Film des Tages #01: Berlin Falling

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Deutsche Filme sind meist unlustige Komödien aus der „Schweiger/Schweighöfer-Schmiede“ oder es sind Filme, die im zweiten Weltkrieg oder der Nachkriegszeit spielen. Berlin Falling geht einen ganz anderen Weg und ist damit zu Recht der beste deutsche Film des Jahres. Warum? Das erkläre ich euch jetzt.

INHALTSANGABE

Frank (Ken Duken) war Elitesoldat und wird diese Vergangenheit einfach nicht los. Er bekommt die schrecklichen Kriegsbilder nicht aus dem Kopf und lebt in einer heruntergekommenen Wohnung – versoffen und allein. Nun darf er nach langer Zeit aber immerhin seine kleine Tocter Lily (Greta Nedelmann) wiedersehen, die bei Franks Ex-Frau Claudia (Marisa Leonie Bach) lebt. Um sie am Berliner Hauptbahnhof abzuholen, setzt sich der ehemalige Soldat für mehrere Stunden ins Auto. Bei seinem Trip nimmt er den Anhalter Andreas (Tom Wlaschiha) mit in die Hauptstadt, einfach weil der einen sympathischen Eindruck macht. Doch der zunächst so freundliche Mann entpuppt sich schnell als Gefahr: Andreas verfolgt einen fiesen Plan – und Frank soll bei dessen Umsetzung helfen. Um den Fahrer zu überzeugen, hat Andreas zwei Argumente: eine geladene Waffe in der Hand und eine Bombe im Rucksack. Die Bombe tickt…

REVIEW

Was würden Sie tun, wenn sie einen Anhalter mitnehmen, der eine Bombe dabei hat und Sie mit einer Waffe bedroht? Dass ist die Ausgangssituation in „Berlin Falling“. Vor 10 Jahren hätten wir sicher noch gesagt „So etwas ist doch total unrealistisch“. Seit Weihnachten 2016 wissen wir, dass das die Realität ist. „Berlin Falling“ überfällt uns quasi mit einer extrem aktuellen Thematik und zwingt uns, uns damit auseinander zu setzten. Was würden wir tun? Was ist richtig und was ist falsch? Wie würde man aus dem Strudel der Gewalt wieder heraus kommen? Alles Fragen, die wir uns beim Ansehen dieses Filmes fragen. Wenn es ein Film schafft, nach dem Anschauen stundenlang im Kopf zu bleiben und nicht mehr heraus zu gehen, dann ist dem Film, für meine Begriffe, etwas gelungen, was Vielen heutzutage fehlen. Wir haben hier einen Psycho-Thriller, der gekonnt von Beginn an, die Spannungsschraube immer weiter anzieht. So weit, bis wir irgendwann nägelkauend vor dem Fernseher sitzen und wissen wollen, wie es weiter geht und wie der Hauptcharakter da wieder raus kommen will.

Darstellerisch ist Berlin Falling in jedem Zweifel erhaben. Ken Duken zeigt was für ein großartiger Charaktermime er ist und spielt die Rolle seine Lebens. Auch „Game of Thrones“- Star Tom Wlaschiha brilliert als vermeintlich gestörter IS-Kämpfer, der jedoch nicht so kalt zu sein scheint, wie er immer tut. Zusammen funktionieren diese extrem verschiedenen Charaktere unfassbar gut und lassen den Film extrem authentisch wirken. Besonders die Rolle von Tom Wlashiha sorgt für die extrem bedrohliche und immer bedrückender werdende Atmosphäre.

Berlin Falling hat aber noch mehr, was diesen Film besonders macht. Erstens, sieht der Film nicht deutsch aus, das möchte ich diesem Film auf jeden Fall ganz hoch anrechnen. Wir befinden uns Kamera technisch, inhaltlich und schauspielerisch auf einem absolut wettbewerbsfähigen Internationalen Niveau. Zweitens, endet der Film auf eine Art und Weise, die wir nie wieder aus dem Kopf bekommen werden. Selten habe ich einen deutschen Film gesehen, der so hart und konsequent zu Ende gebracht wurde, wie dieser hier.

Um zu einem Fazit zu kommen: Berlin Falling ist ein spannender und nervenzerfetzender Blick in die seelischen Abgründe eines Menschen. Die Kamera ist hervorragend, die Atmosphäre geht unter die Haut und die Darsteller legen die wohl beste Leistung ihrer Karriere ab. Wer Berlin Falling noch nicht gesehen hat, sollte dies unbedingt tun. Vielleicht haben wir hier den nächsten deutschen Film, der für den Auslands-Oscar nominiert wird.

 

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(Nicht wundern wegen der 70er Wertung im Bereich „Schauspiel“ die Darstellerische Leistung ist zwar die Beste, die die Schauspieler hingelegt haben, dennoch ist sie nicht mehr und nicht weniger als gut! Daher eine 70er Wertung)

Berlin Falling

7.6

Story

7.5/10

Schauspiel

7.0/10

Kamera

7.0/10

Inszenierung

8.5/10

Sound

8.0/10

geschrieben am: 11. November, 2017 um 7:48 pm | zuletzt aktualisiert am 18. November 2017 um 2:13 am

Autor:

Johnny