Kritik: Der Spion | Benedict Cumberbatch als Schachfigur für eine unangenehme Meinungsäußerung

Benedict Cumberbatch als Kurier und Kontaktperson für die Briten im kalten Krieg. Kann das gut werden? Das verrate ich euch in der neuen Kritik.
Inhalt
Während des Kalten Kriegs: Oleg Penkowski (Merab Ninidze) ist ehemaliger Geheimdienstoffizier der Sowjetunion und hat noch immer Kontakte in den Kreml, weshalb er nun die westlichen Geheimdienste mit Informationen versorgt. Angesichts der zunehmenden Eskalation des Konflikts mit den USA und der impulsiven Natur von KPdSU-Parteichef Nikita Khrushchev (Vladimir Chuprikov) fürchtet Penkowski einen drohenden Krieg und beschließt zu handeln. Er kontaktiert im Geheimen die amerikanische Botschaft in Moskau. CIA-Agentin Emily Donovan (Rachel Brosnahan) holt schließlich auch den britischen MI6 an Bord, denn sie hat einen Plan: Der unauffällige und harmlose Vertreter Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) soll nichtsahnend mit Penkowski Kontakt aufnehmen. Nach und nach freunden sich die beiden Männer bei gegenseitigen Besuchen in Moskau und London an, doch die westlichen Geheimagenten spannen Wynne auch immer mehr in ihre Ränkespiele ein…
Kritik
Wie oft haben wir Spionage Thriller im Kalten Krieg schon gesehen. Zwar haben wir zuletzt mit „Bride of Spies“ und „Dame, König, As, Spion“ echt gute Vertreter des Genres bekommen, doch das Thema ist noch mittlerweile durch. Dennoch denken sich besonders die Briten immer wieder, das Thema müsse noch einmal neu angepackt werden. Darum ist nun „Der Spion“ oder im Original „The Courier“ erschienen, der ähnlich gestrickt ist wie die restlichen Filme in diesem Genre. In der Hauptrolle kein Unbekannter. Benedict Cumberbatch, den viele als Sherlock oder Doctor Strange kennen und für „The Imitation Game“ eine Oscar-Nominierung einheimste, spielt die Hauptrolle. Kann denn da groß was schief gehen? Leider ja…
Doch dabei sind die Zeichen, die gesetzt wurden, sehr vielversprechend. Ein toller Cast, eine grundsätzlich interessante Handlung und eine nette Aufmachung. Wieso sollte da denn groß was schief gehen? Das große Problem liegt auch nicht unbedingt bei der optischen Aufmachung und auch nicht bei dem super Cast. Denn das sind die wohl stärksten Komponenten des Filmes. Das eigentliche Problem ist die wahnsinnig unangenehme Message, die der Film versucht, in unseren Kopf zu hämmern. Kapitalismus ist in unserer aktuellen Gesellschaft ein wichtiges Thema. Ist es wirklich ein System, auf den ein ganzes Land gestützt werden kann? „The Courier“ gibt eine Antwort. Jedenfalls versucht er es. Denn hier heißt es unter anderen, dass Kapitalismus der Grund ist, wieso der Kalte Krieg beendet werden konnte. Benedict Cumberbatchs Charakter wurde damit angesprochen, dass er perfekt für die Rolle des Couriers sei, gerade weil er ein ach so toller Kapitalist ist. Besonders in Anbetracht der russischen Thematik schräg. Wieso wird ein Film inszeniert, gerade von den Briten, die eine diese Message so sehr aufs Auge drücken?
Der Grund ist ein recht simpler. Man merkt, dass die Welt gerade im Wandel ist. Die Jugend wählt deutlich mehr Grün oder Links. In vielen unterschiedlichen Ländern. Anlegen tun sie sich mit den alten, die mehr die konservativen Gesinnungen teilen. Das sorgt für ein Kampf der politischen Interessen. Deswegen kommt ein Film, der gerade darauf abzieht, andere Menschen etwas einzutrichtern. Gerade in der Zeit von Corona und Co. ein eigentlich kluger Schachzug. Wir sehen es an vielen Menschen, die die abstrusesten Verschwörungstheorien schlucken. Wieso also auch nicht eine film gewordene Gehirnwäsche über Kapitalismus? Ich für meinen Teil finde es schwer verwerflich, solch eine Thematik ohne kritisch damit ins Gericht zu gehen, zu verherrlichen. Sind wir wirklich an einem Punkt angekommen, in dem man so zwanghaft seine politischen und systematischen Empfindungen in die Welt hinaus posaunen muss? Ich hoffe nicht, denn dann sehe ich schwarz für unsere Gesellschaft.
Dieses Thema zieht sich auch durch den ganzen Film. Sobald der Satz einmal gefallen ist, sehen wir alle Momente mit ganz anderen Augen. Da hilft auch die so gute Darstellung von Benedict Cumberbatch nicht. Der spielt zwar fantastisch auf und liefert die beste Performance seit „The Imitation Game ab. Wird aber eigentlich nur als Schachfigur missbraucht für ein ganz anderes Thema. Da kann man noch so gut gegen anspielen. Er wird immer und permanent mit dem eigentlichen Thema verbunden. Das macht nicht nur seine fast fehlerfreie Leistung kaputt, sondern auch die seiner Co-Stars. Auch die tolle Kamera und die fantastische Musik sind eher Nebensache. Zwar klingt alles toll und sieht gut aus. Leider bleibt die ganze Zeit ein Nachgeschmack zurück. Egal was wir gerade vorgesetzt bekommen. Es ist quasi wie in einem Restaurant. Wir bestellen etwas, kriegen etwas ganz anderes vor die Nase gesetzt und versuchen es dennoch zu essen, wohl wissend, das wir so etwas eigentlich gar nicht wollten.
Ihr seht also. „The Courier“ oder in Deutschland „Der Spion“ ist ein verwerflicher Film. Brauchen wir so etwas in unserer aktuellen Zeit wirklich? Warum wurde die Thematik so sehr mit dem Holzhammer eingeprügelt? Haben die Darsteller das Drehbuch nicht gelesen oder warum haben sie mitgemacht? Weil sie hinter dem Thema standen oder weil der Check gestimmt hatte? „Der Spion“ wirft viele Fragen auf und lässt gerade deswegen den Zuschauer lange grübeln und nachdenken. Leider aber im falschen Sinne.
Fazit
„Der Spion“ ist toll gespielt, sieht gut aus und hat einen tollen Soundtrack. Das bringt nur leider niemanden etwas, denn die Message, die dem Zuschauer hier eingetrichtert wird, ist sowohl veraltet, geschmacklos und frech. Warum auch immer die Darsteller bei diesem Film eingewilligt haben, ist mir ein Rätsel und ich hoffe, solche Filme werden in Zukunft eher weniger erscheinen.