Kritik: IP Man | Gewaltiger Actioner mit ganz vielen Problemen

Ich für meinen Teil bin kein großer Fan von östlichen Filmen. Doch nun wurde es einmal Zeit, mich an IP Man mit Donnie Yen heran zu wagen. Wie ich den Film fand, erfahrt ihr in der nachfolgenden Kritik.

Die Geschichte einer Legende

Im China der Vorkriegszeit ist IP Man (Donnie Yen) der berühmteste Vertreter der Martial-Arts-KampfkunstWingTsun“. Doch als die Japaner ins Land einmarschieren und seine Heimatstadt gewaltsam einnehmen, kann er nicht mehr für seine Familie sorgen und sieht sich gezwungen, im Bergwerk zu arbeiten. Als nach einem Kampfpartner gefragt wird – gegen einen Sack Reis im Falle des Siegs – meldet er sich. Auch ein alter Freund IP Mans nimmt das Angebot an und stellt sich den Japanern in einem der brutalen Martial Arts-Kämpfe. Doch das fatale Duell endet für seinen Freund tödlich. Von Gerechtigkeit beflügelt, versucht IP Man nun, den japanischen Soldaten auf seine eigene Art und Weise gegenüberzutreten. Es kommt zu einem alles entscheidenden Duell zwischen ihm und General Miura…

Die Geschichte von IP Man ist nicht wirklich neu. Schon in vielen Filmen wurde eine ähnliche Geschichte verwurstet, doch IP Man macht einiges anders. Der Film spielt mit der Emotionalität der wahren Geschichte, auf welcher der Film beruht. An manchen Stellen wird der Film leider auch viel zu emotional und drückt zu sehr auf die Tränendrüse. Besonders der Knick nach ca. 30 Minuten ist viel zu hart. In dem ersten Drittel fühlt sich der Film lebensfroh und recht witzig an. Dann kippt der Film in einen tristen, harten und brutalen Ton, der nicht zu dem ersten Drittel des Filmes passen will. Am Ende kann man aber sagen, die Fehler, die der Film bei der Geschichte gemacht hat, macht er mit anderen Stärken wieder wett, und dazu kommen wir erst noch.

 

 Hölzern wie ein Haufen Feuerholz

Das Schauspiel ist für mich der größte Kritikpunkt bei IP Man. Manchmal war ich kurz davor wegen dem Acting der Darsteller den Film abzuschalten. Doch nur eine Person hat mich davon abgehalten und zwar Hauptdarsteller Donnie Yen. Und mit diesem Schauspieler fangen wir doch gleich einmal an.

Donnie Yen ist seid Star WarsRogue One wohl jedem ein Begriff. Als blinder Möchtegern-Jedi wurde er zu einem absoluten Fan-Liebling. Lange vor der Rolle zeigte er schon, was er so auf dem Kasten hat. In IP Man legte er eine Performance hin, die eine ganze Fan-Gemeinde beeindruckt und ihm zu einem der ganz großen am Martial Arts-Himmel gemacht hat. Seine Performance hat mir im gesamten Film auch am besten gefallen. Doch auch hier habe ich so meine Probleme. In der ersten Hälfte des Filmes ist er eher ein Abbild eines frisch gerodeten Baumes. Doch dann entfaltet sich sein Charakter. Die Rolle kriegt einen nötigen Tiefgang und Donnie Yen legt alles was er kann dort hinein, und wir als Zuschauer merken das. Für mich ist seine Leistung zwar durchwachsen aber mit Abstand die beste im Cast.

Außerdem mit dabei ist Siu-Wong Fan. Ihn kennen wir aus vielen weiteren asiatischen Martial Arts-Filmen wie beispielsweise IP Man 2, Flying Sword of Dragon Gate oder Kung Fu Killer. Seine Rolle in diesem Film ist die eines Mannes, der unbedingt eine eigene Kampfschule eröffnen will, doch dieses Vorhaben wird ihm von IP Man und anderen Kampfkunst-Lehrern vereitelt. Seine Rolle ist, ähnlich wie die von jedem anderen aus dem Film, absolut hölzern und lustlos gespielt. In keinem einzigen Moment interessiere ich mich wirklich für den Charakter. Selbst wenn er sterben sollte, wäre es mir komplett Schnuppe. Die Rolle kriegt viel zu wenig Tiefgang und hat so gut wie nichts Eigenes. Wenn man mich fragt, an was ich mich bei IP Man erinnere, wird es auf jeden Fall nicht Siu-Wong Fan sein.

Dann haben wir auch noch Lynn Hung. Ihre Rolle zieht sich durch die komplette IP Man Reihe. Sie spielt die Frau von IP Man und das so hölzern, lustlos und dümmlich wie kein anderer Charakter in diesem Film. Mit ihr hätte der Film noch in eine ganz andere Richtung gehen können, denn sie ist in diesem jedenfalls zu Beginn des Zweiten Weltkrieges sehr krank. Daraus hätte man eine wunderbare Geschichte machen können um IP Man und seine Frau, doch das wird ausgeblendet, sie spielt kaum eine nennenswerte Rolle und wird komplett verramscht. Ihre Rolle gefällt mir im Film am allerwenigsten, da sie einem so egal ist wie ein Sack Reis, der in China umfällt.

Wir haben natürlich noch viele andere Schauspieler im Cast, aber da halte ich mich kurz. Der Gegenspieler ist sehr blass und hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Einzig und allein Ka Tung Lam hat mir in dem Film ganz gut gefallen. Er spielte vor dem Zweiten Weltkrieg einen Polizisten, der immer zu IP Man stand. Doch während des Zweiten Weltkrieges ändert sich seine Rolle zunehmend. Sie kriegt Tiefgang und wächst uns als Zuschauer irgendwie auch ans Herz. Seine Rolle hat mir neben der von Donnie Yen tatsächlich am besten gefallen. Der Rest des Castes ist eigentlich wie ein Scheiterhaufen, sie sind nun einmal da aber interessieren kein Schwein.

 

Wie ein Handkantenhieb

Visuell ist der Film in manchen Momenten eine ganz schöne Wucht. Klar, auch hier gibt es einige negative Punkte, doch darüber reden wir gleich noch. Als Erstes möchte ich das Augenmerk auf das Wichtigste an dem Film legen und zwar die Kampf-Choreographien. Die sind visuell absolut großartig in Szene gesetzt. Jeder Schlag sitzt, alles ist super mit dem Auge verfolgbar und wenn ein Knochen bricht, dann hält die Kamera immer schön drauf. Nicht ohne Grund ist der Film auch ab 18 freigegeben. Da spielt die Kameraführung auch sehr gut mit hinein. Besonders dann, wenn IP Man gegen 10 Menschen in einem Kampf antritt und er sie komplett vermöbelt. Das ist mit der Kamera so stark eingefangen, dass einem die Bilder nie mehr aus dem Kopf gehen werden.

Jetzt kommen wir einmal zu dem Negativen. Die Kamera steht in recht ruhigen Momenten nur rum. Wir haben keine großartigen Fahrten oder sonst etwas. Es ist außerhalb der Kämpfe eher wie ein Drama mit sehr ruhigen und bewegungslosen Kameras. Das will nicht immer zu den Kämpfen in dem Film passen. So ist der Übergang in manchen Momenten viel zu hart und reißt einen ab und an aus dem Film raus. Was sowohl positiv ist als auch negativ ist, ist die Farbgebung des Filmes. Man muss sich erst einmal daran gewöhnen, dass alles sehr grau, düster und matschig ist. Sobald man sich daran dann endlich gewöhnt hat, was einige Zeit dauern kann, ist sie wirklich passend und bringt eine tolle Atmosphäre in den Film hinein.

Die Kämpfe retten den Film

Über die Inszenierung kann man hier streiten. Auf der einen Seite ist der Film in manchen Momenten viel zu ruhig. Es herrscht fast schon eine ähnliche Stimmung wie bei einem Drama. In den anderen Momenten geht der Film richtig ab und haut uns als Zuschauer mit seiner Action mächtig aus dem Stuhl. Ich habe schon viele Leute gehört, die meinen, das passt nicht wirklich zusammen. Dass es den Zuschauer zu sehr aus den Film zieht. Ich sehe das ein wenig anders. Ja, es gibt Momente an denen ist der Bruch etwas zu hart und es passt nicht zum Rest des Filmes. Aber die meiste Zeit macht der Film nun einmal einen riesigen Spaß. Die Action ist wunderbar choreografiert und auch die ruhigen und emotionalen Momente schaffen es in manchen Momenten, den Zuschauer zu fesseln, auch wenn das Schauspiel teilweise grauenhaft ist, wie ich schon geschrieben habe.

Doch wäre der Film nur ein Drama, würde er sich ganz sicher im schlechten unteren Drittel anfinden. Was den Film rettet, ist auf jeden Fall die Action. Diese ist teilweise so schmerzhaft mit anzusehen. Ich frage mich, wie viele Knochen wohl bei diesem Dreh gebrochen wurden. Es sieht alles so handgemacht und echt aus, dass man in manchen Szenen gar nicht auf den Bildschirm schauen kann. Ich würde sagen, dass IP Man auf jeden Fall ein Film ist, denn man sich nur anguckt, wenn man auf Martial Arts-Filme steht. Ich für meinen Teil tue das nur bedingt. Dennoch hatte ich trotz ganz vielen Fehlern, die der Film macht, eine Menge Spaß. Dazu kommen wir aber später noch im Fazit.

Fazit!

IP Man hat deutlich mehr Schatten als Licht. Leute, die auf knallharte und gut choreografierte Action stehen, sollten sich den Film doch auf jeden Fall einmal ansehen. Aber es gibt viele Sachen, die den Film zerstören. Einmal das sehr hölzerne Schauspiel, die grauenvolle deutsche Synchro, die jeglichen Spaß im Keim erstickt und der Bruch zwischen Kampfszenen und emotionalen dramatischen Sequenzen. Man weiß nie genau, was der Film jetzt sein will. Ein harter Actioner, dessen Sinn es ist, alles zu Kleinholz zu zerschlagen, oder ein Drama, bei dem es darum geht, seine Freunde und Familie zu beschützen. Es will alles nicht ganz zusammen passen, was manchmal mehr und manchmal weniger stark stört. Für mich ist IP Man ein Film den man sich ruhig einmal ansehen kann, ich finde aber nicht, dass man den Film auf jeden Fall einmal gesehen haben muss.

„Wunderbar choreografierter Actioner trifft auf emotionsloses und schlecht gespieltes Drama von der Stange“

 

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5.8

Story

6.0/10

Schauspiel

4.5/10

Kamera

6.5/10

Inszenierung

7.0/10

Sound

5.0/10

Pros

  • Großartige Kampfchoreografien
  • Donnie Yenn rettet den Film
  • Wunderbares letztes Drittel
  • Die ersten 30 Minuten
  • Schön brutal...
  • Optik passt sich super an die Zeit an, in dem, der Film spielt

Cons

  • Hölzernes Schauspiel
  • Drückt zu sehr auf die Tränendrüse
  • Zu harter Knick nach den ersten dreißig Minuten
  • Charaktere sind einem mehr oder minder scheiß egal
  • ...Manchmal jedoch nicht brutal genug

geschrieben am: 8. Mai, 2017 um 3:58 pm

Autor:

Johnny