Kritik: The Bling Ring | Sofia Coppola-Special #5

Wir sind fast am Ende unserer Sofia Coppola-Reihe. Bevor wir uns morgen ihrem aktuellen Film widmen, werfen wir heute einen Blick auf ihren letzten Film The Bling Ring.
The Bling Ring berichtet von der wahren Geschichte einer Gruppe wohlsituierter Jugendlicher, die in den Jahren 2008/2009 mehrfach in die Häuser verschiedener Promis einbrachen und dabei allerlei Luxusgüter mitgingen ließen, um ihren luxuriösen Lebensstil imitieren zu können.
Coppola setzt diesen Stoff hier als Komödie um, die, ohne zu kommentieren oder verurteilen, die Absurdität dieser Ereignisse und die Schamlosigkeit der Teenager offenlegt. Die Story besteht aus nicht viel mehr, als die luxuriösen Leben der Protagonisten darzustellen und ihre Einbrüche zu zeigen, im stetigen Verlangen, noch ein wenig mehr zu besitzen und sich ihren Vorbildern ein wenig näher zu fühlen.
Und das macht verdammt Spaß! Man hätte hier durchaus eine Kriminalgeschichte inszenieren oder in andere Richtungen abdriften können, aber wie immer interessiert sich Coppola hier weniger um die Ereignisse an sich und mehr um die Charaktere, die an ihnen beteiligt sind. So deckt sie auf wunderbare Weise die Verwöhntheit und die daraus entstehende Selbstüberschätzung der Jugendlichen auf. Die Tatsache, dass sie bei den Besitzern der beraubten Häuser nicht vor Namedropping zurückschreckt, sorgt außerdem für ein paar amüsante Momente!
Viele Newcomer und ein Star
Beim Casting setzt Coppola diesmal auf eine Reihe von Newcomern, mit Ausnahme von Emma Watson natürlich. Das wirkt sich allerdings positiv auf den Film aus, denn so wird der Realismus der Story deutlich gesteigert. Die Schauspieler machen ihre Sache auch alle gut, wobei es natürlich auch recht dankbare Rollen sind, die sie hier einnehmen müssen.
Wie passt aber nun Emma Watson in diese Gruppe? Eigentlich müsste man meinen, dass sie das realistische Bild des Casts zerbricht, da man hier ja das Musterbeispiel einer Schauspielerin hat, die sich von ihrer berühmtesten Rolle noch nicht so richtig lösen konnte. Watson spielt hier aber so überzeugend und hat natürlich auch eine so grundlegend andere Rolle als beispielsweise im Harry Potter-Franchise, dass man sie hier genauso wahrnimmt wie die anderen Darsteller und das kein Problem darstellt.
Bunt und laut
Auch technisch ist The Bling Ring sehr interessant. Die Kamera fängt den zelebrierten Luxus und Spaß gut ein, es gibt einige interessante Einstellungen, welche die jeweiligen Einbrüche aus anderen Perspektiven zeigen und somit keine Langeweile aufkommen lassen.
Der Soundtrack, der hauptsächlich aus einem bunten Mix an Partymusik besteht, unterstreicht die Ereignisse und ist bei einer solchen Story die einzige richtige Wahl. Zwischendurch dringen aber auch ruhigere Instrumentals in den Soundtrack und sorgen so für Abwechslung. Ein gelungener Soundtrack!
Zwischen Musikvideo und Dokumentation
Coppola inszeniert die Geschichte hier konsequent aus der subjektiven Sicht der Jugendlichen und deckt so deren Abgründe, aber auch Sehnsüchte auf, ohne viel mehr als ihre Taten zeigen zu müssen. Es gibt keinen wirklichen Hauptcharakter, die Teenager unterscheiden sich nicht großartig in ihren Charakterzügen, erst am Schluss offenbaren Figuren notgedrungen ihre wahren Wesenszüge. Vorher agieren die Charaktere als eine Einheit, angetrieben von ihrem gemeinsamen absurden Interesse.
Obwohl subjektiv erzählt, schafft es Coppola trotzdem, durch Einschübe von Fernsehberichten und Interviewszenen einen dokumentarischen Stil zu wahren, der den Zuschauer erinnert, dass diese Sachen wirklich passiert sind. Das ist teilweise auch nötig, denn die Tatsache, wie einfach die Protagonisten in so viele Häuser kamen, ohne erwischt zu werden, wirkt teilweise wirklich kurios.
Gleichzeitig wirkt The Bling Ring aber auch fast wie ein Musikvideo, was sicherlich an der in solchen Videos oft zelebrierten Luxusästhetik liegt, aber gerade deshalb hier wohl auch beabsichtigt ist. Hier könnte man eventuell Vergleiche zu Spring Breakers ziehen. Insgesamt ist die Inzenierung also eine sehr gelungene Mischung, welche die Story auf interessante Weise umsetzt.
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Fazit
Irgendwo zwischen Doku und Musikvideo, zeigt The Bling Ring auf unterhaltsame Weise Missstände im Wertesystem der heutigen Jugend auf, ohne zu mahnend zu werden oder zu verallgemeinern. Die wahre Geschichte wird hier auf interessante Weise umgesetzt. Definitiv ein lohnenswerter Film!