KRITIK: Everly – Die Waffen einer Frau | Extrem peinlicher Actioner aus der Trash-Hölle

© 2015 Dimension Films − Alle Rechte vorbehalten.
Es gibt nichts besseres als einen richtig deftigen und spaßigen Actioner. „Everly“ ist nur leider genau das Gegenteil. Wieso, verrate ich euch in der nachfolgenden Kritik
INHALTSANGABE
Everly (Salma Hayek), Prostituierte und Mafia-Braut, sitzt in der Falle. Ihr Boss und Ex-Mann Taiko (Hiroyuki Watanabe) findet heraus, dass sie eine Verräterin ist; während ihrer Zeit als Gangsterin hat sie dem FBI Informationen gesteckt und Vergehen wie dieses werden in Kreisen des organisierten Verbrechens bekanntlich mit viel Blut gerächt, auf dass die abschreckende Wirkung besonders groß ist. Taiko, schäumend vor Wut, setzt ein Kopfgeld auf Everly aus, ein sehr hohes Kopfgeld. Er verspricht der ertappten Frau, dass sie es nicht schaffen wird, ihr Apartment lebend zu verlassen – und tatsächlich hat Everly im Folgenden große Mühe, am Leben zu bleiben. Ein Killerkommando nach dem anderen attackiert sie, ob das nun Kopfgeldjäger sind, SWAT-Teams oder Yakuza-Gangster. Doch Everly kämpft, nicht zuletzt wegen ihrer Familie…
KRITIK
Wäre „Everly“ nicht in der TV Movie gewesen, hätte ich mir den Film sicher niemals angesehen. Im Nachhinein wünschte ich mir auch, dass ich den Film niemals gesehen hätte. Everly macht nämlich alles falsch, was man im Action-Genre nur falsch machen kann.
Alles fängt bei der fürchterlich nervtötenden Geschichte an. Everly sitzt in einem Apartement fest und soll umgebracht werden. Dabei verteidigt sie sich mit allem, was sie in der Wohnung hat. So weit, so gut, nur leider sind weder die Charaktere noch die eigentliche Geschichte irgendwie überzeugend. So etwas wie Tiefgang oder eine Spannungskurve gibt es gar nicht. Alles plätschert nur so vor sich hin und nervt irgendwann eher als dass es unterhält. Ich meine, „Everly“ will ein Action-Film sein, aber ungefähr 10-30 Sekunden pro Action-Sequenz sind für einen Actioner deutlich zu wenig. Dazu kommt noch, dass sich der Film nie einig wird, was er jetzt sein möchte. Er versucht ein ernst zunehmender Action-Thriller zu sein, ist aber gleichzeitig eine trashige Komödie mit fürchterlich billigen Dialogen aus der Trash-Hölle. Ich frage mich die ganze Zeit schon, was den Drehbuchautor dazu geritten hat, solch einen absoluten Rotz zu Papier zu bringen.
Auch bei den Darstellern kann man nur eines sagen: Absolut unterirdisch. Eigentlich ist Selma Hayek eine sehr gute Schauspielerin. Was sie aber in „Everly“ von der Leine lässt, hat Goldene Himbeere-Potential. Nie hat man irgendwie das Gefühl, dass dieser Charakter existiert. Ein Film soll eine alternative Realität kreieren, in die wir uns hinein fallen lassen können. Wir wollen die Darsteller aufsaugen und sie kennen lernen. Bei „Everly“ würde ich gerne jeden einzelnen durch den Fleischwolf drehen, um sie danach den Schweinen vorzuwerfen. Selma Hayek ist absolut grauenvoll und macht den Film noch belangloser und unnötiger, als er ohnehin schon ist.
Neben Selma Hayek haben wir noch Akie Kotabe als zweite Hauptrolle. Mehr als auf einem Sofa zu sitzen und zu bluten macht sein Charakter auch nicht. Mal ganz ehrlich, seine Rolle ist die einzige, die irgendwie Mitgefühl generiert. Aber auch nur in einem einzigen Moment, kurz darauf haben wir schon wieder vergessen, wer er eigentlich war und wieso da auf einmal ein Asiate tot auf dem Sofa liegt. Nichts in diesem Film catcht unser Interesse und lässt uns irgendwie mitfiebern. Mir bleibt nichts anderes zu sagen, als das „Everly“ im Bereich Schauspiel eine absolute Katastrophe ist.
Über die Inszenierung kann man auch nicht mehr sagen als dass es eine fürchterliche Blamage ist, was hier auf die Bildschirme gebannt wird. Regisseur Joe Lynch kriegt bei diesem Film gar nichts auf die Kette und inszeniert fürchterlich langweilige, extrem unspektakuläre Action-Sequenzen, die uns als Zuschauer abwägen lassen, was besser ist: sich diese Action-Szenen anzusehen oder sich einen Zahn ziehen zu lassen. Ich schwöre es, jeder der diesen Film bei vollem Bewusstsein und nicht unter Alkoholeinfluss ansieht, wird sich für das Zahn ziehen entscheiden. Ich bitte jeden Menschen, der irgendwie klar denken kann, diesen Film ganz weit außen vor zu lassen. Denn selten habe ich einen so lieblosen und unspektakulär inszenierten Action-Thriller gesehen.
Zu guter Letzt rede ich über die Technik, die auch hier enttäuscht. Die Kamera ist zwar okay, aber auch weit weg von gut. Genau so sieht es bei dem Sound und der Filmmusik aus, die irgendwie nie zum tragen kommt. Wenn ich so recht nachdenke, weiß ich nicht einmal mehr ob der Film so etwas wie eine musikalische Untermalung hatte, was nicht wirklich für den Film spricht. Auch die Sounds der Waffen und die deutsche Synchro sind ein fürchterlicher Graus. Klar man kann sagen, dass der Sound der Waffen solide ist, man kann aber auch dagegen argumentieren und sagen, dass die Waffen so selten benutzt werden, dass es eigentlich extrem irrelevant ist. Für einen Actioner, von dem man ausgeht, dass der Film knallt und reinhaut, macht er genau das Gegenteil und langweilt uns als Zuschauer eher. Ein wenig Musik hätte vielleicht doch geholfen und den Film vielleicht etwas besser gemacht.
FAZIT
„Everly“ ist in allen Aspekten ein grauenvoller Film, der den Zuschauer nicht unterhält, sondern eher zur Weißglut bringt. Die Geschichte ist fürchterlich, die darstellerische Darbietung ist eine Beleidigung und die Inszenierung von Joe Lynch zeugt von größter Inkompetenz. Nicht einmal auf den technischen Ebenen kann der Film irgendwie punkten. Am Ende ist es eine der Direct-to-DVD-Veröffentlichungen, die niemals jemand gebraucht hätte und die niemals jemand brauchen wird. Bitte macht einen ganz großen Bogen um dieses grauenvolle Machwerk.
Pros
- Die Kamera ist okay
- Wenn Schüsse fallen dann klingen die auch solide
Cons
- Fürchterliche Geschichte
- Schauspielerisch fragwürdig
- Trotz 85 Minuten Laufzeit sehr langatmig
- Extrem peinliche Sequenzen
- Filmmusik fällt gar nicht auf
- Bescheuertes Finale
- Inkompetente Inszenierung des Regisseurs
- Drehbuch