Kritik: Borat | Auch heute noch eine der besten Komödien der 2000er

Jeder kennt ihn, jeder liebt ihn. Sasha Baron Cohen ging mit „Borat“ in die Filmgeschichte ein. Doch ist diese Komödie auch heute noch so treffend wie früher?
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Kritik
Was soll man über Borat noch sagen, was nicht eh schon gesagt wurde? 2006 wurde das Drehbuch für den Oscar nominiert und Sasha Baron Cohen ausgezeichnet mit dem Golden Globe als bester Hauptdarsteller. Selten gab es solche Anarcho-Komödien, die alle von den Socken gehauen haben. „Borat“ hat das geschafft und noch viel mehr. Er hält seinen Zuschauern einen Spiegel vor und lässt rechte, konservative und Sekten gehörig ins Messer laufen. Doch funktioniert der Film auch heute noch? Gerade jetzt, wo die Fortsetzung erschienen ist? Macht dieser ganze „Quatsch“ wirklich noch Spaß?
Die simple und einfache Antwort hier ist ja. Dieser Humor funktioniert heute fast schon besser als früher. Das liegt an den ganzen gesellschaftskritischen Noten, die eingebaut werden. Mal führt Borat eine Sekte hinters licht, dann ein paar Collage Guys in einem Wohnmobil, und wenn dann noch zeit war, crasht er ein Abendessen bei konservativen mit einer Prostituierten of Color. Hier werden gar keine Grenzen unangetastet gelassen, um dem Gegenüber sowohl verbal die Fresse zu polieren als auch dem Zuschauer das Zwerchfell zu zertrümmern. Die Methode steht auf schmerzhaften Spaß und die haben wir auch. Mit einer Leichtigkeit werden die Menschen mit versteckter Kamera aus ihrem eigentlichen Umfeld gerissen. Selten konnten wir die typische Art mancher konservativen oder rechten so sehen. Fast schon wie ein Aquarium, in das wir schauen und sie sich vor uns gegenseitig zerlegen.
Dieses ganze filmische System in „Borat“ würde auch nicht funktionieren ohne Borat Himself. Sasha Baron Cohen, bekannt aus Filmen wie „Les Miserables“, „Brüno“ oder zuletzt in „The Trial of the Chicago 7″, wofür er eine Oscar-Nominierung bekommen hatte, liefert hier eine sensationelle Performance ab. Scham noch Angst kennt er nicht. Es ist erstaunlich, wie er immer in der Rolle bleibt bei noch so schrägen Situationen. Vor allem, wie hart die Sachen auch nach hinten losgehen könnten. In einer U-Bahn Szene sieht man sehr gut, wie weit er hätte nicht gehen sollen. Dort wäre er von so einigen Leuten fast zusammen geschlagen wurden. Macht das aber seine Performance schlechter? Absolut nicht, fast sogar noch besser. Weil es zeigt, was Cohen für ein „Drecksack“ ist und sich durch alle noch so grauenvolle Situationen durch manövriert. Seine Furchtlosigkeit ist der Kern des ganzen Projekts. Das Feuer, welches unaufhörlich lodert. Ohne Cohen hätte es eine so geniale Komödie, die bewusst grenzen überschreitet, um Themen überspitzt zu verdeutlichen, nie gegeben.
Auf technischer Seite würde man jetzt meinen, dass der Film wenige Risiken eingeht und nicht so schön ist, wie er hätte sein können. Doch das ist falsch. Der Rahmen, in dem sich „Borat“ bewegt, ist fantastisch. Fast schon bis ins kleinste Detail durchüberlegt. Wie kommen wir mit Kameras so nah an die Leute ran? Wie können wir es filmen, ohne zu auffällig zu sein? Wo verstecken wir Kameras um kleine, unangenehme Momente festzuhalten. Die Kamera ist zwar visuell vielleicht nicht hübsch, aber perfekt passend zur Handlung und zu dem, was wie gezeigt werden soll. Da funktioniert der Soundtrack und die technische Umsetzung auch mit. Alles greift wie kleine Zahnräder ineinander. Zwar muss man diesen Aspekt in den Kontext des Filmes setzen. Gegen andere Produktionen fällt das natürlich ab, hier aber funktioniert es tadellos.
Fazit
„Borat“ ist kein Film für jeden. Allein schon wegen des extrem bösen Humors. Viele dürften sich angegriffen fühlen, aber genau das ist es, was Borat will. Eine entlarvende, bissige und zum Brüllen komische Mischung aus Quatsch und Gesellschaftskritik. Das garniert mit einer tollen und geschickten Inszenierung und einem überragenden Hauptdarsteller, macht „Borat“ zu einen der besten Komödien der 2000er.