Kritik: Das Wunder von Fatima | Aufgezwungener Religionsunterricht oder spannende Charakterstudie?

In den letzten Jahren bekamen wir einige schwer religiösen Filme vorgesetzt. Sei es der grauenvolle „The Shack“ oder auch „Breakthrough“. Sie funktionieren fast alle gleich. „Das Wunder von Fatima“ macht etwas anders trifft aber dennoch nicht den richtigen Ton.
Inhalt
Kritik
Ein junges Mädchen, welches die Erscheinung der Jungfrau Maria sieht und dadurch viele Gläubige in den kleinen Ort strömen lässt. Das Thema ist interessant. Es gibt Stoff, um sich mit dem Thema Glaube kritisch zu nähern. Hat sie Maria wirklich gesehen? Ist das alles wirklich passiert und wenn nicht, wie naiv sind die Leute, die ihr wirklich glauben? Doch das ist Regisseur Marco Pontecorvo relativ egal. Seine Vision beinhalt nur die christliche Realität. Das sie es wirklich gesehen hat und wieso sie als eine Art auserwählte gesehen wurde. Doch diese Version geht gerade deswegen schnell unter. Warum? Das hat einige Gründe, eines ist aber nicht von der Hand zu weisen.
„Das Wunder von Fatima“ fußt nur auf der Erzählung einer Familie und dreier Kinder, die behaupteten, die Jungfrau Maria gesehen zu haben. Pontecorvo lässt es außen vor, ob sie die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Das Thema, welches definitiv interessanter gewesen wäre, wurde komplett raus gelassen. Im Fokus steht die Religion und das so aufgesetzt und aufgezwungen, dass es stört. Uns wird versucht, dem Zuschauer eine Meinung und eine Sicht der Welt zu schlucken. Wir werden mit einzelnen Bildern, mit der Musik und mit der generellen Inszenierung nahezu hypnotisiert und dadurch umgestimmt. Zum Glück funktioniert dieses Vorhaben gar nicht. Nur wirklich gläubige Menschen dürften diesen Film für voll nehmen. Alle anderen sind eher abgeschreckt von dem Holzhammer, welcher uns auf den Kopf geschlagen wird.
Ein wichtiges weiteres Problem ist die Optik. Zwar sind die Bilder gestochen scharf, aber leider dachte man, es wäre eine gute Idee, den ganzen Film in ein Grau/Braun-Ton zu hüllen. Das ist nicht nur nach einiger Zeit ziemlich langweilig, sondern auch sehr eintönig. Die Optik wirkt sehr schnell, sehr belastend und macht nichts aus seinen Möglichkeiten. Es gäbe so viele Sequenzen, in denen man mit Farben, mit unterschiedlichsten Optiken und Einstellungen spielen könnte. Es wurde sich dagegen entscheiden. Wofür sich aber immer wieder entschieden wurde, ist der schlechte Schnitt. So sind manche Sequenzen in Slow Motion, was eigentlich gar keinen Sinn macht, weil warum einen Film künstlich verlängern, wenn sich alles andere schon viel zu lange anfühlt. Außerdem warum werden teilweise Sequenzen aneinander geschnitten, die dort gar keinen Sinn haben. Es ist unangenehm zu sehen, dass sich hier zwar Ideen gemacht wurden, diese aber komplett im Kontrast zu dem stehen, was der Film sagen und zeigen möchte.
Das beste an „Das Wunder von Fatima“ sind die Darsteller. Denen glaubt man die Rollen und sie können sich wunderbar entfalten. Besonders das zehnjährige Mädchen spielt wirklich toll und schafft mit kleinen Änderungen ihrer Mimik ganz viel. Alle anderen Schauspieler wie beispielsweise Harvey Keitel sind solide. Es ist immerhin der Film der Kleinen, die hier eine sensationelle Performance abliefern. Gerade in Anbetracht ihres Alters. Von ihnen könnte man in Zukunft noch viel hören. Doch leider gibt es auch etwas Negatives. Wenn du einen Film in Portugal machst, dann bitte auch in Portugiesisch. So wirkte alles wegen ausschließlich englischer Sprache zu amerikanisiert. Es fehlt das wirkliche Gefühl, welches gerade durch die richtige Sprache heraufbeschworen werden würde. Leider hat man sich aber das Gegenteil vorgenommen und alles in Englisch gedreht, was dem ganzen Film an Atmosphäre und Spannung raubt, da man es nicht ganz glauben kann, was hier erzählt werden soll.
Fazit
„Das Wunder von Fatima“ bietet tolle Kinderdarsteller, die durch eine viel zu aufgezwungene religiöse Story spielen müssen, die mit einigen fragwürdigen Regieentscheidungen und einem grau/braunen Look daher kommt, welches den ganzen Film an Atmosphäre, Spannung und Charisma klaut. Am Ende bleibt nur ein Gedanke übrig. „Das Wunder von Fatima“ lässt jede gesellschaftskritische Möglichkeit liegen und verbrät sein ganzes Potenzial mit einer aufgezwungenen Meinung, die mehr nervt als sie wirkt.