KRITIK: 5 Frauen | Zähes Arthouse-Kino aus Deutschland

Fünf Frauen gemeinsam auf dem Land in Frankreich. Kann daraus ein spannender Film entstehen? Diese Frage wollen wir in der nachfolgenden Kritik beantworten.
INHALTSANGABE
Die fünf Freundinnen Marie (Anna König), Anna (Korinna Krauss), Stephanie (Julia Dietze), Nora (Kaya Marie Möller) und Ginette (Odine Johne), die sich bereits seit ihrer Jugendzeit kennen, verbringen wie jedes Jahr ein Wochenende in einem Häuschen in Südfrankreich. Doch so unbeschwert wie in den anderen Jahren verläuft der Kurzurlaub diesmal nicht. Nicht nur, dass die Spannungen unter den sehr unterschiedlichen Frauen immer deutlicher werden – während die eine freigeistig und selbstbestimmt ist, lebt eine andere ein streng reglementiertes Leben und legt kaum Gefühlsregungen an den Tag, wieder eine andere hat sich gerade von ihrem untreuen Mann getrennt und hat eine der Anwesenden als Ehebrecherin in Verdacht. Als dann auch noch ein Fremder in das Haus eindringt und die Frauen bedroht, spitzt sich die sowieso schon angespannte Situation lebensgefährlich zu…
KRITIK
Kann ein deutsprachiger Psycho-Thriller mitten in der französischen Einöde funktionieren? Wir finden, er kann es bedingt und stemmen uns so gegen die internationale Presse, die den Film in der Luft zerfetzt. Fünf Frauen bietet fünf Frauen, die super aufspielen. Wir haben Anna König, Korinna Krauss, Julia Dietze, Kaya Marie Möller und Odine Johne im Cast, welche ihre Rollen recht glaubwürdig rüber bringen. Anna König schafft es am meisten, im Kopf zu bleiben, aber auch etwas zu enttäuschen. Nicht immer sind ihre Handlungen nachvollziehbar, nicht immer wirken die Dialoge wirklich so, wie sie gemeint sind. Das sorgt aber nicht nur bei ihr für Unglaubwürdigkeit. Bei allen anderen Schauspielern schleicht sich ab und an dieses Problem ein und reißt den Zuschauer ein wenig aus der Story des Filmes. Besonders Stefano Cassetti wirkt sehr hölzern, kaum glaubwürdig und eher überflüssig. Zwar sorgt seine Rolle für deutlich mehr Drive und Spannung, seine Rolle an sich kann er aber wenig glaubwürdig und überzeugend rüber bringen.
Wirklich überzeugend hingegen ist die recht spannende Atmosphäre, die aber nicht durch die relativ oberflächliche Geschichte, sondern durch die Charaktere erfolgt. Nur die Atmosphäre schafft es den Zuschauer, über die doch sehr langatmigen 95 Minuten Laufzeit, bei Stange zu halten. Doch hier gibt es das Problem, welches ich auch schon bei der Schauspielerei angesprochen habe. Wenn die Schauspieler gut spielen, ist die Atmosphäre sehr angenehm. Wenn sie es nicht tun merken wir sofort, wenn die Atmosphäre verloren geht. Dieses Problem geht sofort auf den Zuschauer über und trügt ein wenig den eigentlich guten Eindruck der Atmosphäre.
Sehr zwiegespalten sind wir von der Geschichte des Filmes. Im Grunde haben wir alles so schon einmal gesehen. Wir können uns zu jeder Zeit denken was passieren wird und wie die ganze Geschichte am Ende aufgelöst wird. Doch auf der anderen Seite schafft es der Film kleine Sequenzen einzubauen, welche den Zuschauer wirklich überraschen. Im Mittelteil, als auch am sehr konsequenten Ende sehen wir das viel mehr Potential da gewesen wäre, das aber so gut wie gar nicht genutzt wurde. Mit einigen Änderungen im Drehbuch (besonders in der ersten sehr zähen Hälfte des Filmes) hätte man den Film doch etwas spannender, überraschender und undurchsichtiger bekommen.
Positiv zu nennen sind bei diesem Film aber die Naturaufnahmen, die den Zuschauer in die französische Landschaft versetzt. Wir haben tolle Weinfelder, ein super schönes Haus und kein bisschen Green-Screen. Diese Punkte bleiben auf jedem Fall im Kopf hängen und sind die letzten Sachen, die einem zu diesem Film am Ende des Abspanns einfallen. Naturaufnahmen können die Macher dieses Filmes auf jeden Fall.
Der letzte Punkt über den wir sprechen wollen, ist die schon angesprochene Langatmigkeit des Filmes. Mit nur 95 Minuten Laufzeit wirkt der Film wie ein ganzer Herr der Ringe Teil in der Extended Version. Es gibt wenig Charakterfortschritt, es wird immer auf der Stelle getreten und der Film kommt selten wirklich vom Fleck. Das sorgt dafür, dass sich dieser Film anfühlt wie eine halbe Weltreise. Auch hier hätte man das Drehbuch noch einmal deutlich straffen oder umschreiben können, um Längen innerhalb des Filmes zu umgehen. Auch beim Schnitt hätte man doch mehr machen können. So hätten ganze 15 Minuten weniger dem Film wirklich gut getan. Dadurch wirkte es wie ein künstlich in die Länge gezogener Art-House Film für Feministinnen.
FAZIT
Fünf Frauen bietet tolle weibliche Darsteller, die es nicht schaffen durchgehend ihren Charakteren Glaubwürdigkeit mitzugeben. Dazu kommen wirklich großartige Naturaufnahmen, die auch Tage nach dem Sehen noch im Kopf bleiben. Die Atmosphäre hält den Zuschauer, trotz extremer Langatmigkeit und so gut wie keinem geschichtlichen Fortschritt, bei Stange. Einige viele Probleme hätte man schon während des kreativen Prozessen beim Drehbuch und am Ende beim Schnitt umgehen können. So wirkt „Fünf Frauen“ eher wie eine sehr softe Version von Sex and the City mitten in der französischen Provence.
Pros
- Wunderschöne Naturaufnahmen
- Atmosphäre ausgehend von charakteren
- Konsequent
Cons
- Ab und an unglaubwürdig gespielt
- Zieht sich massiv in die länge
- Vorhersehbare Handlung
- Männlicher Charakter ziemlich unnötig
- Keine charakterliche oder schauspielerische Weiternetwicklung
- Kein nachhallender Eindruck