KRITIK: Chuck – Der wahre Rocky | Der Aufstieg und Fall eines ‚Champs‘

Wir alle kennen Sylvester Stallone als Rocky Balboa, doch kennen Sie auch den echten Rocky? Nein? Gleich werden Sie ihn auf jeden Fall kennen.
INHALTSANGABE
Mit seinem am 24. März 1975 ausgetragenen Boxkampf gegen Muhammad Ali gelangte der Name Chuck Wepner an die breite Öffentlichkeit. 15 Runden hielt der Außenseiter gegen den Champ durch, bis er sich schließlich doch im K.O. ergeben musste. Einer der Zuschauer dieses Kampfes war Drehbuchautor und Schauspieler Sylvester Stallone, der das ungleiche Duell als Vorlage für seinen später zum Meilenstein der Sportfilmgeschichte aufgestiegenen Film „Rocky“ nahm. Diese Fiktionalisierung seiner Selbst hatte auch Auswirkungen auf das Leben des „echten Rocky“, Chuck Wepner (Liev Schreiber). Nach seinem Kampf gegen Ali findet sich der Boxer plötzlich in einer Situation wieder, in welcher sein öffentliches Image von dem einer Filmfigur überschattet wird – bei weitem. Chuck muss sich erst damit abfinden, dass seine Augenblicke im Rampenlicht endgültig der Vergangenheit angehören…
KRITIK
Als ich gehört hatte, dass Rocky wirklich auf dem wahren Leben eines Boxer basierte, dachte ich mir „Okay und wieso kennt den niemand?“. Als ich erfahren hatte, dass ein Film über den wahren Rocky gedreht wird mit Liev Schreiber in der Hauptrolle dachte ich mir „Das kann wirklich cool werden“. Und sieh mal einer an, ich hatte recht. Warum aber ist „Chuck – Der wahre Rocky“ so cool? Das werde ich euch in den nachfolgenden Punkten einmal erläutern.
Zu aller erst möchte ich über das wichtigste bei diesem Film sprechen, und zwar die absolut großartigen Schauspieler. Liev Schreiber übernimmt die Hauptrolle Chuck und liefert eine seiner besten und unterhaltsamsten Rollen seiner Karriere. Wir lernen ihn als fürsorglichen Vater kennen, gehen mit ihm durch die Hölle und sehen ihm beim kompletten Zerfall zu. Mit diesem Charakter fiebern wir, auch wenn er ein riesen Arschloch ist, immer mit. Aus guten Grund wie man schnell merkt. Denn Chuck ist zwar wie schon erwähnt ein riesen Arsch, aber er ist ein äußerst sympatischer Arsch. Genau das bringt Liev Schreiber in absoluter Perfektion rüber. In keinem Moment wirkt seine Rolle aufgesetzt, gelogen oder erzwungen. Es wirkt wirklich so als sei er Chuck, und genau so etwas soll ein Schauspieler ja auch hinkriegen.
Neben Liev Schreiber haben wir auch noch Elisabeth Moss mit im Cast. Sie spielt die Frau von Chuck, die in ihrer Ehe mit ihm so einiges durchmachen musste. Von Drogenkonsum, über fremdgehen mit unterschiedlichsten Frauen, ist alles mit dabei. Elizabeth Moss bring es großartig rüber wie sie immer weiter an ihrem Mann zu Grunde geht, sieh sich aber trotzdem durchweg für ihn einsetzt und für die Beziehung kämpft. Auch hier wirkt es nicht aufgesetzt, sondern wirklich ehrlich und berührend rüber gebracht. Vor allem sind die gemeinsamen Szenen von ihr und Liev Schreiber am intensivsten im gesamten Film. Aber was hätte man auch anderes von einer Elizabeth Moss erwartet?
Außerdem ist noch Ron Perlman als Chuck’s Trainier mit von der Partie. Seine Rolle ist nicht wirklich tiefgründig, dennoch schlagkräftig, dynamisch und ein wahrer Sympath. Wenn er auftaucht fühlt man sich gleich viel wohler, man möchte ihm aber dennoch nicht ans Bein pinkeln, da er auch ziemlich gut zulangen kann. Des weiteren ist auch noch Naomi Watts mit dabei, die eine Barkeeperin in die sich Chuck irgendwann verliebt. Ihre Rolle wird dann eingeführt, wenn es etwas emotionaler und tiefgründiger werden soll. Ihre Rolle ist mir persönlich sehr blass und hätte etwas mehr Tiefgang verdient. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, es ist die beste Rolle, die man seit Jahren von ihr sehen konnte.
Besonders mitreißend ist unser nächster Punkt. Nämlich die absolut großartige und packende Geschichte. Wir haben es schon oft gesehen, einen Boxer der alles erreicht hat und dann ganz tief fällt. Das ist die Geschichte aus dem Film „The Fighter“ oder auch „Southpaw“. Trotzdem ist diese Art von Erzählung immer noch genau so niederschmetternd, wie dessen Hauptprotagonisten. Die Spannung die der Film erzeugt wird besonders durch das Zusammenspiel der einzelnen Charaktere hervorgerufen, die alle samt super zusammen passen. Das bring uns auch fließend zum Thema Atmosphäre weiter. Die ist dicht, sympathisch und äußerst unterhaltsam. Es schwingt trotz dramatischer Momente immer ein wenig Hoffnung mit, welche die ganze Situation deutlich auflockert.
Aber ich habe auch etwas negatives, über das ich kurz vor dem Fazit berichten möchte. Die Rede ist von der allseits beliebten Länge des Filmes. Trotz guten Schauspielern und einer super Atmosphäre, der Film hat im Mittelteil einige Längen, in welcher sich der Film auch etwas im Kreis dreht und nicht vom Fleck kommt. Das ist aber zu verschmerzen da der Rest und Großteil des Filmes wirklich herausragend ist.
FAZIT
Chuck ist kein Film der die breite Masse erreichen wird, auch als Kultfilm oder Meisterwerk wird er nicht in die Geschichte eingehen. Der Film ist aber trotzdem ein absoluter Sympath, der von seinen großartigen Schauspielern und Charakteren lebt. Kleinere Probleme wie die Länge des Filmes und den sich wiederholenden Elementen kann man sehr gut verkraften, da der Rest des Filmes ein super Gesamtpaket abgibt. Chuck schlägt zwar nicht Rocky, ist aber für sich eine kleine aber feine Filmperle.