Kritik: Die Croods: Alles auf Anfang | Generationenkrieg auf Wish bestellt

Ihr wollt einen richtig guten Animationsfilm? Dann guckt mit euren Kindern doch lieb lieber „Luca“ oder „Soul“ denn „Die Croods 2“ macht einige gewaltige Fehler..

 

Inhalt

 

Die Familie rund um das Oberhaupt Grug (Stimme im Original: Nicolas Cage / deutsche Stimme: Uwe Ochsenknecht) macht sich auf den Weg, um ein neues, aber vor allem auch sicheres Zuhause zu finden. Als sie hinter hohen Mauern auf ein unsagbares Paradies treffen, welches als neuer Lebensmittelpunkt perfekter nicht sein könnte, sehen sie sich schon den Rest ihres Lebens hier verbringen. Doch da haben sie nicht mit Familie Bessermann gerechnet, denn die wohnen schon dort! Und wie die dort wohnen: Sie haben ein Baumhaus, welches mit allen erdenklichen Extras ausgestattet ist, sämtliche neumodischen Erfindungen und sogar einen Garten, der voller Obst und Gemüse ist! Während die Croods also noch in der Steinzeit leben, sind die Bessermanns schon längst in der Zukunft angekommen. Die Bessermanns nehmen die Neuankömmlinge bei sich auf. Als sich eine neue Bedrohung ankündigt, sind die beiden gegensätzlichen Familien gezwungen, zusammenzuarbeiten.

 

Kritik

 

Im Jahr kommen unzählige Animationsfilme in die deutschen Kinos. In den meisten Fällen sehen die hochwertig aus und erzählen eine tiefgründige Geschichte, die sowohl für Jung und Alt funktioniert. Bei „Die Croods 2″ ist das etwas anders. Der Grund dafür liegt in der Story und in der Art und Weise, wie er versucht, manche Dinge perfekt auf ein junges Publikum umzumünzen. Dass man damit gewaltig auf die Klappe fliegen kann, beweist der Film perfekt, auch wenn er in anderen Kategorien doch ein typisch guter Animationsfilm ist. Verwirrt? Dann folgt hier die Erklärung

Das Problem, welches diesem Film zugrunde liegt, ist die Art, wie der Streifen entstanden ist. 2013 erschien der erste Teil und war in den Kinos ein riesiger Erfolg. Kein Wunder, das Marketing hat genau darauf gezielt, was den Film auch ausmacht. Er war ein netter Familienspaß mit leicht unterschwelliger Botschaft. Da hat es 8 Jahre gedauert, bis endlich der zweite Teil in die Kinos fliegt. In der Zeit hat sich eine Menge verändert. Wie sich Menschen benehmen, sie sprechen und wie sie sich im gesamten geben. Jeder weiß selber, wie er sich entwickelt. „Die Croods 2″ versucht leider diese Entwicklung mit Krampf in die Handlung einzubauen. Ohne wirklich eine Idee zu haben wie man den Generationskonflikt richtig umsetzt, wird eine extrem fortschrittliche Familie inszeniert die allen Klischees des modernen Hipsters erfüllt. Das ist nicht nur stellenweise sehr unangenehm, sondern auch schwer aufgesetzt und überhaupt nicht glaubwürdig. Selbst die Kinder, die sich diesen Film ansehen, werden an manchen Punkten fragen, was hier eigentlich gemeint ist. So ist die Zielgruppe schwer einzugrenzen. Es ist zwar ein Animationsfilm, der kindlichen Humor mit viel Slapstick übertreibt. Daneben gibt es den hoch modernen Generationskampf, der sich gar nicht mit dem Rest in einen Einklang bringen lässt. So sind wir viel eher abgeschreckt als wirklich interessiert am Ball.

Andere Animationsfilme dieses Jahr haben die Messlatte für die Optik ordentlich nach oben geschraubt. „Luca“ hat wunderbar die Wärme Italiens rüber gebracht während „Soul“ stellenweise fotorealistisch war. Filme wie „The Mitchells vs the Machines“ versuchen etwas ganz anderes und schaffen damit den Spagat zwischen Comic und Animationsfilm. „Die Croods 2″ sieht aus wie jeder andere Animationsfilm nur halt eben auch nicht so gut. Um mit Disney oder Sony mitzuhalten fehlt noch der gewisse Grad an Realismus. Viel zu comichaft sind die Gegenden, viel zu übertrieben die Gestiken der Charaktere. Zwar ist das alles auf einem sichtbar hohen Niveau, man muss aber auch vergleiche anstellen. Dass der Film im Vergleich zu seinen Konkurrenten weniger gekostet hat, ist sichtbar. Das heißt aber nicht, dass man sich viel Mühe geben könnte. Andere Animationsfilme haben schon mit wesentlich weniger Geld einen besseren Look hingelegt. Da ist das hier zwar gut, aber weit davon entfernt, mit den anderen Filmen mithalten zu können.

Auch bei der Inszenierung hapert es gewaltig. Der erste Teil hatte noch ein gewisses Gespür für Timing. Der zweite Teil wechselt wie eine Achterbahnfahrt zwischen schnellen und interessanten sowie auch langweiligen und belanglosen Momenten hin und her. Das zerstört stellenweise das Interesse an der dünnen Handlung und an den Charakteren. Denn gerade an ihnen hängt der Film. Wenn wir aber wegen unterschiedlichen charakterlichen Entscheidungen kein Gefühl mehr für die Protagonisten haben, dann geht die Spannung flöten und die Inszenierung lässt zu wünschen übrig. Besonders hinten raus weiß der Film nichts mehr mit sich anzufangen und schießt mit unterschiedlichsten Elementen aus anderen Filmen um sich. Das kann man mögen, in einigen Fällen dürfte es aber eine Übersättigung auslösen, die sich bis zum letzten Bild des Filmes zieht.

 

Fazit

 

„Die Croods 2“ sieht gut aus, hat tolle Synchronstimmen und stellenweise ganz nette Momente. Doch leider ist die Handlung durch den Einsatz viel zu viel unnötiger popkulturellen Elemente zu überladen und die Inszenierung macht mit ihrer Achterbahnfahrt zu viele Schlenker. Weniger wäre im Fall dieses Filmes einfach mal mehr gewesen.

0.00
5.9

Story

5.0/10

Schauspiel

6.0/10

Kamera

7.5/10

Inszenierung

5.0/10

Sound

6.0/10

geschrieben am: 13. Juli, 2021 um 11:09 pm

Autor:

Johnny