Kritik: Blade Runner: The Final Cut | Sci-Fi-Meisterwerk der aller höchsten Güteklasse

„Blade Runner“ floppte zum Kinostart in den Kinos. Wurde nach der Heimkino Veröffentlichung aber zu einem riesen Erfolg. Bis heute gilt der Film als einwandfreies Meisterwerk. Doch stimmt das wirklich? Wir verraten es euch.
Inhalt
Wir schreiben das Jahr 2019: Vier gentechnologisch hergestellte Menschen, sogenannte „Replikanten“, proben den Aufstand. Sie maßen sich an, ihre auf vier Jahre festgesetzte Lebensfrist verlängern zu lassen. Ihr Pech, dass Blade Runner Deckard (Harrison Ford) auf sie angesetzt ist. Er ist ein abgebrühter Profi, wenn es darum geht, Replikanten aufzuspüren und zu vernichten. Im verregneten Los Angeles der Zukunft macht er sich auf die Jagd…
Kritik
Große wilder einer Stadt der Zukunft. Verregnete Straßen, die Stimmung zwischen angespannt und euphorisch. All das lässt sich durch die ersten paar Minuten sagen. „Blade Runner“ konfrontiert seine Zuschauer sofort mit ihrer Welt. Zieht sie mit einem tollen Set-Design in ihren Bann. Denn was man als aller Erstes ansprechen muss, ist diese unfassbare Welt, die Ridley Scott hier auf die Bildschirme zaubert. Wenn wir am Anfang mit einem fliegenden Auto an riesigen, beleuchteten Gebäuden vorbei fliegen, auf denen Werbung projiziert wird und währenddessen die ganze Stadt in der Nacht angefangen hat zu leben. Dann weiß man das hier wird etwas Besonderes. Die Welt lebt und Atmen, hat ihren ganz eigenen Stil und eine ausgeprägte Atmosphäre. Jede Sekunde, die wir in dieser Welt verbringen dürfen, ist etwas ausgesprochen Intensives. Solch eine Filmwelt habe ich selten gesehen und gefühlt.
Wo der Film mit einer in sich schlüssigen Welt und wahnsinnig erdrückenden Atmosphäre glänzt, da kleckert er auch nicht bei den Charakteren. Deckard ist unser Protagonist. Von niemand Geringeren gespielt als Harrison Ford, den wir alle als Han Solo aus „Star Wars“ oder Dr. Indiana Jones aus „Indiana Jones“ kennen. Hier spielt er einen Blade Runner, der Replikanten aufspüren soll. Dort geht er jeden kleinen Tipp nach, um diese Jagd zufriedenstellend zu beenden. Sein Gegenspieler ist Roy Batty, gespielt von Rutger Hauer, den man als John Ryder aus „The Hitcher“ kennt. Beide Charaktere sind so tiefgründig und undurchsichtig, dass jede Minute ein Genuss ist. Was bewegt Deckard nun, diesen Auftrag auszuführen. Ist er nun ein Replikant oder eben nicht? Was ist die Motivation von Roy Batty und wieso ist er so kalt und unberechenbar? Das sind kleinere Fragen, die direkt nach dem Erscheinen der Figuren auftreten. Beim Drehbuch schreiben wurde sich so viel mühe gemacht, die Charaktere so tiefgründig und interessant zu machen, wie es geht. „Blade Runner“ ist kein einfacher Blockbuster, er ist ein massentauglicher Film, der sich lange Zeit nimmt, seine Charaktere einzuführen und weiterzuentwickeln. Was aber wirklich starke Filme ausmacht, ist, dass diese Charaktere nach dem Ende des Filmes in uns weiter leben.
Um glaubwürdige und tief greifende Charaktere sowie eine in sich geschlossene Welt umzusetzen, braucht man auch ein gutes Drehbuch. Geschrieben wurde es in dem Fall von „Blade Runner“ von Philip K. Dick, Hampton Fancher und David Webb Peoples. Für alle drei war „Blade Runner“ das erste Langfilmdrehbuch. Was dabei raus gekommen ist, ist Filmgeschichte. Selten wurde eine Welt mit so vielen Ideen gefüllt, die weder überflüssig noch zu wenig entwickelt waren. Wenn wir zwei Charaktere miteinander sprechen hören, dann sitzt jeder Dialog. Wenn wir Actionsequenzen bekommen, dann sind die glaubwürdig und stark ausgearbeitet. Nicht nur anhand der Regie, sondern in Form des Drehbuches. Wie präzise hier alles verknüpft und verarbeitet wird, ist größte Filmmagie. Besonders das Finale und das schlussendliche Ende lässt jeden Filmfan Freude jauchzend auf seinem Stuhl zurück. So muss Kino sein!
In Sachen Technik wird bei Blade Runner wie in anderen Kategorien keine Gefangenen gemacht. Wenn es scheppert, dann richtig. Der Soundtrack von Mangels ist einprägsam, unterstützt die Welt in einer Art und Weise, dass sie fast noch sperriger wirkt. Auch kleinere Geräusche wie das Hinstellen einer Tasse oder die einfachsten Schusswechsel haben einen so enormen Knall, dass es sich nahezu echt anhört. Neben dem Ton ist aber auch das Set-Design ein einziger Genuss. Riesige Stadtteile mit ewig hohen Gebäuden, an denen LED-Werbeplakate prangern. Gänge und Wege, die durch ihre Rohre, die aus den nebenan liegenden Wohnungen kommen, pfeifen und dampfen. Eine Stadt, die du fast komplett im Kopf hast, wenn du sie siehst. Die Sets, die Welt, die einzelnen Orte sind bis ins kleinste Detail perfekt ausgestattet. Ohne einen einzigen Kritikpunkt kann man sagen, hierfür hätte es einen Oscar geben müssen!
Fazit
„Blade Runner“ ist nicht mehr und nicht weniger als einer der besten Sci-Fi-Filme aller Zeiten. Die Charaktere, die Welt und die Handlung ist bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und liefert so ein Gefühl der bedingungslosen Echtheit. Es bleibt nie der Zweifel übrig, dass wir hier nicht in einer echten Welt sind. Die Formen des Filmes werden so ausgesprengt und verändert, dass die Immersion des Filmes viel zu stark ist, um sich dagegen zu wehren. Dieser Film und diese Welt haben ein Suchtpotenzial, was ich selten in einem Film erlebt habe. Ein einzigartiges und zeitloses Meisterwerk!
Pros
- Weltklasse Charakterdesign
- Atmosphäre zum zerschneiden Dick
- Die Welt wirkt zu jedem Zeitpunkt echt
- Visuell auch heute noch ein Traum
- Überragender und stimmiger Soundtrack
- Ein besseres Casting kann man sich für die Rollen nicht wünschen
- Kurzweilig
- Die Welt lebt nach dem beenden des Filmes im Kopf weiter