Kritik: A Quiet Place 2 | Den müsst ihr im Kino sehen!

Lange waren die Kinos geschlossen. Nun sind sie endlich wieder offen und sie öffnen mit einem Knall. „A Quiet Place II“ ist Weltklasse. Warum, das verrate ich euch in meiner Kritik.

 

Inhalt

Nachdem Familie Abbott ihr Zuhause verlassen musste, ist Evelyn (Emily Blunt) nun mit ihren Kindern Regan (Millicent Simmonds) und Marcus (Noah Jupe) sowie dem neugeborenen Baby auf sich allein gestellt. An den unheimlichen Zuständen in der postapokalyptischen Welt hat sich nichts geändert: Die geräuschempfindlichen Biester, die die Erde im ersten Film überfielen, sind nach wie vor auf der Jagd. Jeder unbedachte Laut könnte sie auf den Plan rufen. Die Abbotts versuchen weiterhin, ein halbwegs normales Leben zu führen – ein Leben in absoluter Stille. Als sie den Überlebenden Emmett (Cillian Murphy) treffen, stellt sich für Evelyn bald die Frage, wie es weitergehen soll. Ist es an der Zeit, sich mit anderen zusammenzutun? Und wenn ja, wem kann man überhaupt trauen?

 

Kritik

John Krasinski veröffentlichte 2018 den Überraschungshit „A Quiet Place“ und zeigte uns damit, was das Kino alles bewirken kann. Menschen haben Angst gehabt, sich zu bewegen oder ihr Popcorn zu essen. Zu stark war die Sorge davor, aufzufallen oder selber die Spannung zu zerstören. Schon der Vorgänger hat eine Suspense entwickelt, die kaum zu ertragen war. Gerade im Kino hat der Film seine Stärken ausgespielt. Nun ist der zweite Teil in den Kinos gestartet, nachdem er wegen Covid-19 von einem Starttermin zum nächsten geschoben wurde. Aber hat sich das Warten gelohnt? Und wie! Denn Krasinski hat ein wunderbares Gespür dafür, Spannung zu erzeugen.

Fangen wir aber einmal ganz vorn an. Der zweite Teil setzt genau da an, wo der erste aufgehört hatte. Die Familie rund um Emily Blunt begibt sich auf den Weg, einen neuen sicheren Platz zu finden, da ihr Eigenheim von Aliens überrannt wurde. Kaum sind sie aus ihrem sicheren Umfeld, beginnt die Hatz erneut. Dabei treffen sie auf Cillian Murphy, der, wie sollte es anderes sein, sich als Freund der Familie herausstellt. Das ist eine ziemlich simple Geschichte und das mag vielleicht auch der größte Kritikpunkt der Fortsetzung sein. Denn die Handlung ist weder neu noch originell. Das muss es auch gar nicht. Dafür werden die Probleme auf einer anderen Ebene wieder wettgemacht. Gerade auf der Seite der Spannung liefert der Film ein unvergessliches Fest.

Denn nicht nur Handluntstechnisch setzt der Film da an, wo der erste endet, sondern auch bei der Inszenierung. Krasinski setzt wie viele Fortsetzungen auf das typische „höher, weiter, schneller“-Prinzip. Dabei schafft er aber einen perfekten Mix aus neuen Ideen, altbekannte Stärken und wunderbar ausgearbeiteten Überraschungen. Denn da kann kaum ein Film in der jungen Vergangenheit mithalten. „A Quiet Place II“ setzt nach dem ersten Teil in Sachen Spannung fast noch einen drauf. Dafür werden Charaktere zwar etwas zu inszeniert, in missliche Situationen manövriert, aber das so geschickt, dass wir uns wie beim Vorgänger kaum Trauen zu essen oder uns gar zu Bewegen. Diese Spannung kann der Film nicht ewig halten. Dafür lässt er sich stellenweise auch mal Zeit, seine Charaktere zu entwickeln. Doch wenn sich entschieden wird, die Spannung ordentlich nach oben zu treiben, dann gelingt das mit einer Bravour, die einen schweißgebadet zurücklässt.

Die anderen Aspekte rund um Kamera, Soundtrack und generelle visuelle Effekte kann man relativ schnell runter rattern. Visuell ist der Film fast nicht zu unterscheiden zu seinem direkten Vorgänger. Die Aliens sehen fantastisch aus, die Filter wirken brechend und lassen rötliche Farben deutlich hervorstechen. Bei der Kamera wird sich dieses Mal auf Polly Morgan verlassen. Ein wirklicher Unterschied lässt sich nicht erkennen. Hier sind sich die Filme viel zu ähnlich. Würde man sie back to back gucken, würde man denken, die Filme währen direkt hintereinander gedreht wurden. Der größte Pluspunkt bei diesem Film ist der Sound und der Soundtrack. Wie im ersten Teil hämmert das Sounddesign einen so dermaßen in den Sessel, das einem Hören und sehen vergeht.

Der erste Teil war damals schon in dem Bereich Tonschnitt und Ton-Mixing für den Oscar nominiert. Spätestens der zweite Teil sollte endlich mit der goldenen Statur ausgezeichnet werden. Was hier auf die Ohren gefeuert wird, ist sensationell. Die Spannung wird mit einer Soundkulisse erzeugt, die zum Staunen einlädt. Wenn die Aliens in absoluter Stille durch die düsteren Gemäuer einer zerfallenen Fabrik flitzen, dann löst das nicht nur Gänsehaut, sondern auch ganz viel Angst aus. Auch kleinere Effekte wie das Rollen einer Tablettendose oder die sanften, leisen Tritte auf dem Gras klingt realistisch, als würden wir selber vor Ort sein und es hören. In den Punkten Ton kann man „A Quiet Place II“ nichts vormachen.

 

Fazit

Inszenatorisch einwandfreier Horror-Thriller, der den Zuschauer mit einem tollen Gespür für Spannung und Tondesign an den Kinosessel drückt und für rund 90 Minuten nicht mehr loslässt. Der einzige Wermutstropfen ist die simple und einfache Handlung. Doch das ist bei dem Produktionslevel einfach zu ignorieren.

0.00
8.2

Story

7.0/10

Schauspiel

7.5/10

Kamera

7.5/10

Inszenierung

9.0/10

Sound

10.0/10

geschrieben am: 29. Juni, 2021 um 3:39 pm

Autor:

Johnny