KRITIK: Drive | Ein unterkühltes, höllisch spannendes Thriller-Drama

Bei den Oscars übergangen, bei den Scene Talk Awards siben Stück abgeräumt, darunter für die beste Regie und den besten FIlm. Was den Film so großartig macht, verraten wir euch in unserer Kritik.
INHALT
Der Job von Driver (Ryan Gosling) ist eigentlich aufregend genug – tagsüber verdient er sein Geld als Stuntfahrer in Hollywood und er ist der Beste seines Fachs. Doch gilt dasselbe auch für seine nächtliche Tätigkeit als Fluchtwagenfahrer. Sein Manager Shannon (Bryan Cranston) vermittelt ihn dabei an reiche Auftraggeber, für die er nach einem Bankraub die Beute sicher und schnell ans Ziel bringt, ohne dabei Fragen zu stellen oder sich einzumischen. Dann lernt er seine Nachbarin, die alleinerziehende Mutter Irene (Carey Mulligan) kennen und verliebt sich in sie. Als deren Ehemann Standard (Oscar Isaac) aus dem Knast entlassen wird und Driver einen Job vorschlägt, willigt dieser ein, ohne zu ahnen, was das auslösen wird. Der Coup geht schief und Driver muss, zusammen mit Irene, fortan um sein Leben kämpfen.
KRITIK
Um es kurz zu sagen, „Drive“ ist ein unvergleichliches Meisterwerk. Die Frage ist jetzt aber wieso. Das ist eigentlich relativ leicht zu erklären. Fangen wir doch ganz hinten an und arbeiten uns Stück für Stück nach oben. Etwas ganz Wichtiges und Besonderes an „Drive“ ist der gigantische Soundtrack. Leichte, sanfte klänge gemixt mit Elektro passt perfekt zum sehr unterkühlten Thriller. Allein der Song am Anfang namens „Nightcall“ sorgt für massive Gänsehaut und geht so schnell nicht mehr aus dem Ohr. Solche Momente ziehen sich durch den kompletten Film und werten das ganze Seherlebnis noch einmal auf. Bei vielen Filmen ist die Musik ein Problem, da Sie viel zu inflationär verwendet wird. Hier wird es nur stellenweise eingesetzt, was dazu führt, das wir durch die Szenen in Verbindung mit der großartigen Musik, mitgerissen werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt an „Drive“ ist die Kamera und die Bilder, die dabei kreiert werden. Der Film ist auf Hochglanz getrimmt und wirkt dennoch durch seine Bildsprache sehr unterkühlt. Durch dieses unterkühlte wirkt der Film auf den Zuschauer noch realer und unberechenbarer. Besonders in den, doch sehr brutalen Sequenzen, wirkt die Kälte des Filmes als Unterstützung die, die Gewalt noch einmal härter erscheinen lässt. Aber nicht nur die Gewalt wird damit hervor gehoben, sondern auch die sehr emotionalen Sequenzen. Beispielsweise die Fahrstuhlszene, die gleichzeitig die schönste als auch die brutalste Szene des Filmes ist, wirkt als Sinnbild für den gesamten Film. Dabei wird ganz besonders mit Atmosphäre und Licht gespielt, was die Szene deutlich vom Rest des Filmes abhebt. Aber auch andere Szenen wie beispielsweise der Anfang oder die Szene im Strip-Clup bleibt durch die Farben, die Atmosphäre und Kälte im Gedächtnis.
Eines der besten Punkte an „Drive“ ist die Darstellung der Charaktere. Besonders der Cast ist bis in den kleinsten Nebendarsteller so gut wie perfekt. Ryan Gosling spielt den unberechenbaren Driver, dessen Namen wir im gesamten Film nicht erfahren. Seine Rolle ist am interessantesten, da wir nichts über sein früheres Leben und sein Grund wissen, wieso er das macht, was er macht. Wir merken aber sehr schnell, dass, unser Driver einen sehr weichen Kern hat und sehr wohl weiß, was Liebe ist. Ryan Gosling füllt diese Rolle vollsten aus. Nach diesem Film besteht keinen Zweifel daran, dass, er der perfekte Darsteller für diese Rolle ist. Wenn man sich nach dem Film keinen anderen Schauspieler für diese Rolle vorstellen kann, dann kann es auch gar nicht schlecht sein.
Am besten ist Carey Mulligan die wir beispielsweise aus Filmen wie Mudbound oder auch The Great Gatsby kennen. Sie spielt Irene, die mit Ihrem Sohn und Ihrem Mann in einer recht kleinen Wohnung lebt. Sie trifft eines Tages auf den Driver und scheint sich nach und nach in ihn zu verlieben. Jede Szene, in der Sie auftaucht, ist einfach himmlisch. Jede Träne, die Sie vergießt, jede Bewegung, Ihrer Augen sind glaubwürdig. Jedes Wort fühlt sich an, als wäre es wahr. So etwas muss man auch erst einmal hinbekommen und dafür meinen größten Respekt. Besonders die Fahrstuhlszene ist die, mit der Sie ordentlich punkten konnte. Liebe und Nähe zu spüren und in wenigen Millisekunden Hass und Verständnislosigkeit. Diese Frau spielt ihre komplette Seele raus und das macht einen riesigen Spaß beim Zuschauen.
Neben Mulligan und Gosling gesellen sich auch noch Bryan Cranston, Ron Perlman und Albert Brooks zum Cast. Besonders Bryan Cranston geht in seiner Rolle eines Mechanikers für Stuntwagen voll auf. Vor allem schafft er es, dass, wir als Zuschauer vergessen, dass, er Walter White in der Serie „Breaking Bad“ gespielt hatte. Er humpelt, er guckt ganz lässig in die Kamera und hat eine riesige Atmosphäre, die sofort sympathisch wirkt. Rol Perlman und Albert Brooks kommen zwar nicht so oft vorspielen in ihren Momenten aber sehr groß auf. Besonders im Finale merken wir erst, was für ein riesiges Arschloch Albert Brooks da rausspielt. Ron Perlman ist nicht bekannt für große Mimenspiele. Auch hier wird eher auf seine Aura gesetzt und das wirkt vollends. Man hat einfach ein unwohles Gefühl, sobald er gezeigt wird. Niemand würde sich gern mit ihm anlegen und genau das will der Film auch erreichen. Bei der Darstellung ist Drive so gut wie perfekt.
Als Letztes wird es Zeit die Geschichte und die Inszenierung zu loben die auch, wie alles andere bei diesem Film herausragend ist. Die Geschichte ist zwar recht simpel. Es geht im einen Driver gespielt von Ryan Gosling, der als Stuntman arbeitet und an Autos schraubt. Zwischendurch ist er aber auch der Fahrer für Verbrecher beispielsweise Leuten die Banken oder andere Dinge ausrauben. Dabei geht einiges schief und er muss die Konsequenzen ausbaden. Eigentlich haben wir solch eine Stoyline schon sehr oft gehört. So gut umgesetzt wie bei „Drive“ war aber keiner von diesen.Der Film hat eine sehr lange Exposition. Ganze 55 Minuten dauert es, bis der Film richtig aufdreht. Vorher geht es eher um den Driver und seine Beziehungen zu seinem Chef oder zu seiner Nachbarin. Sobald der Film aber einmal loslegt, steigert sich die Spannung ins Unermessliche. Der Film wird brutal, finster und kaum erträglich. Dabei wird immer eine gewisse Eleganz gewahrt, die bis zum Ende des Abspannes anhält. Drive ist also von der Geschichte her nichts Besonderes. Hat aber durch seine langsame und kalte Inszenierung einiges zu bieten und überrascht damit sogar alt eingesessene Genrefans. Wer jetzt auch denkt dass „Drive“ ein waschechter Actioner ist, darf enttäuscht sein. Drive ist eher ein höllisch spannendes Thriller-Drama und hat bis auf ein oder zwei kleine Ausnahmen so gut wie keine Action. darf enttäuscht sein. Drive ist eher ein höllisch spannendes Thriller-Drama und hat bis auf ein oder zwei kleine Ausnahmen so gut wie keine Action. Das tut dem Film aber kein Abbruch. Ganz im Gegenteil, er wirkt dadurch eher frisch und sticht aus der Masse der typischen Dramen oder Thriller wie ein bunter Hund hervor.
FAZIT
Drive ist unterkühlt, blutig und auf jeden Fall nichts für jedermann. Der Cast agiert bis in den letzten Nebendarsteller absolut herausragend, die Geschichte trifft ins Herz, auch wenn sie recht konventionell gehalten ist und die Spannung wird je länger der Film läuft immer unerträglicher. Was macht Drive als am Ende falsch? Absolut gar nichts! Der Film ist vom Sound Mixing bis zum letzten Schnitt so gut wie perfekt. Etwas mehr Eigenheiten in der Geschichte und Drive wäre eines der wohl besten Filme aller Zeiten.