Kritik: The Belko Experiment | Spaß bei der Arbeit

Während sich James Gunn heutzutage eher damit beschäftigt, die Guardians of the Galaxy durchs All zu schicken, liegen seine Wurzeln eher im Horrorgenre. Ein Skript aus dieser Zeit hat es nun endlich auf die Leinwand geschafft. Mehr dazu in unserer Kritik!
Die Story des von Greg McLean (Wolf Creek, The Darkness) inszienierten Splatter-Thrillers ist simpel: Als die 80 Angestellten des amerikanischen Unternehmens Belko Industries eines morgens in ihrem Bürogebäude in Bogotá, Kolumbien ankommen, ist alles ein wenig anders als sonst: So hat das Gebäude nicht nur einen neuen Wachdienst, plötzlich werden auch noch sämtliche Ausgänge verriegelt und eine Stimme fordert die Mitarbeiter auf, bis zu einer Deadline eine gewisse Anzahl ihrer Kollegen zu töten. Sollte das nicht passieren, so muss die doppelte Anzahl sterben…
Zugegeben, das Konzept ist nicht besonders neu. Der „Experiment-Film“ ist vor allem durch eine ganze Reihe an Low-Budget-Produktionen mit ähnlicher Thematik längst zu einem eigenen Genre geworden, und das Konzept des unfreiwilligen Massengladiatorenkampfs ist seit Battle Royale auch schon in allen Formen und Farben zu sehen gewesen. Was hat Gunns Story dem Genre also noch hinzuzufügen?
Nun, eigentlich nicht viel, aber dennoch sticht das Belko-Experiment deutlich aus der Masse heraus. Das liegt vor allem daran, dass hier viele Fehler und Mängel, die in vielen solcher Produktionen auftreten, erkannt und behoben wurden. So ist Gunn zum Beispiel strikt konsequent und zieht das Konzept bis zum Ende durch, statt wie viele andere mittendrin einen billigen Ausweg zu finden. Ebenfalls nicht selbstverständlich ist, dass die Charaktere durchaus eine gewisse Tiefe und Persönlichkeit bekommen, und auch, und da liegt bei vielen anderen Filmen das Problem, auch nach dieser Persönlichkeit handeln, und nicht so, wie es der Fluss der Story gerade verlangt. Alles in allem also ein, wenn auch nicht sonderlich innovatives, durchaus rundes Skript.
Bunt gemischter Cast
Interessant ist sicherlich der Cast. Denn hier gibt es durchaus nicht nur No-Names. So sind, trotz seiner Abwesenheit als Regisseur, auch James Gunns Stammschauspieler wie sein Bruder Sean Gunn oder Michael Rooker mit von der Partie. Diese bringen ein wenig Schwung in die Angelegenheit, ebenso wie John C. McGinley (Scrubs), der als wunderbar ekelhafter Büroperversling überzeugt.
Die Hauptauseinandersetzung findet allerdings zwischen den Charakteren von Hauptdarsteller John Gallagher Jr (Short Term 12, Still) und Tony Goldwyn (Ghost, Last Samurai) statt, die beide relativ blass bleiben… Das ist schade, da ihnen durchaus genug Spielraum und Charaktertiefe gegeben wird, dass sie daraus deutlich mehr hätten machen können. Insgesamt aber ein ordentlicher Cast.
Solide Kamera- und Soundarbeit
Ordentlich ist auch die Kameraführung, welche die Charaktere und ihre Interaktionen gut einfängt und auch in actionreicheren Szenen nicht überreagiert und länger auf dem Gezeigten bleibt, als es bei vielen anderen Filmen in letzter Zeit der Fall ist.
Auch der Sound ist solide, der Einsatz von kontrapunktierender, kubanischer Musik in einigen brutalen Szenen gibt dem Film einen leicht satirischen, aber nicht komplett überzogenen Charakter. Ansonsten gibt es hier aber auch nicht viel herausstechendes.
Ein wenig unkreativ
Das größte Problem vom Belko Experiment ist wohl, dass es nicht Gunn selbst inszeniert hat. Denn man merkt zwar, dass Regisseur Greg McLean sich Mühe gibt, aber es letztendlich nicht komplett schafft, das Skript gebührend zu inszenieren. Das fängt schon mit dem Einstieg an, der klischeehafter nicht sein könnte, ungefährlicher Jumpscare inbegriffen.
Die Splattereffekte können sich zwar sehen lassen, aber ansonsten sind auch die folgenden Szenen recht uninspiriert gelöst. Bis zum zugegebenermaßen sehr schönen Finale ist es eigentlich egal, ob das ganze in einem Bürogebäude spielt oder an einem anderen Ort, zu wenig Büromaterialien als Waffen, zu viele Pistolen aus der Waffenkammer.
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Fazit
Das Belko Experiment erfindet das Rad nicht neu, aber es poliert es auf und pumpt neue Luft hinein. James Gunn versteht es, Klischees zu umgehen und tatsächliche Menschen in Horrorfilme zu packen anstatt von plot devices. Dadurch wird der Film zu einem nicht fehlerfreien, aber spaßigen Splatterfilm für Zwischendurch.