Kritik: Black Widow | Ein Film, wie jeden Tag das gleiche Steak essen

Nach 3 Jahren darf der neue Marvel Film über die hiesigen Leinwände flimmern. Wenn das Kino ihn denn nicht boykottiert. Ist „Black Widow“ am Ende der tolle Auftakt für eine neue Marvel-Reihe oder reiht er sich in die typische und bekannte Formel ein?

 

Inhalt

 

Natasha Romanoff alias „Black Widow“ (Scarlett Johansson) ist gezwungen, sich mit den dunklen Kapiteln ihrer Lebensgeschichte auseinanderzusetzen. Ausgangspunkt ist eine Verschwörung, die etwas mit Natashas Vergangenheit zu tun haben muss. Dabei wird sie von einem mächtigen Gegner auf die Probe gestellt, der nichts unversucht lässt, um Black Widow zur Strecke zu bringen: Taskmaster, ein hochgefährlicher Widersacher, der die Kampfstile seiner Gegner nachahmen kann. So bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich ihrer Vergangenheit als ehemalige Agentin des KGB zu stellen und auch die zerrütteten Beziehungen aufzuarbeiten, die sie lange vor ihrer Zeit bei den Avengers, hinterließ. Dabei helfen ihr ihre Ersatzeltern Alexei Shostakov (David Harbour) und Melina Vostokoff (Rachel Weisz) sowie ihre Black-Widow-Kollegin Yelena Belova (Florence Pugh)…

 

Kritik

 

Das Marvel Cinematic Universe kehrt wieder in die deutschen Kinos zurück. Jedenfalls in ein paar, denn einige Kinos boykottieren ihn aufgrund der zeitgleichen Veröffentlichung auf Disney+. Warum das quatsch ist und wieso ihr den Film nicht desto trotz nicht zwingend im Kino sehen müsst, das verrate ich in der Kritik

Marvel Filme haben in den letzten Jahren viel Schelte abbekommen. Aufgrund ihrer inhaltlichen Struktur, ihrer immer gleichen Formel und den Bösewichten, die kaum Background bekommen. In „Black Widow“ sind die Charaktere leider wieder genauso geschrieben wie immer. Du hast die lustigen Sidekicks, komische Geschwister und einen ziemlich bescheuerten Bösewicht, dessen Twist sehr früh absehbar ist. Gerade nachdem man sich die Namen in dem Vorspann durchließt. Das sorgt nicht unbedingt für Spannung und auch kaum Interesse bei den Charakteren. Denn bis auf Natasha Romanoff und Yelena Belova sind keine der genannten und gezeigten Charaktere wirklich interessant. Sie sind halt einfach nur für einige Witze da, um sich selber gut darzustellen oder um böse zu sein. Gerade Letzteres ist schwer nervig. Wenn wir Ray Winston mit nur einer Mimik dabei zusehen müssen, wie er Frauen schlägt oder wie Dreck behandelt, dann ist das mehr unangenehm als alles andere. Gerade weil Marvel wieder emotionale Sequenzen mit einem Gag auflösen muss.

Das passiert zum Glück nicht in den ersten 35 Minuten. Die sind nämlich so stark inszeniert, dass ich wirklich dachte, hier hat sich etwas geändert. Der Film bleibt in der Zeitspanne extrem spannend, emotional aufgewühlt und ließ auf einen richtig schön düsteren und erwachsenen Agenten-Thriller schließen. Am Ende wurde die Action aber immer mehr zerschnitten, man hat viel zu oft den Überblick verloren und es wurde zu einem Mix aus gut gemeinten „John Wick“, „Taken 3“ und der „Bourne“-Trilogie. Das alles macht über lange Zeit kein Spaß und lässt den Zuschauer eher unbeeindruckt dasitzen. Gerade in einem Film wie „Black Widow“ wo die Action so viel besser hätte ausfallen können, eine große Enttäuschung.

Der Vorteil bei einem guten Cast und schlecht geschriebenen Charakteren ist, das sie ihren Rollen mehr Leben einhauchen können. Egal also, ob es an Interesse fehlt, es ist dennoch ein gewisses Gefühl da. Das bekommen wir hier auf jeden Fall von Johansson, Pugh und Harbour übermittelt, die sichtlich Spaß an ihren Rollen haben. Gerade Harbour dreht als Red Guardian komplett auf und liefert eine sehr witzige Performance ab. Florence Pugh bleibt sehr zurückhaltend, darf ihre Stärken ausspielen und bleibt lange im Gedächtnis. Gerade weil sie Scarlett Johansson locker die Stirn bieten kann, die in den meisten Momenten des Filmes knallhart mit ihrer Rolle verschwimmt. Erst im finalen Kampf ist mir aufgefallen, dass Johansson ja die Hauptrolle spielt. Wenn so etwas passiert, dann hat man normalerweise alles richtig gemacht, was man richtig machen kann. Doch dann gibt es auch noch Probleme. Rachel Weisz spielt zwar solide, aber bleibt die meiste Zeit blass. Ray Winston ist Dauer böse und kriegt nie eine andere Mimik ins Gesicht gezaubert und Olga Kurylenko ist wie immer kompletter Quatsch. Es gibt kaum Rollen, in denen sie wirklich gut ist, und auch hier ist sie trotz geringer Screentime fehlbesetzt.

Für viele kommt es aber am Ende darauf an, wie gut die Action ist und wie gut der Film denn aussieht. Also er führt das Marvel Cinematic Universe weiter, wenn auch eher fragwürdig. Erst die Post Credit Scene bringt Licht ins Dunkel, wie es denn weiter geht. Ansonsten hat man den Film jetzt auch nicht wirklich gebraucht. Die Action ist, wie Eingehens erwähnt, sehr zerschnitten, aber, und das muss man sagen, sieht der Film tatsächlich sehr gut aus. Das CGI ist gut gemacht, bis auf keine Fallschirmsequenzen und die Kamera ist immer schön drauf. Gerade der Anfang ist visuell sehr schön eingefangen. Hinten raus wird es optisch leider viel zu sehr ein typischer bunter Marvel-Streifen, bei dem das ganze Bild explodieren muss. Für Fans der Reihe also nichts Neues, nichts Besonderes, aber dennoch werden alle schreien, dass „Black Widow“ der beste Marvel Film bisher ist. So wie bei allen anderen Teilen zuvor auch.

Am Ende möchte ich meinem Ärger aber noch einmal Luft machen. Einige Kinos boykottieren „Black Widow“ und nehmen ihn nicht ins Programm. Grund ist das zu teure Verleihrecht und das zu kurze exklusive Kinofenster. Das beträgt bei diesem Blockbuster nämlich nur einen Tag, dann ist er auf Disney+ für 21,99€ leihbar. Das macht aber keinen Sinn. Wenn ihr den Film sehen und euer Kino unterstützen wollt, dann geht da rein. Voraussetzung ist natürlich das er läuft. Es ist ein trauriger Trend das Kinos immer weniger Zeit für die Filme bekommen, bevor sie VOD erscheinen. Gerade bei einem riesigen Konzern wie Disney, dass kaum einbüße haben dürfte während der Corona-Krise, ist es eklig und traurig zugleich. Lasst den Kinos doch die großen Filme, denn gerade brauchen sie diese mehr denn je.

 

Fazit

 

„Black Widow“ hat einen fantastischen Start und ebbt dann immer mehr ab. Am Ende ist es wieder ein typischer Marvel-Film, der weder spannender noch belangloser ist als die anderen. Die Darsteller sind toll und holen das Maximum aus ihren Rollen raus und das CGI hat genau den Wums, den man will. Doch am Ende ist es das gleiche Schnitzel, was wir von Marvel immer wieder vorgesetzt bekommen. Nach dem 24. Mal schmeckt es immer noch gleich und wir sind langsam echt ziemlich genervt davon.

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6.2

Story

6.0/10

Schauspiel

7.0/10

Kamera

6.5/10

Inszenierung

5.0/10

Sound

6.5/10

geschrieben am: 11. Juli, 2021 um 1:46 pm

Autor:

Johnny