Apostle | Okultistischer Horror-Schocker vom Mastermind-Regisseur Gareth Evans

Gerade erst erschien „Apostle“, frisch auf Netflix. Grund genug, sich das neue Werk des Masterminds hinter „The Raid“ und „The Raid 2“, anzusehen. Ob der Film genauso hart wird, wie seine Erstlinge, erfahrt ihr in der nachfolgenden Kritik.

 

INHALT

Das Jahr 1905: Thomas Richardson (Dan Stevens) reist auf eine abgelegene Insel, um seine verschwundene Schwester zu finden. Sie wurde von einem religiösen Kult entführt, der nun Lösegeld von ihm verlangt. Schnell wird klar: Der Kult wird den Tag bereuen, an dem Thomas seinen Fuß aufs Eiland gesetzt hat, denn er gräbt mehr und mehr über die Geheimnisse und Lügen aus, auf die die Kommune aufgebaut ist.

 

KRITIK

Gareth Evans ist ein sehr talentierter Regisseur. Das bewies er königlich mit den Actionmeisterwerken „The Raid“ und „The Raid 2“. Nun versucht sich der Action-Spezialist in einem sehr fernen Genre. Nämlich den, des okkultistischen Horrors. Schon in „V/H/S 2“, in der er eine kurze Episode des Filmes inszenierte, merkte man, wie gut er dieses Genre eigentlich beherrscht. Ob er das auch über ganze 128 Minuten hinkriegt? Um die Frage zu beantworten müssen wir ein wenig ausholen. Fangen wir bei der eigentlichen Geschichte an. Thomas Richardson, gespielt von Dan Stevens, muss auf eine Insel voller Okkultisten, die sich einem ganz eigenen Gott verschrieben haben. Er hat die Absicht seine Schwester zu befreien, die vor einiger Zeit dorthin entführt wurde. Schnell wird Thomas jedoch klar, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Geschichte, so gerne ich es eigentlich gehabt hätte, ist wenig originell. Viele Dinge haben wir schon in anderen Filmen gesehen, vieles deutlich besser, einiges aber auch um Welten schlechter. Gareth Evans bemüht sich, eine recht nachvollziehbare und zugängliche Geschichte zu erzählen, die konsequent erzählt und zu Ende gebracht ist. Leider dreht sich der Film oft im Kreis, plätschert vor sich hin und kommt besonders in den ersten beiden Hälften nicht wirklich vom Fleck. Das Problem daran ist, Evans weiß nicht genau, was er dem Zuschauer jetzt eigentlich erzählen möchte. Wir wissen, dass er seine Schwester befreien möchte, dennoch bleibt vieles unklar. Wir werden einfach zu lange, unnötig auf die Folter gespannt. Sofern sich hier nicht durchgebissen wird, kann man schnell die Konzentration und das Interesse am Film verlieren. Geschichtlich wird es besonders im letzten Drittel des Filmes spannend. Fast rasend schnell braust der Film zum Ende. Geheimnisse werden offenbart, offene Fragen werden nach und nach gelüftet und die Geschichte wird mal mehr und mal weniger befriedigend zu Ende gebracht. Für Horrorbegeisterte die einen eher kurzweiligen Horror suchen, würde ich von „Apostle“ abraten. Für alle anderen, ist es in diesem Fall ein Blick wert.

Auch die Inszenierung ist schwer zu erklären. Ein Film soll in der Regel immer etwas schwächer starten als er endet. Schließlich ist das letzte Gefühl, welches der Film einem vermittelt, das am Ende übrigbleibt. Der Nachgeschmack nach einem nicht perfekten Film bleibt dennoch. Dafür ist der Film einfach zu ungenau und holprig inszeniert. Besonders die Mitte des Filmes zieht sich ganz schön in die Länge und bietet wenige Informationen, die den Film vorantreiben. Hier wirkt es eher in die Länge gestreckt. Das hat mir beispielsweis den Film ein kleinwenig kaputt gemacht. Ganze 20 Minuten weniger hätten den Film sicher deutlich knackiger und besser werden lassen. Vielleicht hätte man sich auch einfach etwas mehr Zeit für den Schnitt nehmen müssen. Ob dabei ein besserer Film rausgekommen wäre, wissen wir nicht. Aber mein Bauchgefühl sagt: „Ja“.

Was an „Apostle“ aber wirklich herausragend ist, ist die Optik, der Soundtrack und die eigentliche Atmosphäre. Alles ist dreckig, schmutzig, alt und unheimlich glaubwürdig. Das Einzige was hier rausreißt sind die perlweißen Zähne, die jeder der Protagonisten hat. Es wirkt etwas unrealistisch, dafür, dass der Film im Jahre 1905 angesiedelt ist. Die Klamotten, Häuser, Kulissen und alles drum herum sind jedoch großartig. Auch bei dem Soundtrack wird auf normale spannungsgeladene Musik gesetzt, jedoch auch auf normal gespielte Musik von Musikern, die in der Stadt umherlaufen. Beispielsweise auf dem Fest auf dem das gezeigte zusammen mit der Musik untermalt wird. Am besten ist jedoch die Optik. Eine brennende Landschaft mit einem brennenden, riesigen Kruzifix, welches sich dreht, ist nur eines von den vielen tollen Bildern die eingefangenen werden. Was hier optisch dargeboten wird, lässt uns als Zuschauer streckenweise wirklich erstaunen. Das Einzige was etwas stört, ist der Einsatz von CGI der ab und an zu Tragen kommt. Hier hätte man ruhig etwas mehr Zeit investieren sollen, damit das gezeigte auch wirklich realistisch wirkt.

 

 

Zu guter Letzt, möchte ich noch einmal über die schauspielerischen Leistungen sprechen. Dan Stevens, den wir zum Beispiel aus dem großartigen Thriller „The Guest“, oder auch aus „The Beauty and the Beast“ mit Emma Watson kennen, spielt Thomas Richardson. Allein seine Art, seine zerstörte Persönlichkeit und sein Auftreten wirkt schon sehr unheimlich, interessant und packend. Wie er diesen gepeinigten Mann spielt, der seine Schwester retten muss, ist hervorragend. Viele mögen jetzt sagen „Er hat immer den gleichen Gesichtsausdruck drauf, das ist doch nicht gut gespielt“, doch da sind wir anderer Meinung. Wenn man einen gepeinigten Mann spielt, der in so eine Hölle geschickt wird, sieht man nun einmal so aus. Jedenfalls, kauft man seine Rolle von der ersten bis zur letzten Minute ab. Wir fühlen und fiebern mit ihm mit, gehen mit ihm durch die Hölle und erleben zusammen eines der wohl befriedigten Morde, die ich seit langem gesehen habe. Auch Martin Sheen, als Anführer der „Sekte“ macht seinen Job großartig. Allein wie er das R rollt macht einem schon Gänsehaut. Mit dem Verlauf des Filmes wird einem aber klar, wer der grausamste der gesamten Insel ist, sodass wir nach und nach die Angst vor ihm verlieren. Dennoch macht er seinen Job toll und sorgt nicht dafür, dass wir aus der Geschichte herausgerissen werden.

 

FAZIT

„Apostle“ hat besonders inszenatorische und geschichtliche Probleme. Die werden aber mit dem tollen Finale, dem Gewaltgrad, der Ausstattung und der großartigen Kamera ausgeglichen. Auch schauspielerisch weiß „Apostle“ zu überzeugen. So ist der Film zwar kein typischer Horrorfilm, aber dennoch ein spannender und solide konzipierter Thriller, mit einigen sehr blutigen Horrorelementen, im letzten Drittel.

7.1

Story

6.5/10

Schauspiel

7.5/10

Kamera

8.0/10

Inszenierung

6.0/10

Sound

7.5/10

Pros

  • Großartige Kamera
  • Tolles Schauspiel von Stevens und Sheen
  • Ausstattung ist Top
  • Toller Soundtrack
  • Teilweise schön brutale Szenen
  • Kostüme sind erste Sahne

Cons

  • Schwacher Mittelteil
  • Geschichte nicht wirklich Originell
  • Recht holprig erzählt

geschrieben am: 12. Oktober, 2018 um 6:24 pm

Autor:

Johnny