Kritik: Bomb City | Eine Bombe oder doch ein Rohrkrepierer?

Mit Lob überschüttet und von dem Publikum ignoriert. Warum „Bomb City“ von möglichst vielen gesehen werden sollte, erklären wir euch in unserer Kritik.

 

INHALT

Texas, 1997: Der leidenschaftliche Punkmusiker Brian Deneke (Dave Davis) und seine Band veranstalten regelmäßig Konzerte. In der „Bomb City“ Amarillo fühlen sie sich mittlerweile wie zu Hause und feiern hier ihren antiautoritären Lebensstil, womit sie die höchst konservative Bevölkerung jedoch verägern und schnell gegen sich aufbringen. Immer häufiger sehen sich die Punks mit Intoleranz konfrontiert. An vorderster Front wettert dabei der beliebte Highschool-Athlet Cody (Luke Shelton) gegen sie, der die Außenseiter am liebsten sofort aus seiner Stadt vertreiben würde. Doch es bleibt nicht beim verbalen Schlagabtausch: Als die Punks und die Sportler eines Tages gewaltsam aneinandergeraten, kochen die Emotionen über, bis es ein Todesopfer zu beklagen gibt. Wer Opfer und wer Täter ist, darüber ist man sich in der Kleinstadt schnell einig und die Einwohner halten gegen Brian und seine Clique fest zusammen. So kommt es zu einem folgenschweren Gerichtsprozess, der in die US-amerikanische Justizgeschichte eingehen wird…
 
 

KRITIK

„Nestroy Everything“ heißt es oft in „Bomb City“. Einem Drama, welches leider viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Dabei hat es so viel mehr verdient. In diesem Film wird die Kluft zwischen „Anders“ und „Normal“ in den Fokus genommen. Dabei wird sich ein wahrer Fall zur Hand genommen, welches über die gesamte Laufzeit aus erzählt wird. Mehr möchte ich erst einmal nicht sagen. Wer Interesse an gut geschriebenen und gespielten Dramen hat, sollte sich „Bomb City“ einmal ansehen. Ein Film, der am Ende eine riesige Bombe fallen lässt und den Zuschauer auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Die Geschichte ist eigentlich recht simpel. Böse, böse Punks, die sich nichts sagen lassen, legen sich mit „Normalos“ an. Eigentlich wirkt die Geschichte eher dünn als wirklich umfangreich. Doch der Schein täuscht. Unter den Leder-Klamotten schlummert ein brandaktuelles Thema, welches leider viel zu gerne unter den Teppich geschoben wird. „Bomb City“ macht darauf aufmerksam und scheut sich nicht davor, dem Zuschauer einen Schlag nach dem anderen in die Magengrube zu drücken. Ganz besonders das Finale zieht einem den Boden unter den Füßen weg. Regisseur Jameson Brookes kreiert mit Leichtigkeit ein bewegendes und äußerst aufwühlendes Stück Film, welches lange nach dem Sehen im Kopf hängen bleiben wird.

Doch nicht nur die Geschichte, sondern auch die inszeniert ist beachtlich. Auch die Darsteller geben ihr aller bestes. Hauptdarsteller Dave Davis gibt eine herausragende Performance als Brian. Doch auch seine Co-Stars hauen im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich auf den Putz. Einig und allein Henry Knotts wirkt in vielen Momenten zu drüber. Weniger wäre hier mehr gewesen. Doch viel zu meckern gibt es an dieser Stelle nicht.

Dasselbe gilt für die Inszenierung. „Bomb City“ spielt am Anfang mit dem Zuschauer. Bis alles aufgeklärt wird, dauert es etwas. Denn bei einer Sache ist es nicht so, wie es scheint. Dafür muss man aber den Film gesehen haben, um es zu verstehen. Gekonnt werden hier Momente verdreht und schlussendlich mit einem Wow-Effekt aufgelöst. Doch nicht nur das ist so interessant, sondern wie der Film sich dank 95 Minuten keine Sekunde zieht. Alles wirkt rund, kein Moment zu lang. Im Nachhinein fällt mir auch nicht wirklich eine Stelle ein, die ich gekürzt hätte. So was ist eines der besten Komplimente, die man einem Film machen kann.

Beim Soundtrack, der Kamera und dem Schnitt leistet sich der Film auch wenige Fehler. Einzig und allein den Soundtrack fand ich eher mau. Oft sind die Klänge zu unterschwellig und schaffen es nicht, die Spannung voranzutreiben. Dafür ist aber auf technischer Ebene die Kamera ein Träumchen. Viele Szenen sehen sensationell gut aus, einige Shots würde ich mir am liebsten direkt an die Wand pinnen. Bei dem Schnitt gibt es auch keine Problemchen. Wie ich eingangs erwähnte, fühlt sich der Film kein Moment lang an. Zudem sind die Action-Sequenzen sehr übersichtlich gemacht. Von daher habe ich auch bei diesem Punkt nicht wirklich viel zu meckern.

 

FAZIT

„Bomb City“ ist ein fieser Schlag in die Magengrube, dessen Thematik äußerst wichtig und dazu noch brandaktuell ist. Leider leistet sich der Film zwei kleine Fehler, die mir den Film etwas madig gemacht haben. Einmal das übertreiben von Darsteller Henry Knotts und der viel zu unterschwellige Soundtrack. Doch das sind nur Kleinigkeiten. Schaut euch bitte „Bomb City“ an. Er hat die Aufmerksamkeit definitiv verdient.

0.00
7.5

Story

7.5/10

Schauspiel

7.5/10

Kamera

8.0/10

Inszenierung

8.0/10

Sound

6.5/10

Pros

  • Kameraarbeit on point
  • Gesellschaftskritische Geschichte
  • Kurzweilig
  • Fantastisches Schauspiel
  • Gegen Ende zum zerschneiden dicke Spannung
  • Film führt den Zuschauer an der Nase herum

Cons

  • Henry Knotts spielt zu drüber
  • Soundtrack zu unterschwellig

geschrieben am: 31. Oktober, 2019 um 10:29 am

Autor:

Johnny