei den Schauspielern? Der Handlung? Der Logik? Ich denke, wir arbeiten uns einmal in genau der Reihenfolge durch die Kritik. Schauspielerisch gibt es viele neue und auch altbekannte Gesichter. Vin Diesel spielt wieder Dominic Toretto der seine ganze Familie (Ludacris, Michelle Rodriguez, Tyrese Gibson, Sung Kang ufm) mit sich rum schleift. Dabei trifft er, wie sollte es anders sein auf seinen kleinen Bruder. Dieser wird gespielt von John Cena. Über ihn kann man sagen, was man will. Er hat ein Talent, wenn es um witzige, bullige Charaktere geht. Hier aber ist er viel zu bissig und zu ernst. Die ganze Zeit rennt er mit einem Gesichtsausdruck umher, der dem Film allein schon eine viel zu große Ernsthaftigkeit mitgibt. Was man auch über Diesel sagen kann. Der spielt sich hier ermüdet durch die Szenen, ohne sichtbar Spaß an der Sache zu haben. Alle anderen Schauspieler machen genau das, was sie in den Teilen zuvor auch schon gemacht haben.

Die Handlung umfasst viele unterschiedliche Abschnitte im Leben von Dom Toretto und seinen Bruder. Immer wieder bekommen wir in Häppchen die Geschichte erzählt, wieso sie sich zerstritten hatten. Das ist leider alles so vorhersehbar und belanglos, das jede Spannung dadurch flöten geht. Auch sind die jüngeren Versionen von Diesel und Cena überhaupt nicht passend zu den originalen. Sie wirken nicht einmal wie Geschwister. Das ist auch das Problem bei Cena und Diesel in ihrer gegenwärtigen Version. Sie haben viel zu wenig Identisches im Gesicht. Das legt sich auch auf die Story. Die ganze Geschichte um die Brüder funktioniert überhaupt nicht und wirkt deplatziert. Zudem wird, ähnlich wie bei „AvengersInfinity War“ die ganze Familie aufgerissen und weltweit verteilt. Dann sind manche in London oder in Köln oder auch in Tokyo. Das macht alles den Eindruck, als möchte man möglichst viel Story und Charaktere in ein Film schmeißen, ohne das es irgend einen Sinn macht. Die bekommen dann aber leider auch viel zu wenig richtige Geschichte, dass ich ausschließlich auf den dysfunktionalen Familien Konflikt fokussiert wird.

Jetzt sind wir bei dem wohl problematischsten Teil des Filmes angekommen. Die „Fast and Furious„-Reihe war noch nie wirklich bekannt für ihren Realismus. Gerade ab Teil 5 würden alle physikalischen Gesetze ausgesetzt. Es fing an, das man versuchte, immer noch einen drauf zu setzen. Nach „Fast & Furious 9″ besteht aber die Frage: Was nun? Denn jetzt haben sie eigentlich wirklich alles gemacht. Ohne Spoiler, da die Sequenzen im Trailer schon gezeigt werden, gehe ich einmal auf einzelne Momente ein. Einerseits startet der Film mit einer Hatz durch den Dschungel Asiens. Mit in Hinterreifen verfangenen Seilen wird sich wie Tarzan von Insel zu Insel geschwungen. Autos werden im freien Fall von Magnetflugzeugen aufgefangen. Ihr denkt, das war alles? Autos werden einfach aufgefangen, während man auf anderen Autos steht. Man kann riesige Abhänge hinunter stützen und auf einer Motorhaube landen, ohne einen Kratzer zu bekommen. Magnete werden genutzt, um Autos durch ganze Gebäude zu reißen. Doch damit nicht Schluss..

Bei den Teilen vorher wurde oft spaßeshalber gesagt, sie müssten irgendwann ins All fliegen, da sie auf der Erde ja quasi alles gemacht haben. Diese Idee hätte man nicht so in den Raum werfen sollen, denn sie machen es wirklich. „Fast & Furious 9..“ in Space. Das ist sowohl absolut bescheuert, aber auch irgendwie ganz witzig anzusehen. Man glaubt stellenweise nicht, was man dort gerade sieht. Ist das wirklich ihr Ernst? Das Problem ist, ja. Ja das ist ihr Ernst. Alles in diesem Film wird so ernst genommen, das es fast schon absurd lustig ist. Wenn Ludacris beim Flug ins All sagt „Mit der Physik auf unserer Seite kann uns nichts passieren“ und sie dann mit einem Ford! Ins Weltall fliegen, dann kann man einfach nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Jetzt ist aber wirklich die Frage, was wollen sie noch machen. Die Physik und Logik ist ja schließlich offiziell bei Michael Bay eingezogen nach dem Film. Werden sie zum Erdkern fahren? Geht es mit einem Fluxkompensator durch die Zeit? Das wird uns definitiv Teil 10 und 11 sagen. Denn die sind ja schon längst bestätigt.

Zu guter Letzt reden wir noch einmal über die technischen Komponenten. Leider muss ich auch hier direkt mit der Tür ins Haus fallen. Wenn Szenen echt gedreht werden, diese aber mit so einem schrägen Filter überlegt werden, das man meinen könnte, alles ist aus dem Computer, dann ist etwas gewaltig schief gelaufen. Das interessante ist ja, das einzelne Szenen echt gedreht sind. Das mit dem Auto, was mit Magneten durch ein Haus gerissen wird, ist echt. Leider sieht es aber so sehr nach Computer aus, dass man sich schütteln will. Liebe amerikanische Produzenten. Setzt doch nächstes Mal ein bisschen mehr auf Echtheit und weniger auf Instagram-Filter. Dasselbe Problem hat die Musik, die komplett im Getöse untergeht und der Ton, der, wie es bei Fast & Furious sein soll, nur aus Motorengeräuschen besteht. Die sind gut, der Rest geht aber auch unter den Pferdestärken unter.

 

Fazit

 

Mit „Fast & Furious 9″ haben sich die Produzenten einschließlich Vin Diesel keinen Gefallen getan. Der Film ist überladen, sieht stellenweise zu unecht aus, die Handlung macht auch in Anbetracht des Castings keinen Sinn und die Logik ist offiziell zu Michael Bay ausgewandert. Wer komplett hirnlose Action ohne Sinn und Verstand sehen möchte, kann gerne ein Kinoticket löhnen. Alle anderen gucken dann doch lieber etwas anderes.

0.00
4.9

Story

3.0/10

Schauspiel

5.0/10

Kamera

6.0/10

Inszenierung

4.5/10

Sound

6.0/10

geschrieben am: 18. Juli, 2021 um 11:31 am

Autor:

Johnny